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Intel vs. AMD, Akt 2

Skylake-X und Kaby-Lake-X im Test gegen Ryzen - Fazit und Empfehlungen

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Intel ist zurück an der Spitze - aber zu welchem Preis?

In Workloads, die sämtliche 20 Threads des Core i9-7900X nutzen, ist der Core i9-7900X der schnellste Prozessor am Markt. Seinem Vorgänger, dem Core i7-6950X, kann er immer ein paar Prozent abnehmen, in einigen Benchmarks sogar im zweistelligen Bereich. AMDs Ryzen 7 1800X konnte sich zwar gegen den Core i7-6900K gut zur Wehr setzen, gegen zwei Kerne mehr und den höheren Takt des Core i9-7900X hat aber auch AMDs Flaggschiff wenig auszusetzen. Hat also Intel die alte Rangliste wieder hergestellt?

Eigentlich nicht, denn die deutliche Führung in den Benchmarks hat man sich teuer erkauft. Zunächst einmal mit einer Preissenkung für sämtliche Prozessoren, insbesondere für das Flaggschiff, welches nun für knapp 1.000 Euro über die Ladentheke gehen wird und nicht mehr für 1.750 Euro. Auch die kleineren Intel-Prozessoren wurden entsprechend im Preis angepasst, sodass es einen aktuellen Achtkern-Prozessor wie den Core i7-7820X nun für knapp über 600 Euro geben wird. Damit ist man auch in einem Bereich angekommen, wo man preislich gegen AMDs Ryzen 7 1800X ganz gut darsteht, wenn auch immer noch ein kleiner Intel-Bonus zu zahlen ist.

Schaut man aber auf ein paar andere Eckdaten, dann sieht man, mit welcher "Kopf-durch-die-Wand"-Taktik dies erkauft wurde. Der Energieverbrauch des Core i9-7900X ist unter ferner Liefen. Wo vor einem Jahr AMD zweifelhaft versuchte, mit höherer Taktfreuquenz einen Achtkern-Prozessor gegen die Intel-Übermacht zu erkämpfen, steht jetzt Intel an ähnlicher Stelle: Eine Leistungsaufnahme von fast 200W in einigen Benchmarks, die nur der CPU zugerechnet werden kann, ist nicht mehr zeitgemäß, auch wenn im Vergleich zu anderen Beispielen zumindest die Performance stimmt.

Besser macht es Intel mit dem Core i7-7800X und -7820X, die beide deutlich sparsamer zu Werke gehen, aber immer noch alles andere als "stromsparend" agieren. Sie erreichen bei deutlich besserem Preis-Leistungsverhältnis meistens eine sehr gute Performance und gefallen uns deshalb auch deutlich besser als das überdimensionierte Flaggschiff auf Steroiden.

Und dann ist da ja noch der Core i7-7740X (und im Endeffekt auch sein kleiner Bruder Core i7-7640X), der nur in einigen wenigen Benchmarks vor seinem Z270-Kollegen Core i7-7700K liegen kann. Intel gibt zwar an, der Core i7-7740X könnte sich besser übertakten lassen und hätte die besseren Features, aber dies erkauft man sich mit einer deutlich teureren Plattform, die man mit dem abgespeckten Prozessor noch nicht einmal richtig nutzen kann. Wenn man schon einen Vierkerner für den X299 bringt, dann hätte man ihm zumindest 28 PCIe-Lanes verpassen müssen - und das Quad-Channel-Interface gleich noch dazu. Intel möchte den Einstieg in die X299-Profi-Welt preislich attraktiv gestalten und zudem auch ein anschließendes Upgrade möglich machen, aber mit den angebotenen Features verkommt der Core i7-7740X zum Intel-Prozessor mit der geringsten Attraktivität. Zudem ist auch ein Core-Upgrade im Z270 wahrscheinlich, denn Coffee Lake soll auch in den Sockel 1151 passen und immerhin sechs Kerne mitbringen.

Im Vergleich zu Ryzen zeigt sich, dass sich eigentlich nichts ändert: Im niedrigen Preisbereich bleibt alles beim Alten, nur der Ryzen 7 1800X bekommt neue Gegenspieler: Mit dem i7-7800X und i7-7820X hat er zwei wirklich starke Konkurrenten, aber die Plattformkosten des X299 sowie des Quad-Channel-Interfaces machen die beiden Intel-Modelle zusammen mit dem etwas höheren Kaufpreis auch zur teureren Lösung.

Positive Eigenschaften der Core-X-Familie:

  • sehr hohe Performance des Core i9-7900X
  • sehr gute Plattform-Features des X299-Chipsatzes
  • Erweiterbarkeit durch angekündigte Modelle mit bis zu 18 Kernen

Negative Eigenschaften der Core-X-Familie

  • sehr hoher Stromverbrauch des Core i9-7900X
  • hoher Stromverbrauch der anderen X-Series-Modelle
  • hohe Kosten für die Plattform
  • kleinere Core i7-Modelle deutlich in PCIe-Lanes beschnitten
  • Core i7-7740X und i7-7640X ohne Vorteil gegenüber Kaby-Lake/Z270-Modellen
  • VROC (Virtual RAID over CPU) in der aktuellen Implementierung sinnlos

Welches Modell macht nun einen Sinn nach diesem Fazit? Den großen Core i9-7900X kann man aufgrund des Stromverbrauchs und des Preises ausklammern, die kleineren Core i7-7740X und i7-7640X aufgrund der beschnittenen Features und der vergleichsweise geringen Vorteile gegenüber dem Z270. Also bleiben die beiden mittleren Modelle mit sechs und acht Kernen, der Core i7-7820X und i7-7800X. Für die Anwender, die nicht spielen, sind sie eine Alternative zum im Vergleich preisgünstigen Ryzen 7 1800X. Wer spielen will, greift hingegen lieber zu einem Core i7-7700K oder einem anderen Z270-basierten System.

Weitere Tests sind geplant, aber dann mit ausgereifteren Biosversionen und Prozessoren, die wir nicht zurückschicken müssen und auch quälen dürfen. So haben wir den Overclocking-Test für die X299-Plattform zunächst einmal zurückgestellt.

Persönliche Meinung

So richtig können mich die neuen Modelle nicht vom Hocker hauen. Sie sind nichts Halbes und nichts Ganzes: Die Prozessoren kommen aus dem Server-Bereich und Intel hatte sie "schon im Schrank", aus diesem Grund ist auch der Ausgang der Benchmarks nicht wirklich erstaunlich. Natürlich liegen sie in Multicore-Anwendungen deutlich vorne, elegant erreicht man diese Performance aber nicht - eher mit Brute Force. Am interessantesten ist noch der Preisruck, den die Prozessoren mitbringen. Die Wahl in einem High-End-PC ist jetzt entweder ein Ryzen 7 1800X mit gutem Board für knapp 700 Euro oder ein Core i7-7820X mit X299-Board für knapp 950 Euro (oder die entsprechend etwas kleineren Modelle). Vor einem halben Jahr hätte dies noch nicht einmal für eine Achtkern-Intel-CPU ausgereicht. (Dennis Bode)