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Auf die Vorstellung der neuen Ryzen-Threadripper-9000-Prozessoren mit den aktuellen Zen-5-Kernen folgt heute unser Test der beiden Modelle mit 32 und 64 Kernen. Nicht anschauen werden wir uns die Pro-Modelle für den Workstation-Markt. Nominell sind die heute von uns getesteten Modellen Ryzen Threadripper 9970X mit 32 Kernen und Ryzen Threadripper 9980X mit 64 Kernen dem HEDT-Segment zuzuordnen, doch dieses gibt es im eigentlichen Sinne nicht mehr. Was die Plattform zu bieten hat wird Bestandteil dieses Tests sein.
Nach einer ersten Ankündigung zur Computex und einer Marktvorbereitung im Juli, sind die neuen Ryzen-Threadripper-Prozessoren nun im Handel und die OEM-Partner von AMD bieten ihre Systeme mit den neuen Modellen an. Zum Start waren wir in der Urlaubsphase leider nicht in der Lage den Artikel fertigzustellen – heute nun aber wollen wir dies nachholen.
Der Workstation-Markt wächst laut AMD stetig, wenn auch nur geringfügig. Im vergangenen Jahr erzielte er einen Umsatz von etwa 7,5 Milliarden US-Dollar. In diesem Jahr wird mit einem Umsatz von etwa 8,0 Milliarden US-Dollar gerechnet, und bis 2029 soll der Markt auf 9 Milliarden US-Dollar anwachsen. Obwohl das Wachstum moderat ist, ist der Markt insgesamt groß genug, um AMDs Ambitionen in diesem Segment zu rechtfertigen. Abseits der üblichen Einsatzgebiete für Workstations sieht AMD vor allem KI als einen der Haupttreiber in diesem Segment. KI-Systeme benötigen schnelle GPUs und eine entsprechende Anbindung. Neben der eigenen Radeon AI Pro R9700 Grafikkarten unterstützt AMDs Plattform auch PCI-Express-Beschleuniger von NVIDIA sowie die Arc Pro B60 und B50 von Intel und dient dort als Host-CPUs.
Auch wenn AMD dies entsprechend vermarktet: Ein High-End-Desktop-Segment (HEDT) gibt es in dieser Form nicht mehr. Die Zeiten von Sandy Bridge-E, Ivy Bridge-E oder Haswell-E bei Intel sind vorbei und auch AMD tut sich zunehmend schwer. Die erste Threadripper-Generation (Test) konnte mit bis zu 16 anstatt 8 Kernen noch einen deutlichen Mehrwert in der Leistung darstellen und kostete als Spitzenmodell mit 1.000 Euro auch deutlich weniger als heute. Bereits die zweite Generation (Test) schoss dann an Intel vorbei und seither ist der Vorsprung nur angewachsen. Aber die Relevanz der Plattformen hat für den Endkunden abgenommen. Mit Sapphire Rapids (Test des Xeon w9-3495X) versucht sich Intel aber noch immer eine Alternative im Workstation-Segment aufbieten zu können – mit eher mäßigem Erfolg, wenn man auf die Leistung und den Preis schaut.
AMD bietet mehr Kerne, mehr CPU-Leistung, eine höhere Speicherbandbreite und mehr PCI-Express-Lanes. Analog zu den Server-Plattformen ist aktuell nicht abzusehen, wann die Dominanz von AMD in diesem Segment gebrochen werden kann.
Pro-Plattform | HEDT-Plattform | |
Sockel | sTR5 (SP6) | sTR5 (SP6) |
Chipsatz | WRX90 | TRX50 |
CPU-Unterstützung | Pro | HEDT und Pro |
maximale Kernanzahl | bis zu 96 | bis zu 64 |
Anzahl der Speicherkanäle | 8x DDR5-6400 | 4x DDR5-6400 |
PCI-Express-Lanes | 148/144 128x PCI-Express 5.0 | 92/88 48x PCI-Express 5.0 |
Overclocking | Ja | Ja |
Pro-Management-Funktionen | Ja | Nein |
Auf der Plattform selbst ändert sich abgesehen vom Wechsel auf Zen-5-Kerne kaum etwas. Die Kerne sind eben genau das, was AMD in den vergangenen Jahren so stark gemacht hat. Alle Details zur Zen-5-Architektur sowie dem Umstand, dass AMD den Datenpfad auf 512 Bit verbreitert und damit AVX-512-Befehlssätze bei vollem Takt ausführen kann, finden sich in einem Artikel aus dem vergangenen Jahr.
Die WX-Serie bleibt bei maximal 96 Kernen, während die HEDT-Plattform weiterhin bis zu 64 Kerne bietet. Eine bedeutende Neuerung betrifft den Arbeitsspeicher: Statt der bisherigen acht oder vier Kanäle mit DDR5-5200 gibt es nun Unterstützung für bis zu acht Kanäle mit DDR5-6400. Zum Vergleich: Selbst Ryzen-Prozessoren der 9000-Serie unterstützen offiziell nur DDR5 mit 5.600 MT/s. Allerdings war es auch bei den Ryzen-Threadripper-7000-Prozessoren möglich, den Speicher mittels EXPO schneller zu betreiben. In unserem damaligen Test haben wir beispielsweise ein RDIMM-Kit von G.Skill verwendet und konnten damit einen Quad-Channel-Betrieb mit DDR5-6400 CL32 umsetzen. Die Unterschiede in der Bandbreite des Arbeitsspeichers zwischen 5.200 und 6.400 MT/s auf vier Kanälen sind entsprechend hoch.
HEDT-Serie | Kerne | L2-Cache | L3-Cache | Basis-Takt | Boost-Takt | Speicher-Kanäle | TDP | Preis |
Ryzen Threadripper 9980X | 64 | 64 MB | 256 MB | 3,2 GHz | 5,4 GHz | 4 | 350 W | 5.030 Euro |
Ryzen Threadripper 9970X | 32 | 32 MB | 128 MB | 4,0 GHz | 5,4 GHz | 4 | 350 W | 2.500 Euro |
Ryzen Threadripper 9960X | 24 | 24 MB | 128 MB | 4,2 GHz | 5,4 GHz | 4 | 350 W | 1.500 Euro |
Workstation-Serie | ||||||||
Ryzen Threadripper PRO 9995WX | 96 | 96 MB | 384 MB | 2,5 GHz | 5,4 GHz | 8 | 350 W | 11.680 Euro |
Ryzen Threadripper PRO 9985WX | 64 | 64 MB | 256 MB | 3,2 GHz | 5,4 GHz | 8 | 350 W | 7.820 Euro |
Ryzen Threadripper PRO 9975WX | 32 | 32 MB | 128 MB | 4,0 GHz | 5,4 GHz | 8 | 350 W | 4.060 Euro |
Ryzen Threadripper PRO 9965WX | 24 | 24 MB | 128 MB | 4,2 GHz | 5,4 GHz | 8 | 350 W | 2.880 Euro |
Ryzen Threadripper PRO 9955WX | 16 | 16 MB | 64 MB | 4,5 GHz | 5,4 GHz | 8 | 350 W | 1.630 Euro |
Ryzen Threadripper PRO 9945WX | 12 | 12 MB | 64 MB | 4,7 GHz | 5,4 GHz | 8 | 350 W | - |
AMD setzt bei der Ryzen-Threadripper-9000-Serie auf den bestehenden Sockel, sodass Mainboards mit WRX90- und TRX50-Chipsatz weiterhin kompatibel sind. Bestehende Mainboards benötigen lediglich ein BIOS-Update, um die neuen Prozessoren zu unterstützen. Sollte kein aktueller Prozessor für das Update zur Verfügung stehen oder das Mainboard mit einem älteren BIOS ausgeliefert werden, bieten viele Mainboardhersteller die Möglichkeit eines BIOS-Flashs ohne installierte CPU an.
Die Hauptunterschiede zwischen der Workstation- und der HEDT-Plattform liegen hauptsächlich in der Anzahl der Speicherkanäle und der verfügbaren PCI-Express-Lanes.
Die Ryzen-Threadripper-9000-Serie bietet im Vergleich zu ihrem Vorgänger keine Änderungen in Bezug auf die Anzahl der Kerne. Für den High-End-Desktop (HEDT) bleiben es maximal 64 Kerne, während Workstations mit bis zu 96 Kernen ausgestattet sind. Auch die Anzahl der PCI-Express-Lanes bleibt unverändert, was aufgrund der Plattform-Kompatibilität nicht anders möglich ist.
Die neuen Prozessoren bieten jedoch höhere Boost-Taktraten, die durchweg mit 5,4 GHz angegeben werden, im Vergleich zu den vorherigen 5,1 bis 5,3 GHz. Die TDP (Thermal Design Power) bleibt mit 350 Watt gleich.
Keine Leistungsvergleiche zu Intel
Vor mehr als zwei Jahren haben wir uns die letzte Workstation-Generation von Intel angeschaut. Der Xeon w9-3495X (Test) bietet 56 Performance-Kerne und basiert auf dem Sapphire-Rapids-WS-Design. Mit dem w9-3595X gab es inzwischen einen Refresh, der allerdings nur eine geringe Taktsteigerung anzubieten hat.
Schon 2023 tat sich Intel schwer sich gegen die Ryzen-Threadripper-5000-Prozessoren durchzusetzen. Inzwischen ist AMD zwei Generationen weiter und schon die Ryzen-Threadripper-7000-CPUs setzen sich deutlich an die Spitze. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die neuen Modelle den Vorsprung nur vergrößert haben.