TEST

Der König ist bezwungen

AMD Ryzen 9 5900X und Ryzen 5 5600X im Test

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Seit heute sind die ersten Ableger der neuen Ryzen-5000-Familie erhältlich. Mit ihnen will AMD die letzte Intel-Bastion zu Fall bringen und endlich auch bei der Spieleleistung wieder ganz vorne mitspielen, nachdem man dem Konkurrenten mit seinen Matisse-Ablegern in Sachen Preis und Multicore-Performance bereits gehörig auf die Pelle gerückt war und diesen sogar zu einem Konter zwang. Ob AMD nun endlich der endgültige Führungswechsel gelingen wird, das soll unser heutiger Testartikel auf den nachfolgenden Seiten klären. Wir haben den AMD Ryzen 9 5900X und Ryzen 5 5600X pünktlich zum NDA-Fall auf den Prüfstand gestellt.

Im Juli 2019 blies AMD zum Großangriff und schickte seine ersten Prozessoren auf Basis der Zen-2-Architektur ins Rennen. Sie sollten nach Zen 1 und Zen+, die beide über Jahre hinweg mit stetigen Verbesserungen die Grundlage schafften, endlich wieder eine leistungs- und vor allem konkurrenzfähige Alternative zu Intel werden. Tatsächlich konnten die Matisse-Prozessoren wie der AMD Ryzen 9 3950X, Ryzen 9 3900X und Ryzen 5 3600X sowie die kleineren Ryzen-3-Modelle nach jahrelanger Durstrecke gleichziehen – in Sachen Preis und Multicore-Leistung hatten die AM4-CPUs mit ihren bis zu 16 Kernen sogar selbst nach dem Intel-Konter in Form des Core i9-10900K die Nase vorn. Einzig bei der Spieleleistung mussten die AMD-Modelle weiter zurückstecken und die Konkurrenz vorbeiziehen lassen. Nun soll endlich auch die letzte Intel-Bastion fallen. 

Mit seinen heute verfügbaren, ersten Modellen der neuen Ryzen-5000-Familie will AMD seinen Erzfeind endlich komplett in die Flucht schlagen und auch bei Spielern zur Nummer Eins der schnellsten Prozessoren werden. Dass dies nun endlich gelingen soll, wird schon am Namen deutlich, denn AMD überspringt im Desktop die Ryzen-4000-Familie, welche eigentlich als nächstes vorgesehen wurde. Sie gibt es vereinzelt nur im Notebook-Bereich als Renoir. Das Flaggschiffmodell unter den AM4-Prozessoren wechselt also vom Ryzen 9 3950X zum Ryzen 9 5950X. 

Während der ersten öffentlichen Ankündigung sprach AMD von einem Leistungszuwachs in Höhe von etwa 9 und 39 %, wobei es im Mittel etwa 19 % werden sollten. Hierfür hat man seine Zen-Architektur abermals weiterentwickelt und vor allem am Frontend sowie den Caches, aber auch am Backend einige Änderungen vorgenommen, die den doch deutlichen Leistungszuwachs ermöglichen sollen. Da es fortan in einem CCX die doppelte Kernanzahl gibt und somit teilweise die Kommunikation über den externen I/O-Die entfällt, sollen die Latenzzeiten bei der Kommunikation untereinander deutlich sinken, wovon vor allem Spiele und Single-Core-Anwendungen profitieren sollen. Zudem wird der L3-Cache zusammengelegt, was ebenfalls durch die selteneren, gegenseitigen Zugriffe zu kürzen Latenzen sorgen soll. 

Auf dem Papier fallen die Unterschiede jedoch deutlich geringer aus: Auch AMDs Ryzen 5000 unterstützt wie sein Vorgänger DDR4-3200 im Dualchannel-Betrieb, hat 24 PCIe-Gen4-Lans bei einer TDP von bis zu 105 W und wird weiterhin im 7-nm-Verfahren produziert. Je nach Modell gibt es auch bei Vermeer sechs bis 16 Kerne, wobei die kleineren Quadcore-Versionen der Ryzen-3-Familie erst in den nächsten Wochen folgen dürften. In Sachen Taktrate geht es im Generationsvergleich beim Boost nur leicht nach oben, wobei sich AMD aufgrund zahlreicher Optimierungen eine höhere Leistung pro Takt verspricht. 

Vier Modelle zum Release, zwei für den Test

Die neuen Ryzen-Prozessoren in der Übersicht
 Kerne / ThreadsBasis / BoostL3-CacheL2-CacheTDPPreis
Ryzen 9 5950X16 / 323,4 / 4,9 GHz64 MB8 MB105 W799 Euro
Ryzen 9 3950X16 / 323,5 / 4,7 GHz64 MB8 MB105 Wetwa 669 Euro
Ryzen 9 5900X12 / 243,7 / 4,8 GHz64 MB6 MB105 W549 Euro
Ryzen 9 3900XT12 / 243,8 / 4,7 GHz64 MB6 MB105 Wetwa 429 Euro
Ryzen 9 3900X12 / 243,8 / 4,6 GHz64 MB6 MB105 Wetwa 399 Euro
Ryzen 7 5800X8 / 163,8 / 4,7 GHz32 MB4 MB105 W449 Euro
Ryzen 7 3800XT8 / 163,9 / 4,7 GHz32 MB4 MB105 Wetwa 309 Euro
Ryzen 7 3800X8 / 163,9 / 4,5 GHz32 MB4 MB105 Wetwa 299 Euro
Ryzen 7 3700X8 / 163,6 / 4,4 GHz32 MB4 MB65 Wetwa 279 Euro
Ryzen 5 5600X6 / 123,7 / 4,6 GHz32 MB3 MB65 W299 Euro
Ryzen 5 3600XT6 / 123,8 / 4,5 GHz32 MB3 MB95 Wetwa 199 Euro
Ryzen 5 3600X6 / 123,8 / 4,4 GHz32 MB3 MB95 Wetwa 199 Euro
Ryzen 5 36006 / 123,6 / 4,2 GHz32 MB3 MB65 Wetwa 179 Euro

Zum Start von Ryzen 5000 gibt es zunächst vier verschiedene Modelle. Der AMD Ryzen 9 5950X führt mit seinen 16 Kernen und 32 Threads das Feld künftig an und macht sich bei einer TDP von 105 W mit einem Basis- und Boost-Takt von 3,4 bis 4,9 GHz ans Werk. Beim nächst kleineren Modell, dem Ryzen 9 5900X, sinkt die Kernanzahl auf zwölf, die Taktraten hingegen auf 3,7 bis 4,8 GHz. Aufgrund der geringeren Kernanzahl reduziert sich außerdem der L2-Cache von 8 auf 6 MB, der Zwischenspeicher in dritter Reihe bleibt jedoch weiterhin mit 64 MB bestehen, genau wie die TDP von 105 W. Der AMD Ryzen 7 5800X bietet acht Kerne und 16 Threads, die sich mit 3,8 bis 4,7 GHz ans Werk machen. Eine Absenkung bei der TDP bringt erst der AMD Ryzen 5 5600X auf 65 W mit sich. Dafür stehen ihm nur noch sechs Kerne und zwölf Threads mit Taktraten von 3,7 bis 4,6 GHz zur Verfügung. 

Je nach Modell müssen zwischen 299 und 799 Euro bezahlt werden, womit sich AMD an den Release-Preisen der Vorgänger orientiert. Vorerst laufen die neuen Vermeer-Modelle auf den X570- und B550-Mainboards, im nächsten Jahr sollen auch ausgewählte X470- und B450-Boards per BIOS-Update fit gemacht werden. Vereinzelt haben die Hersteller allerdings schon jetzt entsprechende Beta-Versionen veröffentlicht.

Für unseren Launch-Test haben wir den AMD Ryzen 9 5900X und den AMD Ryzen 5 5600X mit zwölf und sechs Kernen erhalten. Das Topmodell und der mittlere Ableger sollen uns heute im Laufe des Tages erreichen, womit wir in Kürze alle vier Neueinsteiger im Test haben werden. Die Eckdaten beider Modelle können den entsprechenden CPUz-Screenshots entnommen werden:

Wir haben den AMD Ryzen 9 5900X und den AMD Ryzen 5 5600X ausführlich auf den Prüfstand gestellt. Wie sich AMDs neueste Prozessor-Generation in Sachen Spiele-Performance, Leistungsaufnahme, Overclocking-Verhalten und anderen Anwendungen schlägt, das erfährt man in diesem Hardwareluxx-Test auf den nachfolgenden Seiten.