TEST

Wi-Fi 6 vom NAS-Spezialisten

Der Synology RT6600ax im Test

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Der Synology RT6600ax im Test
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Mit dem RT6600ax hat Synology vor kurzem einen neuen WLAN-Router vorgestellt, der dank Unterstützung von Wi-Fi 6 und schnellem Ethernet sowie gleich drei WLAN-Netzwerken immer für die bestmögliche Anbindung der angeschlossenen Geräte sorgen soll. Das Modell kommt nun in den Handel und wir hatten die Gelegenheit, uns den neusten WLAN-Router des NAS-Spezialisten anzuschauen.

Auch wenn einige Hersteller bereits über Wi-Fi 7 sprechen, bei den meisten Nutzern ist ein Wi-Fi 6 noch nicht einmal angekommen, geschweige denn ein Wi-Fi 6E. Das Henne-Ei-Problem aus Router und entsprechenden Endgeräten sorgt hier meist für einen kleinen Rückstau in der Investition in ein schnelles WLAN. Mit dem ROG Rapture GT-AXE11000 haben wir uns bereits einen Wi-Fi-6E-Router angeschaut, der im neu geschaffenen Frequenzbereich auch durchaus zu überzeugen wusste.

Der Synology RT6600ax ist der Nachfolger des RT2600ac aus dem Jahre 2017 – es wurde also Zeit für ein Update. Zwischenzeitlich gab es auch noch den Mesh Router MR2200ac, den wir uns ebenfalls angeschaut haben, mit dem RT6600ax wird das WLAN-Portfolio jetzt aber auf den neusten Stand gebracht.

Dabei muss man aber eine Einschränkung machen. Der RT6600ax unterstützt zwar ein 5,9-GHz-Netz, was in etwas abgewandelter Form auch für ein Wi-Fi 6E verwendet wird, in Deutschland ist dieses 5,9-GHz-Band aber nicht freigegeben. In den USA hingegen kann der Synology RT6600ax mit 5,9 GHz betrieben werden. Hierzulande aber hat man zwei 5-GHz-Netze zur Verfügung, was ebenfalls von Vorteil sein kann.

Mit dem RT6600ax will Synology einerseits die Hardware-Plattform bieten, die auch gehobenen Ansprüchen genügt, auf der anderen Seite hat man sich auch mit einer entsprechenden Software im NAS-Bereich einen Namen gemacht und will diese Erfahrungen auf den Synology Router Manager (SRM) übertragen haben. Dazu kommen wir aber noch. Werfen wir zunächst einen Blick auf die technischen Daten des RT6600ax:

Die technischen Daten der Synology RT6600ax in der Übersicht
Modell Synology RT6600ax
Straßenpreis 365 Euro
Homepage -
Technische Daten
Internet PPPoE, PPTP, L2TP, Automatic IP, Static IP
LAN - 1x 1000Base-T (WAN)
- 3x 1000Base-T
- 1x 2.5GBase-T
Telefonie -
WLAN - WLAN AX (Wi-Fi 6) mit bis zu 4.800 MBit/s (5 GHz)
- WLAN AX (Wi-Fi 6) mit bis zu 1.200 MBit/s (5 GHz)
- WLAN AC mit bis zu 600 MBit/s (2,4 GHz)
- 2x2 (2,4 GHz), 4x4 (5 GHz) mit MU-MIMO
- ab Werk mit aktivierter WPA2-Verschlüsselung (WPA3 optional)
- WLAN-Gastzugang
Anschlüsse - 1x 1000Base-T (WAN)
- 3x 1000Base-T
- 1x 2.5GBase-T
- 1x USB 3.2 für Speicher und Drucker
Abmessungen 175 x 320 x 200 mm
Lieferumfang - Synology RT6600ax
- Netzteil
- LAN-Kabel
- Installationsanleitung

Die theoretischen Durchsatzraten sprechen zunächst einmal für sich. Im Wi-Fi 6 sollen im primären 5-GHz-Netz 4.800 MBit/s erreicht werden, im 5-GHz-Netz noch immer 1.200 MBit/s. Für ältere Geräte, die noch auf 2,4 GHz arbeiten oder hinsichtlich der Reichweite darauf zurückfallen müssen, sind 600 MBit/s im Wi-Fi-6-Standard vorgesehen und auch ein gutes Update.

Bei der Ethernet-Ausstattung geht Synology ebenfalls einen guten Weg und hat sich dazu entschieden, einen 2.5GBase-T-Port umzusetzen. Zu den einzelnen Punkten der Ausstattung kommen wir nun in der Detailbetrachtung.

Mit aufgestellten Antennen kommt der RT6600ax auf Abmessungen von 175 x 320 x 200 mm. Das Gehäuse ist im schlichten Schwarz gehalten. An den Seiten der oberen Abdeckung sind Lüftungsschlitze vorhanden. Einen Lüfter konnten wir nicht erkennen – anders als beim ASUS ROG Rapture GT-AXE11000. Das Netzteil befindet sich extern in Form eines Wechselstromadapters am Stecker. Die externen Antennen müssen an den Router angeschraubt werden und liegen im Auslieferungszustand nur bei.

Über ein Knickgelenk sowie am Anschluss selbst, können die Antennen ausgerichtet werden. Meist aber reicht es aus, diese einfach nur etwas senkrecht aufzustellen. Es handelt sich hier um omnidirektionale Dipolantennen (2T2R + 4T4R). Auf der Rückseite befinden sich ganz rechts der Anschluss für das Netzteil, ein Reset-Taster für das Zurücksetzen aller Einstellungen und ein Ein/Ausschalter.

Auf der linken Seite wiederum befindet sich ein USB-3.2-Anschluss, an den ein externes Speichermedium oder ein Drucker angeschlossen werden kann, der dann im Netzwerk zur Verfügung steht. Auch ein Mobilfunkstick kann hier angeschlossen werden. Der SRM erkennt diesen und stellt ihn als Backup-Verbindung für das Internet bereit. Die RJ45-Buche in Blau ist der WAN-Anschluss, der 1.000 MBit/s übertragen kann.

In der Mitte zwischen den Antennen befinden sich in Gelb die weiteren Ethernet-Anschlüsse. Der linke ist als 2.5GBase-T-Port ausgeführt und kann auch als zweiter WAN-Anschluss verwendet werden. Somit ist es möglich, hier einen schnellen Uplink zu verwenden oder aber ein NAS mit entsprechender Geschwindigkeit daran zu betreiben. Die weiteren drei RJ45-Buchsen sind für 1.000 MBit/s vorgesehen.

Auf der rechten Seite des RT6600ax befinden sich zwei Taster. Über diese kann eine WPS-Verbindung angestoßen werden sowie das WLAN ein- oder ausgeschaltet werden. Auf der Front befinden sich mehrere LEDs, die Auskunft über den Betriebszustand des Routers selbst, des WAN-Uplinks, des WLANs und der Ethernet-Anschlüsse geben.

SRM: Synology Router Manager

Der Synology Router Manager ist die Software, die auf dem RT6600ax läuft und diese lag uns in der Version 1.3 vor. Synology weiß wie man ein Software-Paket für Netzwerk-Hardware schnürt. Aus den NAS-Geräten hat man die entsprechender Erfahrung und dies zeigt sich auch direkt beim ersten Blick während der Einrichtung des Routers.

Die ersten Schritte sind selbsterklärend und werden durch eine ausreichende Beschreibung erleichtert, sodass in wenigen Minuten das WLAN steht. Mit dem erstellten Benutzerkonto kann man sich in der Folge auch auf der Benutzeroberfläche einloggen und die weiteren Funktionen in Anspruch nehmen. In diversen Screenshots der Galerie könnt ihr euch einen Eindruck von der Benutzeroberfläche machen, die sich komplett von dem unterscheidet, was wir sonst von Routern kennen. Anstatt eines klassischen Menüs mit Untermenüs gibt es eine Desktop-Oberfläche, von der aus die verschiedenen Bereiche ausgewählt werden. Über weiterführende Tabs sind dann alle Einstellungen der jeweiligen Bereiche zu finden.

Ein paar Netzwerk-Funktionen wollen wir gesondert erwähnen: Bis zu fünf Netzwerke mit bis zu 15 WLAN-SSIDs können aufgespannt werden, um eventuell notwendige Abtrennungen von Geräten und Bereichen zu ermöglichen. Jedes konfigurierbare Netzwerk unterstu?tzt VLAN-Tagging und den 801.1q-Standard für den Router-, AP- oder Mesh-Betrieb (mit mehreren verbundenen WLAN-Punkten). Eine Threat Prevention soll eventuelle Angriffe frühzeitig erkennen. Innerhalb der Netzwerkverwaltung gibt es eine Kindersicherung, Webfilter und QoS-Einstellungen.

Benchmarks

Der Test von WLAN-Hardware ist nicht ganz einfach, da wir keine sterilen Laborbedingungen ohne äußere Einflüsse herstellen können. Spannt der Nachbar ein neues WLAN auf, kann dies bereits Einfluss auf die Messung haben. Hinzu kommt eine Dynamik der WLAN-Technik selbst, denn Kanäle werden automatisch ausgewählt, in ihrer Breite gesteuert und bei Bedarf gewechselt. Dennoch versuchen wir für jeden Test die gleichen Ausgangsbedingungen herzustellen.

Für den Test haben wir das Netgear Orbi-Mesh mit WiFi 6 zum einen mit der PCI-Express-Karte ASUS PCE-AC88 getestet, aber auch ein Notebook mit WiFi 6 verwendet. Mit beiden Hardware-Komponenten können wir die aktuelle WLAN-Technik mit Datenraten von 2.100 MBit/s im 5-GHz-Band und 1.000 MBit/s im 2,4-GHz-Band bis an die Grenzen bringen.

2,4-GHz-Band - 1 IP-Stream

Nebenraum (5 m)

MBit/s
Mehr ist besser

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5/6-GHz-Band - 1 IP-Stream

Nebenraum (5 m)

MBit/s
Mehr ist besser

5/6-GHz-Band - 7 IP-Streams

Nebenraum (5 m)

MBit/s
Mehr ist besser

5/6-GHz-Band - 1 IP-Stream

über drei Etagen

MBit/s
Mehr ist besser

5/6-GHz-Band - 7 IP-Streams

über drei Etagen

MBit/s
Mehr ist besser

Fazit

Wi-Fi 6E wird in den kommenden Monaten zunehmenden Verbreitung finden. Dazu werden vor allem die Notebooks beitragen, die vermehrt mit entsprechenden Controllern ausgestattet werden. Auch bei den Smartphones und Tablets kommt der Standard immer häufiger zum Einsatz, sodass die entsprechende Client-Hardware inzwischen immer öfter zu finden ist. Diesen Schritt geht Synology mit dem RT6600ax noch nicht und bietet stattdessen in einigen Ländern (in Deutschland allerdings nicht) ein 5,9-GHz-Netz an, was durch das freie Spektrum (wenige Störungen) deutlich schneller sein sollte. In Deutschland ist dieses Netz allerdings nicht freigegeben und kann daher auch nicht verwendet werden.

Nun werden die meisten kaum einfach so auf einen neuen Router wechseln, sondern eine gute Gelegenheit abpassen. Sei es weil der alte defekt ist oder die WLAN-Abdeckung nicht mehr ausreicht. Gründe für einen Neukauf gibt es viele und dann steht man vor der Frage, was es denn nun sein soll.

Der Synology RT6600ax liefert gute bis sehr gute Durchsatzraten. Er kommt nicht ganz an den ASUS ROG Rapture GT-AXE11000 heran, in der Praxis wird man den Unterschied aber kaum feststellen können. Man muss auch erst einmal die Anwendung haben, um große Datenmengen in der Form über das Netzwerk zu verteilen. Zudem weiß die Ausstattung bei den Ethernet-Anschlüssen zu überzeugen. Für die WAN-Schnittstellen hat man die Wahl zwischen 1.000 MBit/s oder dem optionalen 2.5-GbE-Anschluss, der auch für ein schnelles NAS verwendet werden kann. Zusätzlich stehen noch drei Gigabit-Ethernet-Anschlüsse bereit – mindestens einer mehr hätte es aber noch sein dürften. Per USB ist es möglich einen entsprechenden Speicher oder Drucker anzubinden. Ein Mobilfunk-Backup ist über diesen Weg ebenfalls möglich.

Die große Stärke des Synology RT6600ax ist aber die Software. Der Synology Router Manager bietet eine sehr gute Übersicht und löst sich von den traditionellen Menüformen, wie man sie von anderen Routern kennt. Software-Pakete lassen sich nachladen und wer schon einmal ein Synology-NAS bedient hat, wird auch im SRM gut zurecht kommen. Hier wünschen wir uns bei anderen Herstellern eine ähnliche Entwicklung.

365 Euro soll der Synology RT6600ax kosten. Aktuell gibt es aber noch zu wenige Angebote, um diesen Preis einschätzen zu können. Für einen "einfachen" Wi-Fi-6-Router ist dies sicherlich viel Geld, die WLAN-Leistung, das Ethernet-Angebot und die Software sind aber ein Punkt, die in diesem Fall für den RT6600ax sprechen. Vergleichbare Triband-Router kosten ebenfalls ab 300 Euro.

Positive Aspekte des Synology RT6600ax:

  • hohe WLAN-Durchsatzraten
  • 2.5-GbE-Anschluss
  • schicke Oberfläche mit vielen Optionen

Negative Aspekte des Synology RT6600ax:

  • etwas schnöde Optik
  • 5,9-GHz-Netz in Deutschland nicht nutzbar