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Gaming-Flaggschiff EVGA DG-87 im Test - Fazit

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Es ist nicht leicht, ein Gaming-Gehäuse zu entwickeln, das wirklich auffällt. Schließlich sind es gerade die Gehäuse für Spieler, die optisch oft besonders gewagt ausfallen. Und funktional ist das Pflichtenheft für ein Gaming-Gehäuse eigentlich überschaubar: Wichtig sind vor allem viel Platz und ein leistungsstarkes Kühlsystem. Doch EVGA hat mit dem DG-87 (und mit Abstrichen auch mit den günstigeren DG-8-Modellen) trotzdem ein absolut unverwechselbares Gehäuse geschaffen. 

Der Gehäusekoloss erfüllt spielend die Anforderungen an ein Gaming-Gehäuse der Oberklasse. Platz- und Kompatibilitätsprobleme sind dank des riesigen Innenraumes nahezu ausgeschlossen und das Kühlsystem stützt sich schon im Auslieferungszustand auf sechs 140-mm-Lüfter. Zumindest mit dem (für dieses Gehäuse recht untypischen) semi-passiven Testsystem fällt die Kühlleistung aber doch etwas schlechter als erwartet aus. Ein Umrüsten auf Wasserkühlung wird nicht nur durch die beiden 420-mm-Radiatorenplätze, sondern auch durch Pumpen- und AGB-Montagelösungen erleichtert. Weil das DG-87 so groß ist, müssen selbst bei anspruchsvoller Nutzung kaum Kompromisse eingegangen werden. So bleiben beispielsweise zwischen dem vorderen Laufwerkskäfig und den Frontlüftern ganze 7 cm Platz für einen Frontradiator. Damit kann ein leistungsstarker Frontradiator verbaut werden, ohne dass man auch nur auf einen einzelnen Laufwerksplatz verzichten muss. Kompaktere High-End-Gehäuse können zwar auch viele Nutzungsmöglichkeiten bieten, zwingen aber eher zu Kompromissen. Darüber hinaus zeigt sich das DG-87 mit der bemerkenswerten Zugänglichkeit, einfach entnehmbaren Staubfiltern, einer zumindest teilweise werkzeuglosen Montage und überzeugendem Kabelmanagement auch sehr nutzerfreundlich.

EVGA DG-87

EVGA hätte es eigentlich dabei belassen und das DG-87 als riesigen, konventionell gestalteten Full-Tower anbieten können. Aber das Gehäuse soll und muss auffallen - schon deshalb, weil EVGA keine große Tradition als Gehäuseanbieter hat und Käufer erst auf EVGA-Gehäuse aufmerksam werden müssen. EVGA nutzt dafür einen einfachen Kniff, der die Gemüter spalten dürfte: Die breite Gehäuseseite wird zur Front. Wer das DG-87 mit Window nach vorn aufstellt, erreicht dadurch einen enormen optischen Effekt. Schließlich präsentiert sich das E-ATX-Gehäuse dann in maximaler Ausdehnung. Das großzügige Window bringt den aufgeräumten Innenraum bestens zur Geltung, gleichzeitig sorgen das breite Spiegelband und die wuchtige Form für eine fast schon barock anmutende Optik. Dabei hat der Nutzer die Gehäusetemperatur immer im Blick und kann alle Gehäuselüfter komfortabel, feinstufig und über einen weiten Bereich regeln. In etwas erweiterter Form können Kontrolle und Regelung zusätzlich sogar noch über eine eigene Software erfolgen. Allerdings liegt die Anlaufspannung der Lüfter oberhalb des unteren Regelbereichs der Lüftersteuerung. Werden die Lüfter im Betrieb unter die Anlaufspannung geregelt, laufen sie bei einem erneuten Anschalten des PCs nicht an. Dieses Problem will EVGA bei der Verkaufsversion allerdings genauso beheben wie die teils etwas kurzen Anschlusskabel. 

Bei einer UVP von 249,90 Euro gehört das DG-87 in die gehobene Preisklasse. Wer auf einzelne Ausstattungsmerkmale verzichten möchte, kann allerdings auch einfach zu einem der einfacher ausgestatteten DG-8-Modelle greifen und und erhält im Kern trotzdem das gleiche Gehäuse. Mit dem einfachsten Modell, dem DG-84, sinkt der Kaufpreis dabei immerhin auf 169,90 Euro. Direkte Konkurrenten zum DG-87 sind Gamer-orientierte Full-Tower mit vielseitigem Kühlsystem. In seinem Preissegment gibt es aber nicht viele Alternativen. Ein Beispiel wäre das wasserkühlungsfreundliche Phanteks Enthoo Primo. Es bietet zwar "nur" einen 420-mm-Radiatorenplatz, nimmt dafür aber bis zu zwei 480-mm-Radiatoren auf. Es ist ähnlich nutzerfreundlich wie das DG-87, präsentiert sich mit Aluminium blenden an Front und Deckel aber noch etwas wertiger. Das DG-87 punktet im Vergleich mit Lüftersteuerung, Temperaturanzeige und dem moderneren I/O-Panel. Als wertige Silent-Alternative empfiehlt sich das be quiet!-Flaggschiff Dark Base Pro 900 mit Aluminiumpanelen und Echtglaswindow. Es ist ebenfalls für E-ATX-Mainboards und 420-mm-Radiatoren geeignet, fällt dabei aber etwas kompakter und weniger geräumig aus. be quiet! gleicht das geringere Volumen zum Teil durch hohe Flexibilität aus, fordert dabei aber auch den Nutzer mehr.  

Das DG-87 macht Eindruck. EVGA hat ein Gamer-Gehäuse geschaffen, das auch extreme Ansprüche erfüllen kann und in Teilen regelrecht zukunftsweisend wirkt. Bei unserem Vorserien-Sample gab es zwar noch manche Kritikpunkte, die bis zum Marktstart aber behoben werden sollen. Als besonders innovatives Gaming-Gehäuse zeichnen wir das EVGA DG-87 mit unserem Technik-Award aus. 

EVGA DG-87

Positive Aspekte des EVGA DG-87:

  • enorm viel Platz für High-End-Hardware
  • schon ab Werk sechs 140-mm-Lüfter
  • zwei großzügige 420-mm-Radiatorenplätze, Installationsmöglichkeiten für Röhren-Ausgleichsbehälter und kompakte Pumpe
  • Temperaturanzeige und feinstufige Lüfterkontrolle mit breitem Regelbereich, zusätzlich Software
  • I/O-Panel mit USB 3.1 Typ-C und HDMI (damit VR-ready), Bedienelemente teilweise doppelt
  • viel Platz für Festplatten und SSDs, bei Wasserkühlung storageseitig kaum Abstriche nötig
  • teilweise werkzeuglose Montage, entnehmbare Staubfilter, gutes Kabelmanagement, herausziehbare Netzteilabdeckung

Negative Aspekte des EVGA DG-87:

  • Kühlleistung mit dem semi-passiven Testsystem nur durchschnittlich
  • Anlaufspannung der vorinstallierten Lüfter höher als der untere Regelbereich der Lüftersteuerung 
  • für die Preisklasse einfache Materialwahl
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