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In einem Video an die eigene Belegschaft hat sich Intels CEO Lip-Bu Tan zu einigen Problemen innerhalb des Unternehmens geäußert und nimmt dabei eine erstaunlich offene und ehrliche Einschätzung der Situation des Unternehmens vor. Das in Oregon ansässige Magazin The Oregon zitiert einige Passagen aus dem Video.
Das es bei Intel alles andere als rund läuft, ist seit Monaten bekannt. Vor fast genau sechs Monaten verließ der Heilsbringer Pat Gelsinger den CEO-Posten, da ihm der notwendige Rückhalt im Verwaltungsrat fehlte. Dabei glaubte man den stolpernden Chipriesen wieder auf die Spur gebracht zu haben. Die von Gelsinger gemachte Neuausrichtung konnte sich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht zeigen.
Einst dominierte Intel gewisse Produktbereiche, so bei den Server-Prozessoren. In den kommenden Jahren soll AMD seinen Marktanteil am Umsatz in diesem Bereich von aktuell etwa 33 % auf fast 50 % steigern. Bei den KI-Beschleunigern hat man den Zug komplett verpasst. Der technisch aufwendige GPU-Beschleuniger Ponte Vecchio floppte, der Nachfolger wurde wohl verfrüht eingestellt. Die Gaudi-Beschleuniger verfehlten sämtliche selbstgesteckten Ziele und spielen am boomenden Markt der KI-Hardware quasi keinerlei Rolle. Selbst mit einer aggressiven Preispolitik konnte Intel einen Umsatz von 500 Millionen US-Dollar nicht erreichen. Ursprünglich nach Gaudi 3 geplant war eine neue Beschleuniger-Serie, die mit Falcon Shores den Anfang machen sollte. Allerdings hat Intel auch diesen Schritt gestrichen und wird Falcon Shores nur noch als internes Entwicklungswerkzeug verwenden. Jaguar Shores soll Intel in diesem Segment wieder auf die Erfolgsspur bringen.
Intel hat vor allem ein Vertrauens-Problem. Aufgrund der zahlreichen Probleme in der Vergangenheit hat das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen stark gelitten. Warum sollte sich ein größerer Kunde nun wieder Intel zuwenden, wenn er sich nicht sicher sein kann, dass das gewünschte Produkt erstens pünktlich erscheint und zweitens auch die Leistungsversprechen erfüllt.
Dies gesteht sich auch Lip-Bu Tan ein:
Bereits bei unserem Besuch des Intel-Foundry-Events war klar zu erkennen: Intel will nicht mehr der allwissende Halbleiterriese sein. Tan fügte in seiner Ansprache hinzu: "Wir müssen demütig sein."
NVIDIAs Position für das KI-Training ist zu stark
Das Ruder rumzureißen, wird keine leichte Aufgabe. Es wird ein Marathon so Tan. In gewissen Bereichen wird es vermutlich aber gar nicht mehr gelingen mit der Konkurrenz aufzuschließen. So hält man NVIDIAs Position für das KI-Training für zu stark, als das man hier wird aufschließen können. Stattdessen will man sich auf das Inferencing konzentrieren. Die NPUs in den Notebook- und Desktop-Prozessoren sollen es in diesem Bereich richten. Ob dies die richtige Haltung für einen einstigen Marktführer ist, sei einmal dahingestellt.
2026 dürfte ein Schicksalsjahr für Intel werden. In der zweiten Jahreshälfte 2025 soll die Massenproduktion erster Chips in Intel 18A beginnen. Auf diesen Prozess setzt Intel in der Fertigung so ziemlich alles. Dies sollte auch für das Foundry-Geschäft gelten, allerdings zeichnete sich schon etwas länger ab, dass der initiale Schritt auf Intel 18A für externe Kunden meist nicht in Frage kommt und diese eher Intel 18A-P und Intel 14A ins Auge fassen. Dies dürfte auch damit zu tun haben, dass sich die externen Kunden zunächst einmal anschauen wollen, wie gut Intel selbst mit Intel 18A fährt.