TEST

PS5-Custom-Chip mit Einschränkungen

Das Ryzen 4700S Desktop Kit im Test

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Anfang Juni stellte AMD das Ryzen 4700S Desktop Kit vor und nachdem anfangs gar nicht so klar war, um was es sich dabei handelt, wissen wir inzwischen, dass es sich bei den hier verwendeten Prozessoren um Ausschuss handelt, der bei der Fertigung des Custom-Chips für die PlayStation 5 entsteht. Wir haben uns diesen besonderen Prozessor und das zur Verfügung gestellte Komplettsystem für einen Test genauer angesehen.

Das Ryzen 4700S Desktop Kit soll für günstige OEM- und Gaming-Systeme zum Einsatz kommen. Kernkomponente ist der Ryzen 4700S. Dabei handelt es sich um erwähnten Custom-Chip mit acht Zen-2-Kernen. Die integrierte GPU, in der PlayStation mit 36 Compute Units einer angepassten RDNA-Architektur ausgestattet, ist beim Ryzen 4700S Desktop Kit allerdings nicht aktiv und dürfte sich auch nicht mehr aktivieren lassen. Aber auch die Zen-2-Kerne haben offenbar auch einige Anpassungen erhalten, aber dazu kommen wir dann im Rahmen des heutigen Tests. Kombiniert wird der Prozessor zudem mit 8 oder 16 GB GDDR6 – eine auf dem Desktop eher ungewöhnliche Kombination. Wir haben das Kit mit 16 GB bestellt – genau so wird der Prozessor auch in der PlayStation 5 betrieben.

Erhältlich ist das Ryzen 4700S Desktop Kit ab 370 Euro – allerdings ist es nicht immer verfügbar.

Als Form-Faktor setzt das Ryzen 4700S Desktop Kit auf Mini-ITX mit 170 x 170 mm. Daher dürften viele das System für den Einsatz in kompakten Gehäusen vorsehen. CPU und Speicher sind auf dem Mainboard fest verlötet und auch der Kühler ist bereits installiert. Die Erweiterungsoptionen sind eingeschränkt und hier gibt es auch einige Hürden für den Einsatz des Ryzen 4700S Desktop Kit – dazu kommen wir aber im weitern Verlauf noch.

Eine Erweiterungsmöglichkeit betrifft die Grafikkarte. Da der Ryzen 4700S über keine integrierte Grafikeinheit verfügt, ist eine dedizierte GPU notwendig. Dem Desktop Kit liegt üblicherweise eine Radeon RX 550 mit 2 GB Grafikspeicher bei. Sozusagen das Mindestprogramm dessen, was aktuell noch als dedizierte GPU zu bezeichnen ist.

Der PCI-Express-Steckplatz nimmt x16-Karten auf, bindet diese aber mit nur vier Lanes und zudem per PCI-Express 2.0 an. Wir sprechen hier also von nur 2 GB/s, während es für PCIe 3.0 x16 15,8 GB/s wären oder bei PCIe 4.0 x16 sogar 31,5 GB/s. Die Anbindung per PCIe 2.0 x4 könnte hier zu einem Flaschenhals werden.

Es kann aber ohnehin nicht jede Grafikkarte in das Desktop Kit eingesetzt werden. AMD listet folgende Modelle als kompatibel:

  • Radeon 550
  • Radeon RX 550
  • Radeon RX 560
  • Radeon RX 570
  • Radeon RX 580
  • Radeon RX 590
  • GeForce GT 1030­
  • GeForce GTX 1050­
  • GeForce GTX 1050 Ti­
  • GeForce GTX 1060

Auf Seiten der AMD-Karten ist die Radeon RX 590 also das schnellste Modell, das eingesetzt werden kann. Bei den NVIDIA-Karten ist es die GeForce RTX 1060. Wir konnten dies auch mit diesen beiden Modellen testen. Mit schnelleren Karten hingegen wollten das System nicht mehr booten. AMD nimmt hier also eine Sperre vor, die offenbar schon im BIOS verhindert, dass andere Karten eingesetzt werden. Es handelt sich um eine künstliche Einschränkung und limitiert den Einsatzzweck des Ryzen 4700S Desktop Kits.

Eine schnellere PCI-Express-Anbindung benötigt der Prozessor in seinem eigentlichen Einsatzfeld auch nicht, denn in der Konsole wird die integrierte Grafikeinheit verwendet. Einzig die SSD der PS5 dürfte per PCIe angebunden sein.

Unter dem kleinen passiven Kühler befindet sich der Bolton getaufte Chipsatz, der sich vermutlich für die Anbindung der SATA-Anschlüsse, einiger USB-Anschlüsse verantwortlich zeichnet.

Die Stromversorgung des Ryzen 4700S Desktop Kit erfolgt über einen 24-Pin-ATX-Anschluss sowie zusätzlich über einen EPS-Anschluss. Hier ebenfalls zu sehen, sind USB-Erweiterungen und der einzig vorhandene Lüfteranschluss für einen zusätzlichen Gehäuselüfter.

Auf der dritten Seite des Kühlers ist der eben erwähnte EPS-Anschluss zu erkennen. Außerdem ist hier die Spannungsversorgung abgebildet. Die TDP des Ryzen 4700S ist uns nicht bekannt. Der Kühler selbst besteht aus Aluminium, sitzt direkt auf dem Prozessor und darüber befindet sich ein Axiallüfter, der seine kühle Luft von oben in den runden Aluminiumkühler bläst. Die warme Luft tritt dann ringsum wieder aus.

Neben den Einschränkungen für den Einsatz einer dedizierten Grafikkarte findet sich beim Massenspeicher eine weitere. Das Ryzen 4700S Desktop Kit verfügt nicht über einen M.2-Steckplatz, was schade ist. Einzige Möglichkeit bleiben somit die beiden SATA-Anschlüsse.

5x USB 3.0 Gen2, 1x USB 3.0 Gen1 und 4x USB 2.0 sind auf der I/O-Blende zu finden. Hinzu kommen Gigabit-Ethernet und die analogen Audio-Anschlüsse. 

Auf der Rückseite des Mainboards befindet sich eine massive Backplate. Diese ist jedoch weniger als Gegenstück zum Kühler zu sehen, sondern hier befinden sich die GDDR6-Speicherchips und diese müssen ebenfalls gekühlt werden. Dazu eben die relativ dicke Aluminiumplatte.

Zusammen mit dem Ryzen 4700S Desktop Kit kommt auch eine Radeon RX 550 mit 2 GB Grafikspeicher. Es handelt sich um eine absolute Einsteiger-Grafikkarte mit 512 Shadereinheiten.