TEST

Die Rakete mit Fehlstart

Core i5-11600K, Core i7-11700K und Core i9-11900K im Test

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Der durchaus etwas unorthodoxe Start de 11. Core-Generation für den Desktop findet heute sein Ende – aus Sicht der Käufer ist dies der Anfang, denn ab sofort werden die Prozessoren offiziell ausgeliefert und in Form des Core i5-11600K, Core i7-11700K und Core i9-11900K schauen wir uns die drei typischsten Modellvarianten dieser Serie an. Was leistet die Sunny-Cove-Architektur im Cypress-Cove-Gewand, gefertigt in 14 nm? In welchen Segmenten kann sich Intel gegen AMDs Ryzen-5000-Serie durchsetzen? Welche Neuerungen bietet der überarbeitete Speichercontroller? Auf all diese Fragen versuchen wir eine Antwort zu finden.

Unorthodox ist der Start daher, weil es nicht oft verkommt, dass ein Prozessor-Hersteller bzw. die Mainboard-Partner die neuen Platinen bereits gut zwei Monate vor dem Start der neuen Prozessoren verkaufen. Wohlgemerkt sprechen wir von neuen Platinen einer bereits bestehenden Plattform, die zu den Rocket-Lake-Prozessoren und deren Vorgängern kompatibel ist. Noch etwas wirrer wird dies, da ein Händler ein Modell, den Core i7-11700K, bereits vor dem offizielle Startschuss verkaufte und wir so unter anderem einen Vorab-Test präsentieren konnten. Allerdings basierten die ersten Benchmarks auf noch recht frühen Microcode-Versionen. Für den erwähnten Core i7-11700K sind die Änderungen zum aktuellen Stand aber gering bis gar nicht mehr vorhanden. Der Core i9-11900K dürfte aber vor allem durch die Einführung der Adaptive Boost Technology profitieren. Insofern werfen wir heute einen frischen Blick auf den Stand der Dinge.

Aber fangen wir von vorne an: Mit der Cypress-Cove-Architektur präsentiert Intel eine neue Mikroarchitektur. So neu ist diese aber eigentlich gar nicht, denn bei Cypress Cove handelt es sich um eine auf 14 nm adaptierte Version von Sunny Cove, die Mitte 2019 für die mobilen Ice-Lake-Prozessoren vorgestellt wurde. Diese hat maximal vier Kerne und hier zeigte sich dann bereits, dass Intel große Probleme mit der Fertigung in 10 nm hat, denn Ice Lake-H für Notebooks mit mehr als vier Kernen oder Ice Lake-S für den Desktop hat es nie gegeben.

Cypress Cove existiert nur, weil Intel große Probleme mit der Einführung der Fertigung in 10 nm hatte. Komplett überwunden sind diese noch immer nicht, denn die Auswirkungen für Intel als Integrated Device Manufacturer (IDM), der die Entwicklung der Chips und die Fertigung unter einem Dach ausführt, sind enorm. Ice Lake sollte in 10 nm extrem breit aufgestellt werden. Geschafft hat man dies nur für wenige Notebook-Chips. Gerüchte, Intel würde gar keine Desktop-Prozessoren in 10 nm fertigen, haben daher niemanden mehr verwundert. Als Enhanced 10nm SuperFin werden alle Prozessoren ab Ende 2021 bzw. Anfang 2022 in 10 nm erwartet.

Erst kürzlich verkündete Intel seine Zukunftsvisionen für die Fertigung. Darin bekräftigt das Unternehmen bis 2023/24 wieder eine Vorreiterrolle einnehmen zu wollen. Mit der Fertigung in 7 nm will man wieder auf Augenhöhe mit den anderen Halbleiterherstellern sein und die mehrjährigen Probleme, die sich kaum besser als in den Rocket-Lake-Prozessoren ausdrücken lassen, überwunden haben.

Um später die Ergebnisse besser einordnen zu können schauen wir uns die drei Testkandidaten einmal gesondert an, bevor wir dann einen Blick auf die gesamte Modellpalette werfen.

Gegenüberstellung der Rocket-Lake-S-Prozessoren
Modell Kerne Basis-TaktTurbo 2.0Turbo 3.0TVBABTAll-Core-TurboTDPPL1/PL2
Core i9-11900K 8 3,5 GHz5,1 GHz5,2 GHz5,3 / 4,8 GHz5,1 GHz4,7 GHz125 W125/251 W
Core i7-11700K 8 3,6 GHz4,9 GHz5,0 GHz--4,6 GHz125 W125/251 W
Core i5-11600K 6 3,9 GHz4,9 GHz---4,6 GHz125 W125/251 W

Das Fehlen eines 10-Kern-Modells fällt hier besonders deutlich auf, denn sowohl der Core i7-11700K als auch der Core i9-11900K besitzen acht Kerne Doch in der Taktung gibt es einige Unterschiede, denn sowohl der Thermal Velocity Boost (TVB) als auch die Adaptive Boost Technology (ABT) werden dem Core-i9-Modell vorbehalten bleiben. Nominell haben all die hier aufgeführten Prozessoren ein PL1 von 125 W und ein PL2 von 251 W. Nach 56 s fallen die Prozessoren vom PL2 auf das PL1 zurück, wenn denn das BIOS alle Limits korrekt setzt. Die Adaptive Boost Technology wird eine optionale Funktion bleiben, die standardmäßig nicht aktiviert ist. In den Benchmarks werden wir den Core i9-11900K daher sowohl mit als auch ohne ABT sowie mit und ohne Power-Limits testen.

Auch wenn die Rocket-Lake-Prozessoren mit der bestehenden LGA1200-Plattform kompatibel sind, so gibt es dennoch ein paar Unterschiede in der Versorgung.

Intel vergleicht die neuen Comet-Lake-Prozessoren (hellblau) mit den neuen Rocket-Lake-Modellen (dunkelblau) und nennt vor allem Ströme und Leistung in jeweils einem Performance- und einem Basis-Profil. Den meisten am geläufigsten dürften das Performance-Profil sein, das Basisprofil ist vor allem für OEM-Hersteller interessant, die die Prozessoren in Systemen einsetzen, in denen die Versorgung und Kühlung in gewisser Weise eingeschränkt ist.

Für die Rocket-Lake-Prozessoren mit acht Kernen und bei 125 W sieht Intel für das Basis-Profil ein höheres PL2-Limit vor. Das Performance-Profil ist weitestgehend identisch. Für zehn bzw. acht Kerne bei 65 W sieht Intel im Basis-Profil eine geringere PL2-Leistungsaufnahme vor. Bei 65 W mit jeweils sechs Kernen ist das PL2 für das Performance-Profil höher angesetzt, das Basis-Profil aber mit einer geringeren Leistungsaufnahme. Für die sparsamen 35-W-Modelle reduziert Intel das PL2 für Rocket Lake geringfügig.

Es gibt also einige geringfügige Verschiebungen innerhalb der einzelnen Modelle. Besonders die für uns interessanten 125-W-Modelle sind aber nahezu identisch ausgelegt. Schon anders sieht dies für die Modelle mit 65 und 35 W aus.

Die Anforderungen an den Sockel LGA1200 sind aus Sicht der Mainboards identisch, schließlich sollen die Rocket-Lake-Prozessoren auf Mainboards mit 400-Series-Chipsatz ebenso laufen wie die alten Comet-Lake-Modelle auf den neuen Mainboards mit 500-Series-Chipsatz. Bis auf die PCI-Express-4.0-Lanes, vereinzelt auch einen an den Prozessor angebundenen M.2-Steckplatz sowie einige weitere Kleinigkeiten, sind die Unterschiede in der Plattform nicht sonderlich groß.

Ein weiterer Boost: Adaptive Boost Technology

Zusammen mit den neuen Rocket-Lake-S-Prozessoren führt Intel einen weiteren Boost-Mechanismus ein. Die Adaptive Boost Technology (ABT) ist standardmäßig im BIOS deaktiviert und funktioniert auch nur beim Core i9-11900K und Core i9-11900KF. Zum Turbo Boost 2.0 und 3.0 sowie dem schon bekannten Thermal Velocity Boost (TVB) gesellt sich nun noch ein Adaptive Boost Technology (ABT), der auf alle Kerne angewendet wird, wenn die Spannungsversorgung und Voraussetzungen der Kühlung dies ermöglichen.

Die Core-i9-Prozessoren erreichen bei einer Temperatur von weniger als 70 °C einen Thermal Velocity Boost von 5,3 GHz auf zwei Kernen. 5,2 GHz sind es ohne TVB und mit Turbo Boost 3.0. Werkeln mehr als zwei Kerne, sind maximal 5,1 GHz möglich, via TVB bisher jedoch nur für bis zu vier Kerne.

Hier kommt nun der Adaptive Boost ins Spiel: Geben die Spannungsversorgung und Kühlung es her, arbeiten alle acht Kerne auf 5,1 GHz. Für bis zu vier Kerne liegt man weiterhin auf Niveau des TVB, für mehr als vier Kerne überschreiten die bis zu 5,1 GHz aber bei weitem die bisherigen Vorgabe von 4,9 bzw. 4,8 GHz. Wir haben den Core i9-11900K einmal mit allen Power-Limits und einmal ohne diese und mit ABT getestet, um den Unterschied aufzeigen zu können.

Wie alle automatischen Boost-Mechanismen fällt auch der Adaptive Boost in die von Intel vorgesehenen Spezifikationen und wird daher nicht als Overclocking angesehen. Daher bleibt natürlich auch die Garantie bestehen.

Die gesamte Rocket Lake-S Modellpalette

Schauen wir uns nun die gesamte Modellplatte der 11. Core-Generation für den Desktop an:

Gegenüberstellung der Rocket-Lake-S-Prozessoren
Modell Kerne Basis-TaktTurbo 2.0Turbo 3.0TVBAll-Core-TurboTDPSpeicheriGPUPreis
Core i9-11900K 8 3,5 GHz5,1 GHz5,2 GHz5,3 / 4,8 GHz4,7 GHz125 WDDR4-3200UHD 750539 USD
Core i9-11900KF 8 3,5 GHz5,1 GHz5,2 GHz5,3 / 4,8 GHz4,7 GHz125 WDDR4-3200-513 USD
Core i9-11900 8 2,5 GHz5,0 GHz5,1 GHz5,2 / 4,7 GHz4,6 GHz65 WDDR4-3200UHD 750439 USD
Core i9-11900F 8 2,5 GHz5,0 GHz5,1 GHz-4,6 GHz65 WDDR4-3200-422 USD
Core i9-10900T 8 1,5 GHz4,8 GHz4,9 GHz-3,7 GHz35 WDDR4-3200UHD 750439 USD
Core i7-11700K 8 3,6 GHz4,9 GHz5,0 GHz-4,6 GHz125 WDDR4-3200UHD 750399 USD
Core i7-11700KF 8 3,6 GHz4,9 GHz5,0 GHz-4,6 GHz125 WDDR4-3200-374 USD
Core i7-11700F 8 2,5 GHz4,8 GHz4,9 GHz-4,4 GHz65 WDDR4-3200-323 USD
Core i7-11700 8 2,5 GHz4,8 GHz4,9 GHz-4,4 GHz65 WDDR4-3200UHD 750298 USD
Core i7-11700T 8 1,4 GHz4,5 GHz4,6 GHz-3,6 GHz35 WDDR4-3200UHD 750323 USD
Core i5-11600K 6 3,9 GHz4,9 GHz--4,6 GHz125 WDDR4-3200UHD 750262 USD
Core i5-11600KF 6 3,9 GHz4,9 GHz--4,6 GHz125 WDDR4-3200-237 USD
Core i5-11600 6 2,8 GHz4,8 GHz--4,3 GHz65 WDDR4-3200UHD 750213 USD
Core i5-11600T 6 1,7 GHz4,1 GHz--3,5 GHz35 WDDR4-3200UHD 750213 USD
Core i5-11500 6 2,7 GHz4,6 GHz--4,2 GHz65 WDDR4-3200UHD 750192 USD
Core i5-11500T 6 1,5 GHz3,9 GHz--3,4 GHz35 WDDR4-3200UHD 750192 USD
Core i5-11400 6 2,6 GHz4,4 GHz--4,2 GHz65 WDDR4-3200UHD 750182 USD
Core i5-11400F 6 2,6 GHz4,4 GHz--4,2 GHz65 WDDR4-3200-157 USD
Core i5-11400T 6 1,3 GHz3,7 GHz--3,3 GHz35 WDDR4-3200UHD 750182 USD

Oben aufgeführte Prozessoren basieren auf dem Rocket-Lake-S-Chip. Alle neuen Prozessoren basieren auf dem gleichen Chip, der dann mit sechs oder acht Kernen ein konkretes Produkt wird. Wie bei der vorherigen Generation gibt es K-Modelle (offener Multiplikator und mit integrierte Grafikeinheit), ein KF-Modell (offener Multiplikator ohne integrierte Grafikeinheit), F-Modelle (ohne integierte Grafikeinheit), ohne jeglichen Zusatz (mit deutlich reduziertem Power-Limit und reduzierten Taktraten) und T-Modelle, die über eine TDP von nur 35 W verfügen. Nur die drei Core-i9-Spitzenmodelle unterstützen den Thermal Velocity Boost mit einem Takt von bis zu 5,3 GHz. Der Core i9-11900K soll unter guten Bedingungen sogar 4,8 GHz auf allen Kernen erreichen.

Die Core-i7- und Core-i5-Modelle ordnen sich dann entsprechend ihrer Platzierung in der Produktpalette ein. Allesamt unterstützen sie DDR4-3200 und die integrierte Grafikeinheit (bis auf die F-Modelle) mit 36 EUs.

Preislich steht der Core i9-11900K mit einem Preis von 539 US-Dollar ganz oben in der Tabelle – stellt aber auch das Spitzenmodell dar. Euro-Preise kennen wir noch nicht. Ein AMD Ryzen 7 5800X kostet derzeit 429 Euro und ist ab sofort verfügbar. Es deutet sich allerdings an, dass gerade die Core-i9-Modelle zu teuer sind. Der von uns vorab getestete Core i7-11700K soll 399 US-Dollar kosten, was im Vergleich auch noch etwas zu viel sein dürfte. Schon besser sieht es für die kleineren Modelle aus. Ein Core i5-11600K für 262 US-Dollar ist im Vergleich zum Ryzen 5 5600X, der aktuell 330 Euro kostet, ganz gut positioniert.

Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Modelle, bei denen es sich um einen Refresh der Comet-Lake-S-Prozessoren handelt.

Gegenüberstellung der Comet-Lake-S-Refresh
Modell Kerne Basis-TaktTurbo 2.0Turbo 3.0All-Core-TurboTDPSpeicheriGPUPreis
Core i3-10325 4 3,9 GHz4,7 GHz-4,5 GHz65 WDDR4-2666UHD 630154 USD
Core i3-10305 4 3,8 GHz4,5 GHz-4,3 GHz65 WDDR4-2666UHD 630143 USD
Core i3-10305T 4 3,0 GHz4,0 GHz-3,7 GHz35 WDDR4-2666UHD 630143 USD
Core i3-10105 4 3,7 GHz4,4 GHz-4,2 GHz65 WDDR4-2666UHD 630122 USD
Core i3-10105F 4 3,7 GHz4,4 GHz-4,2 GHz65 WDDR4-2666UHD 63097 USD
Core i3-10105T 4 3,0 GHz3,9 GHz-3,6 GHz35 WDDR4-2666UHD 630122 USD
Pentium Gold G6605 2 4,3 GHz---65 WDDR4-2666UHD 63086 USD
Pentium Gold G6505 2 4,2 GHz---65 WDDR4-2666UHD 63075 USD
Pentium Gold G6505T 2 3,6 GHz---35 WDDR4-2666UHD 63075 USD
Pentium Gold G6405 2 4,1 GHz---65 WDDR4-2666UHD 63064 USD
Pentium Gold G6405T 2 3,5 GHz---35 WDDR4-2666UHD 63064 USD

Nun schauen wir uns die Änderungen der Rocket-Lake-Prozessoren an und was sie von den bisher auf dem Desktop allgegenwärtigen Skylake-Derivaten unterscheidet.