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Das 2020 gegründete Unternehmen SiPearl arbeitet seit nunmehr fünf Jahren an einem in Europa entwickelten HPC-Chip, der auf der European Processor Initiative (EPI) basiert. Rund 200 Mitarbeitern arbeiten in Frankreich, Spanien und Italien an dem Projekt. Aber das Projekt ist von zahlreichen Verspätungen und Planänderungen geplagt.
Bereits 2022 sollte der Prozessor fertig sein. Zwischenzeitlich waren dann 2023, 2024 und 2025 im Gespräch. Wie SiPearl nun aber bekanntgibt, hat der Rhea1 getaufte Prozessor bereits vor einigen Wochen den Tape-Out-Status erreicht und wurde inzwischen an TSMC für die Massenfertigung übergeben. Ab dem Frühjahr 2026 soll der Rhea1 dann in Form erster Samples zur Verfügung stehen. Zum Einsatz kommt TSMCs N6-Prozess.
Gründe für die Verspätung sind auch die zahlreichen Design-Änderungen, die in den vergangenen Jahren vorgenommen wurden. So sollte das Neoverse-V1-Design zunächst 72 ARM-Kerne, dann wieder nur 64 und schlussendlich wieder 80 Kerne enthalten. Zu den Kernen gesellen sich auch noch 64 GB an HBM2E und ein DDR5-Speicherinterface. Inzwischen aber sind sowohl ARM bei der Entwicklung der Kerne wie auch Kapazität und Geschwindigkeit des HBM deutlich vorangeschritten. So richtig- Up-to-Daten wirkt der Rhea1 damit nicht mehr.
Dennoch hat sich SiPearl erst gestern noch eine weitere Finanzierungsrunde gesichert. 130 Millionen Euro kommen von Cathay Venture aus Taiwan, dem EIC Fund und der französischen Initiative France 2030.
Eine große Relevanz hat Rhea1 am HPC-Markt ohnehin nicht. Die Kollegen von Computerbase verweisen zurecht auf die Aussage des Direktors des HLSR, dessen Supercomputer Hunter wir diese Woche besucht haben, der glücklich ist, dass es keine Vorgabe für die Nutzung eines europäischen Prozessors sind. Diese ist einfach nicht konkurrenzfähig.
Für den Jupiter-Supercomputer des Jülich Supercomputing Center (JSC) ist ein weiteres Cluster-Modul wird mehr als 1.300 Nodes mit jeweils zwei Rhea1-Prozessoren geplant. Diese sollen 5 PFLOP/s an FP64/HPL-Rechenleistung beisteuern. Dies entspricht gerade einmal 0,5 % dessen, was das Booster-Modul mit GH200-Beschleuniger zu leisten im Stande ist. Mehr als eine Versuchsinstallation ist dies also auch nicht.