TEST

Ein Jahr Nintendo Switch

Ein Erfahrungsbericht - Hardware und Software

Portrait des Authors


Unterwegs hui, Verarbeitung teils pfui

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Apropos unterwegs im Einsatz: Seit dem Kauf der Nintendo Switch habe ich die Konsole auf vielen meiner Dienstreisen und im Urlaub mit dabei. Vor allem im Flugzeug oder auf langen Bahnreisen ist sie ein echter Zugewinn in Zeiten, während der ich nicht mehr ins Notebook schauen möchte. Die Auflösung des 6,2 Zoll großen Bildschirms geht mit 1.280 x 720 Bildpunkten durchaus in Ordnung, das Display ist relativ hell, die Farbwiedergabe gut und die Blickwinkel stabil. 

Zwar könnte ich auch auf meinem Smartphone spielen, da fehlen mir aber die richtigen Triple-A-Titel wie „FIFA“, Super Mario“, „Doom“ oder „Skyrim“ und auch die Steuerung wäre sehr hakelig. Mit keinem anderen Gerät außer der Nintendo Switch kann ich derzeit unterwegs teilweise meine Lieblingsspiele spielen. Das funktioniert auch zu zweit ganz gut: Dann werden die Konsole dank Standfuß am Tisch platziert und die Joy-Cons in die Hand genommen. Mehrere Spieler sollten es aber nicht werden, die Sicht auf dem Bildschirm ist doch etwas klein. 

Die größte Einschränkung unterwegs ist der Akku. Der reicht je nach Spiel gerade einmal für drei bis etwa fünf Stunden, was für längere Reisen schnell zu wenig sein kann. Abhilfe schafft eine Powerbank, was die Anschaffungskosten der Konsole abermals in die Höhe treibt. Eine günstige mit nur wenig Leistung bringt recht wenig. Die Powerbank sollte mindesten 2,5 A liefern können, was schon viele ausschließt. Nur so kann gleichzeitig gespielt und geladen werden. Immerhin kann man je nach Kapazität die Laufzeit mehr als verdoppeln. Ist die Reise turbulent, macht man sich stets Sorgen um seine Konsole. Der Standfuß bringt nicht wirklich Stabilität und bricht gerne mal aus seiner Verankerung.

Allgemein kann ich nach einem Jahr Praxiseinsatz über die Verarbeitungsqualität der Nintendo Switch an vielen Punkten meckern. Nicht nur der Standfuß an der Rückseite ist wackelig, auch die Docking-Station neigt schnell zu Kratzern. Wer das Dock hin und wieder mit zu Freunden nimmt und keine Tasche dafür besitzt, entdeckt schnell viele Kratzer. Die farbigen Joy-Con-Controller neigen in Kontakt mit anderen Kunststoff-Gegenständen ebenfalls zu störenden Kratzern und verlieren schnell an Farbe. Das Biegen der Konsole durch das häufige Ein- und Ausschieben aus dem Dock, kann ich nicht bestätigen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich schon nach wenigen Stunden Filzgleiter in das Dock geklebt habe, die den Handheld sehr gut schützen. 

Jeweils der linke Controller meiner beiden Joy-Cons hat immer mal wieder Verbindungsprobleme zur Konsole. Die will Nintendo inzwischen zwar aus der Welt geschafft haben, bei meinen Modellen der ersten Stunde ist das leider nicht der Fall. Vor allem in „Mario Kart 8 Deluxe“, wo es sich kurzzeitig nicht mehr lenken lässt, ist das sehr nervig. 

Leichte Verbindungsprobleme hat außerdem das WLAN-Modul. Während andere Geräte wie mein iPhone oder das MacBook problemlos durch die einzige Wand zum Router mit voller Signalstärke funken, verliert die Nintendo Switch schon einen Balken – zwar bleibt die Verbindung stabil, jedoch kann nicht die maximale Übertragungsrate erreicht werden, was sich vor allem bei der Installation von Updates negativ bemerkbar macht. Eine Verbindung per Ethernet-Kabel wäre zwar möglich, ist aber nur mithilfe eines Adapter-Kabels möglich. Das kostet nicht nur weiteres Extra-Geld, sondern ist auch ziemlich umständlich. Die Netzwerkbuchse hätte Nintendo besser direkt ins Dock integrieren sollen. 

Reine Spielekonsole mit wenigen Fortschritten bei der Software

Auch ein Jahr nach ihrem Release ist die Nintendo Switch eine reine Spielekonsole, die keine weiteren Multimedia-Inhalte abspielen kann. Im Oktober hievte Nintendo die Firmware auf Version 4.0 und brachte gegenüber den bisherigen Releases mehr als nur Fehlerbehebungen, doch die Verbindung zu Netflix, YouTube und Co. oder ein einfacher Internet-Browser fehlen noch immer. Bislang kann man lediglich über den eShop Spiele kaufen, herunterladen und installieren, oder aber Screenshots und kurze Videoclips aus seinen Spielen abspielen und über soziale Netzwerke mit seinen Freunden und Bekannten teilen. Die Video-Capture-Funktion gibt es außerdem nur für eine begrenzte Auswahl an Spielen, wohingegen sich Screenshots immer anfertigen lassen.

Als überwiegender PC-Spieler vermisse ich noch viel mehr: Geht die Konsole verloren oder kaputt, dann sind all meine Spielstände futsch. Es gibt keine Möglichkeit, die Speicherstände in der Cloud oder gar extern abzusichern. Lediglich von Konsole zu Konsole können Spielstände übertragen werden – doch wer kauft sich für sein Backup zwei Konsolen? In Multiplayer-Spielen wie „Mario Kart 8 Deluxe“ oder „Splatoon 2“ vermisse ich außerdem eine sinnvolle Möglichkeit, um mit Mitspielern in Kontakt zu treten.

Dies geschieht je nach Spiel derzeit nur sehr umständlich über eine Smartphone-App. Nur über sie kann ich mich per Voice-Chat austauschen und mit Mitspielern für die nächste Partie treffen. Spieler ohne Android- oder iOS-Gerät gehen leer aus, zudem läuft die Audioausgabe umständlich über zwei Geräte. Freundschaften lassen sich entweder durch den Austausch von Freundescodes schließen oder aber, wenn man schon einmal miteinander gespielt hat. 

Hier muss Nintendo auf jeden Fall noch einmal nachbessern, vor allem da man ab Herbst für die Online-Dienste wie bei Microsoft und Sony zur Kasse gebeten werden wird. Dass sich das von offizieller Seite her ändern wird, halte ich für ausgeschlossen.

Preise und Verfügbarkeit
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Preise und Verfügbarkeit bei Geizhals
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