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Spezifikationen aus dem Reich der Phantasie

Tachyum stellt Prodigy-Chip vor

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Tachyum stellt Prodigy-Chip vor
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Bereits seit einigen Jahren baut das Unternehmen Tachyum Luftschlösser in Form immer schnellerer Prozessoren und KI-Beschleuniger und scheint damit auch immer wieder Investoren überzeugen zu können, die Geld in das Unternehmen stecken. 2020 berichteten wir erstmals über den Prodigy getauften Chip, der schneller als Intel, AMD, ARM und alle anderen sein soll. 2022 wurde der Chip mit 128 Kernen mit bis zu 5,7 GHz projiziert. Es folgten immer wieder Verschiebungen und die Nennung neuer Daten. Letztendlich sollte der Chip schon mehrfach erscheinen, zuletzt wurde 2024 genannt – aber auch dieses Datum konnte man nicht halten.

Nun aber soll es soweit sein und Tachyum stellt den Prodigy in seiner finalen Version vor. Dieser soll in 2 nm gefertigt werden und Tachyum verspricht eine um den Faktor 21 höhere KI-Rechenleistung im Vergleich zu einem Rubin-Ultra-NVL576-Rack, wie es 2027 von NVIDIA erscheinen soll.

In der Produktpalette des Prodigy sieht Tachyum ein High-End-Modell mit 1.024 Kernen vor, die einen Takt von 6 GHz erreichen können sollen. Es soll sich um Prozessorkerne mit Matrix- und Vektoreinheiten handeln, die als Out-of-Order-Design bis zu acht Instruktionen pro Taktzyklus berechnen können.

Jedem Kern sollen 128 kB an Instruction- plus 64 kB an Data-L1-Cache zur Verfügung stehen. Hinzu kommen 1 GB an L2- und L3-Cache. Die Speichercontroller sollen bis zu 24 Speicherkanäle ansprechen können. Diese sollen eine Transferrate von 17.600 MT/s erreichen können. Maximal sollen 48 TB pro Sockel möglich sein.

An I/O-Funktionen verfügt der Prodigy laut Tachyum über 128 PCI-Express-7.0-Lanes, die über 64 PCIe-Controller realisiert werden. Über einen Interconnect sollen bis zu 16 Prozessoren in einem Multi-Socket-System zusammenarbeiten können.

Die komplette Produktpalette soll wie folgt aussehen:

Tachyum gibt eine Rechenleistung von 400 PFLOPS für KI-Berechnungen an. Auch im HPC-Segment soll der Prodigy glänzen: Bis zu 400 TFLOPS an FP64-Rechenleistung werden angegeben. Zum Vergleich: Ein Instinct-MI300A-Beschleuniger kommt auf 61,3 TFLOPs an FP64-Rechenleistung.

Als Ziel-Applikationen werden HPC, KI, Telekommunikation, Cloud, Hyperscaler, aber auch Crypto genannt.

Vorsicht oder groteske Albernheit?

Wie bei allen Ankündigungen von Tachyum darf man sich fragen, ob diese noch ernst zu nehmen sind. Unsere Antwort ist ein klares "Nein!" Trotz aller Ankündigungen in den vergangenen Monaten und Jahren ist klar, dass Tachyum noch keinen Chip hat herstellen lassen. Allenfalls auf FPGAs basierende Simulationen gab es. Aber damit lassen sich weder 1.024 Kerne, noch ein Takt von 6 GHz erreichen und auch die sonstigen architektonischen Funktionen lassen sich aktuell wohl kaum realisieren.

In allen Metriken soll der Prodigy die Konkurrenz in den Schatten stellen. Anzahl der Kerne, Takt, Anzahl und Geschwindigkeit der Speichercontroller, erzielte Rechenleistung – es klingt zu gut um wahr zu sein und liegt fernab der Realität.

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