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Ein neuer Gesetzentwurf in den USA sorgt derzeit bei den großen GPU-Herstellern für Beunruhigung. Der sogenannte GAIN AI Act, kurz für Guaranteeing Access and Innovation for National Artificial Intelligence Act, wurde im Rahmen des National Defense Authorization Act eingebracht und sieht vor, dass Hersteller von KI-Chips Bestellungen aus den Vereinigten Staaten priorisieren müssen, bevor Lieferungen an ausländische Kunden erfolgen dürfen. Ziel ist es, die Versorgung im eigenen Land sicherzustellen, bevor High-End-Prozessoren in den Weltmarkt gelangen.
Konkret schreibt der Entwurf vor, dass Exporteure für den Versand von Chips oberhalb bestimmter Leistungsgrenzen künftig Lizenzen beantragen und behördliche Genehmigungen einholen müssen. Chips mit einer Rechenleistung von 4.800 oder mehr Punkten sollen nach Willen der Politik nicht mehr exportiert werden, solange amerikanische Abnehmer auf entsprechende Produkte warten. Dabei sollen nicht nur große Unternehmen berücksichtigt werden, sondern auch kleinere Firmen und Forschungseinrichtungen. Betroffen wären neben spezialisierten KI-Beschleunigern auch moderne GPUs, die für rechenintensive KI-Aufgaben eingesetzt werden können.
NVIDIA äußerte sich Ende vergangener Woche bereits ablehnend zu den Plänen. In einer Stellungnahme hieß es, das Gesetz versuche ein Problem zu lösen, das nicht existiere. Der US-Markt sei bereits der größte Absatzbereich des Unternehmens und werde bei der Belieferung nicht zugunsten internationaler Kunden benachteiligt. Vielmehr würde die Regelung den globalen Wettbewerb in allen Branchen einschränken, die auf gängige Hochleistungs-Chips angewiesen sind. Ähnliche Kritik hatte das Unternehmen bereits an der sogenannten AI Diffusion Rule der Vorgängerregierung geäußert, die den Zugang zu Rechenkapazitäten im Ausland ebenfalls regulierte.
Die aktuelle Diskussion steht im Zusammenhang mit den jüngsten Entscheidungen der US-Politik. Erst im August waren NVIDIA und AMD überraschend Exportlizenzen für den Verkauf von KI-Beschleunigern nach China erteilt worden. Mit dem neuen Gesetz droht eine erneute Einschränkung dieser Lieferungen, die nicht nur Peking, sondern den gesamten Weltmarkt betreffen könnte. Damit zeichnet sich eine erneute Kehrtwende in der US-Handelspolitik ab, die Hersteller und Abnehmer gleichermaßen vor neue Unsicherheiten stellt.
Besonders für NVIDIA hätte eine solche Regelung weitreichende Folgen, da das Unternehmen im Bereich KI-Beschleuniger weltweit eine führende Rolle spielt. Trotz klarer Kritik bleibt den Herstellern derzeit nichts anderes übrig, als den weiteren Verlauf abzuwarten. Angesichts der schnellen und teils widersprüchlichen Kurswechsel in der US-Technologiepolitik ist zudem unklar, wie lange eine mögliche Exportbeschränkung tatsächlich Bestand hätte.