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Chipfertigung

Huawei kultiviert eigene Produktion in Shenzhen

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Huawei kultiviert eigene Produktion in Shenzhen
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Huawei treibt den Ausbau seiner Chipfertigung in Shenzhen konsequent voran, um der technologischen Abhängigkeit von US-amerikanischen Unternehmen entgegenzuwirken. Gemeinsam mit den Unternehmen Sicarrier und Swaysure wird in der südchinesischen Metropole ein Netzwerk fortschrittlicher Halbleiteranlagen aufgebaut. Laut einem Bericht der Financial Times, der sich auf Satellitenaufnahmen und lokale Recherchen stützt, schreitet der Bau dreier neuer Fabriken im Stadtbezirk Guanlan wohl rasch voran.

Mindestens eine dieser Produktionsstätten wird demnach direkt von Huawei betrieben. Dort sollen Chips auf Basis der 7-nm-Technologie entstehen, darunter System-on-a-Chip-Komponenten für Smartphones, KI-Beschleuniger der Ascend-910-Serie sowie Hardware für Anwendungen im Bereich autonomes Fahren. Die übrigen beiden Fabriken, die bereits im vergangenen Jahr fertiggestellt wurden, befinden sich unter der Kontrolle von Sicarrier und Swaysure. Während Huawei seine direkte Beteiligung an allen Anlagen bestreitet, betont ein Sprecher gegenüber der Financial Times, dass nicht alle Chipaktivitäten in Shenzhen Huawei zuzurechnen seien. Die beteiligten Unternehmen seien juristisch unabhängig.

Sicarrier trat dabei erstmals Ende März 2025 öffentlich in Erscheinung, als das Unternehmen auf der Semicon China eigene Halbleitermaschinen präsentierte. Diese sind nach Angaben des Herstellers für Fertigungsprozesse zwischen fünf und 28 nm geeignet. Bisher war der Huawei-eigene Chipentwickler Hisilicon auf externe Produzenten angewiesen und verfügte über keine eigene Fertigung. Das scheint sich nun zu ändern.

Seit Beginn der US-Sanktionen im Jahr 2019 hat Huawei intensiv daran gearbeitet, technologische Abhängigkeiten abzubauen und eine autonome Halbleiterproduktion aufzubauen. Unternehmensintern geht man wohl davon aus, dass innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre sämtliche technologischen Lücken zum westlich dominierten Halbleitersystem geschlossen sein könnten. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch ein Netzwerk chinesischer Start-ups, das überwiegend durch staatliche Investitionen finanziert wird. Diese kommen nicht direkt von der Zentralregierung in Peking, sondern von regionalen Behörden wie der Stadtregierung von Shenzhen und der Provinz Guangzhou.

Huawei ist zudem in eine Reihe von Projekten involviert, die gezielt Alternativen zu Schlüsseltechnologien westlicher Konzerne wie Nvidia, SK Hynix, TSMC und ASML entwickeln sollen. Letzteres ist besonders bedeutsam, da ASML weltweit als führender Anbieter für EUV-Lithografiemaschinen gilt, die essenziell für die Produktion moderner Chips mit extrem feinen Strukturen sind.

Das Unternehmen steht weiterhin unter dem Einfluss weitreichender Handelsbeschränkungen, die es ihm untersagen, moderne Chips mit fünf Nanometern Strukturbreite durch externe Auftragsfertiger wie TSMC oder Samsung produzieren zu lassen. Da nahezu jeder internationale Hersteller von Lithografieanlagen US-Patente nutzt, greift das Verbot weltweit. Vor diesem Hintergrund ist Huaweis Vorstoß in die Eigenfertigung ein strategischer Schritt, der sowohl technische Unabhängigkeit als auch geopolitische Souveränität zum Ziel hat.

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