TEST

be quiet! Pure Power 11 FM 850W im Test

Die kleine Einstiegsserie ist groß geworden - Äußeres und Technik

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Die Serie "Pure Power 11" ist nicht unbedingt als neu zu bezeichnen, denn sie ist bei be quiet! bereits seit 2018 im Programm. Im Sommer 2021 hat be quiet! jedoch einige neue und überarbeitete Modelle als "Pure Power 11 FM" auf den Markt gebracht, welche - für Pure Power Modelle - erstmals über ein voll-modulares Kabelmanagement verfügen. Die bisherigen CM-Varianten sind im Vergleich nur teil-modular ausgeführt. Die FM-Varianten im Leistungsbereich von ursprünglich 550 bis 750 W wurden aber anscheinend auch intern überarbeitet, was sich u.a. in einer gesteigerten Effizienz gegenüber den älteren Pure Power 11 äußert. Die nun vorgestellten beiden Modelle sind seitens be quiet! nur eine Erweiterung der 2021 vorgestellten Pure Power 11 FM mit höheren Leistungen.

Beim Karton bleibt be quiet! dem bewährten und schlichten Design treu. Anders als die meisten anderen Hersteller bleiben die Seiten des Kartons fast leer bzw. schwarz und auf der Rückseite sind im Wesentlichen nur die Leistungsdaten aufgedruckt. Informationen zu den Anschlussmöglichkeiten fehlen beispielsweise auf dem Karton, aber das dürfte heutzutage irrelevant sein.

Der Lieferumfang beim be quiet! Pure Power 11 FM 850W entspricht dem, was in dieser Klasse zu erwarten ist. Neben den modularen Anschlusskabeln sind ein Netzkabel, Einweg-Kabelbinder, Schrauben und ein Handbuch vorhanden. Das Handbuch ist übersichtlich, aber enthält die wesentlichen Infos, u.a. auch die Aufteilung der beiden 12V-Schienen auf die Buchsen des Kabelmanagements.

Wenig Neues ist auch beim Design des Netzteils selber zu erkennen. Wie schon seit langer Zeit, ist das Stahlblechgehäuse anthrazitfarben pulverbeschichtet, ergänzt durch ein schwarzes "lineares" Lüftergitter, welches einen guten Blick auf den hauseigenen Lüfter darunter erlaubt. An einer Seitenfläche ist der Schriftzug des Herstellers eingeprägt, und um den Lüfter herum ist farbiger bzw. hier nun weißer Ring platziert, welcher vermutlich eine "Hommage" an die früher einmal an dieser Stelle eingesetzten Entkopplungsringe sein soll. Das Gehäuse ist mit 160 mm eher durchschnittlich lang. Der eingesetzte Lüfter ist "nur" ein 120-mm-Modell, aber das wird vermutlich eine Abgrenzung der höherwertigen Straight Power sein, die mit einem 135-mm-Lüfter arbeiten.

Zumindest gegenüber den ursprünglichen Pure Power 11 hat be quiet! etwas die Konstruktion des Gehäuses geändert. Es besteht weiterhin aus zwei U-förmigen Teilen - Deckel mit Lüfter und Bodenelement mit Elektronik - aber die vier Schrauben für die Verbindung beider Teile sitzen nicht mehr auf der Deckelfläche, sondern sind an die Kanten der Seitenflächen gewandert. In der Praxis natürlich irrelevant, sondern eher dem Wechsel des Auftragfertigers geschuldet.

Am relativ simplen Gehäuse lässt sich zumindest noch einfach erkennen, dass auch die High-Power-Versionen der Pure Power 11 FM noch auf ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis abzielen. Bei den Dark Power sowieso, aber auch bei den Straight Power war be quiet! zuletzt bemüht, sich optisch von anderen Netzteilen abzusetzen, was sich natürlich zwangsläufig in den Fertigungskosten niederschlagen wird.

Auf der Innenseite ist das Anschlussfeld des voll-modularen Kabelmanagements zu finden, bei welchem be quiet! auch einem eigenen Designansatz folgt. Viele "Netzteilhersteller", die bei einem Auftragsfertiger ein Modell aus dem Katalog ordern und im Wesentlichen nur mit eigenen Logos versehen, nutzen daher auch das Standardlayout, welches sich durch eine oder mehrere waagrechte Reihen von zwei-reihigen Molex Mini Fit Jr. (oder baugleichen) Steckverbindern auszeichnet. 

be quiet! hingegen verwendet zwar auch diesen Typ von Steckverbindern, aber ordnet die Anschlüsse in kombinierter oder - beim Pure Power 11 FM nun ausschließlich - in senkrechter Anordnung an. Ob das nur der individuellen Optik dient, oder be quiet! hier einen technischen Vorteil sieht, vermögen wir nicht zu sagen. Aber in Sachen Handling ist die senkrechte Anordnung nicht wirklich praktischer als die waagrechte.

Die Anschlüsse sind ordentlich beschriftet und natürlich auch anhand des Pin-Layouts einfach zuzuordnen. Die Beschriftung ist entsprechend der heutzutage üblichen Einbauposition mit dem Lüfter nach unten ausgeführt. Positiv ist anzumerken, dass die 12V-Rail-Zuordnung auch klein direkt neben den Buchsen vermerkt ist.

Das be quiet! Pure Power 11 FM 850W bietet Anschlussmöglichkeiten für zwei 8-Pin-EPS-Kabel und zwei Kabelstränge mit je zwei PCI-Express-Anschlüssen. Die beiden Typen unterscheiden sich anders als bei den meisten anderen Netzteilen auch Netzteil-seitig durch die Anzahl der Pins. Im Vergleich zum 850-W-Modell hat das 1.000-W-Modell noch eine dritte PCIe-Buchse in der Mitte, um die insgesamt sechs PCI-Express-Stecker zu realisieren. Für Peripheriegeräte stehen drei fünfpolige Buchsen zur Verfügung, wie sie be quiet! auch bei anderen Serien verwendet.

Die Außenseite beim be quiet! Pure Power 11 FM 850W ist wie üblich nur mit der Netzbuchse des Weitbereichseingangs und dem Netzschalter bestückt.

Die Nebenspannungen sind kombiniert mit 120 W belastbar. Sowohl die 3,3-V- als auch die 5-V-Schiene bieten eine nominale Belastbarkeit von 22 A. Ebenfalls typisch für be quiet! ist, dass auf ein Multi-Rail-Design bei den 12-V-Schienen gesetzt wird. Beim Pure Power 11 FM 850W sind derer zwei Stück vorhanden, einmal mit 40 A für 12V1 und 36 A für 12V2. 12V1 bedient dabei den 24-Pin-Stecker, die Anschlüsse für Peripheriegeräte sowie einen der beiden Buchsen für PCI-Express-Kabel. Beide 8-Pin-EPS-Buchsen sowie die zweite Buchse PCI-Express-Kabel wird dann von 12V2 versorgt. 

Im Inneren hat sich bei den neuen FM-Modellen einiges verändert. Anstelle von CWT bzw. FSP kommt nun bei den leistungsstärkeren FM-Modellen vermutlich eine Plattform von HEC/Compucase zum Einsatz. An der grundsätzlichen Technik mit LLC-Resonanzwandler-Topologie, Synchronous Rectification und DC-DC-Wandlern hat sich natürlich auch bei diesem Plattformwechsel nichts verändert. Auffällig ist aber, dass bei dem Pure Power FM 850W die Kühlkörper der Leistungselektronik allesamt vergleichsweise groß ausgeführt sind. Eine effizientere Übertragung der Bauteilwärme auf das "Transportmittel" Luft ist z.B. eine Methode, um die benötigte Kühlluftmenge verringern.

Dass auch die "High-Power-Modelle" der Pure Power FM eher im preissensibleren Segment positioniert sind, ist an den verwendeten Kondensatoren ersichtlich. Anders als Mitbewerber Corsair bei den RM/RMx-Modellen verzichtet be quiet! bei den Pure Power FM auf Kondensatoren japanischer Marken, sondern setzt - schon fast als traditionell zu bezeichnen - Kondensatoren von Teapo ein. Die beiden Primärkondensatoren bieten je eine Spannungskapazität von 390 uF, Spannungsfestigkeit von 400 V und sind mit einem 105-°C-Rating versehen. Auf der Sekundärseite kommen neben einer Reihe von Feststoffkondensatoren dann eine Reihe von Elektrolytkondensatoren von Teapo zum Einsatz, welche auch allesamt ein 105-°C-Rating aufweisen.

Zum Konzept der Pure Power FM gehören natürlich auch funktionierende Schutzschaltungen. Die OCP auf den Nebenspannungen greift auf 3,3 V bei ca. 34 A ein, wohingegen auf 5 V mit 38 A noch etwa größere Reserven vorhanden sind. Die Schutzschaltung gegen eine Gesamtüberlastung (OPP) konnten wir bei einer Leistungsabgabe von knapp 1.050 W auslösen.