TEST

Endlich wieder ein Duell auf Augenhöhe

Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT im Test

Portrait des Authors


Werbung

Heute ist es endlich so weit! Die vor wenigen Wochen vorgestellte Radeon-RX-6800-Serie macht mit zwei Big-Navi-Modellen den Anfang. Wir schauen uns also die Referenzversionen der Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT an. Damit werden wir nach dem Test auch wissen, ob AMD die eigenen Versprechen halten kann und tatsächlich wieder in allen Marktsegmenten eine Alternative zu NVIDIAs aktueller Generation ist.

Das was AMD mit den Ryzen-Prozessoren gelungen ist – eine echte Konkurrenz zu Intel zu sein – will man bei den GPUs auch erreichen. Zuletzt egalisierte AMD die letzte Domäne der Intel-Konkurrenz, denn mit der Ryzen-5000-Serie auf Basis der Zen-3-Architektur liegt man nun auch in der Spieleleistung mindestens auf Augenhöhe. Und ähnlich wie dem Markt bei den Prozessoren tut etwas Konkurrenz sicherlich auch dem Grafikkartengeschäft gut, denn gerade im High-End-Bereich konnte NVIDIA zuletzt quasi machen was es wollte. Allenfalls im Preisbereich von 500 Euro und weniger stellte AMD mit seinen Produkten eine Alternative dar.

Die erste Navi-Generation auf Basis der RDNA-Architektur war einer der ersten Schritte in diese Richtung, wenngleich man hier eben nur für 400 Euro und weniger eine echte Konkurrenz darstellte. Es fehlte letztendlich am notwendigen "Bums" in den GPUs, um gegen die GeForce RTX 2080 und ihre schnelleren Geschwister etwas ausrichten zu können.

Offenbar ahnte man bei NVIDIA was da auf sie zu kommt und so fühlte sich der Start der GeForce-RTX-3000-Serie auf Basis der Ampere-Architektur auch etwas gehetzt an. Am deutlichsten zeigt sich dies wohl in der noch immer mangelnden Verfügbarkeit der Karten. Allerdings kommen an diesem Punkt auch zwei Dinge zusammen: NVIDIA und die Partner können nicht mehr Stückzahl liefern als bei den bisherigen Produktstarts und offenbar hat sich in der Käuferschaft ein gewisser Renovierungsstau für die Grafikkarten aufgebaut, der nun abgearbeitet werden will. Es gibt also ein unheimliches Interesse an der neuen Hardware und diejenigen, die eine der vorherigen Generationen übersprungen haben wollen nun zuschlagen.

Hier kommt dann auch noch die womöglich mindestens ebenbürtige Konkurrenz aus dem Hause AMD hinzu. Auf die Details der Big-Navi-GPU und die RDNA-2-Architektur gehen wir auf den ersten beiden Seiten dieses Artikels eins. Zunächst einmal aber wollen wir uns die drei Modellen, von denen heute zwei starten, etwas genauer anschauen.

Gegenüberstellung der Karten
  Radeon RX 6800 Radeon RX 6800 XT Radeon RX 6900 XT
GPU Big Navi Big Navi Big Navi
Transistoren 26,8 Milliarden 26,8 Milliarden 26,8 Milliarden
Fertigung 7 nm 7 nm 7 nm
Chipgröße 519,8 mm²
519,8 mm²
519,8 mm²
Compute Units 60 72 80
Ray Accelerators 60 72 80
Basis-Takt 1.815 MHz 2.015 MHz 2.015 MHz
Game-Takt 2.105 MHz 2.250 MHz 2.250 MHz
ROPs 96 128 128
Infinity Cache 128 MB 128 MB 128 MB
Speicherkapazität 16 GB 16 GB 16 GB
Speichertyp GDDR6 GDDR6 GDDR6
Speicherinterface 256 Bit 256 Bit 256 Bit
Speicherbandbreite 512 GB/s 512 GB/s 512 GB/s
FP16-Rechenleistung 32,33 TFLOPs 41,47 TFLOPs 46,08 TFLOPs
FP32-Rechenleistung 16,17 TFLOPs 20,74 TFLOPs 23,04 TFLOPs
TDP 250 W 300 W 300 W
Versorgung 2x 8-Pin 2x 8-Pin 2x 8-Pin
Preis 579 Euro649 Euro 999 US-Dollar
Verfügbarkeit 18. November 18. November 8. Dezember

Die Radeon RX 6800 positioniert AMD gegen NVIDIAs GeForce RTX 3070 – das aktuelle Einsteigermodell der Ampere-Generation. Die Radeon RX 6800 XT wird der GeForce RTX 3080 gegenübergestellt, die viele sicherlich als die begehrenswerteste der drei Ampere-Karten ansehen. NVIDIA bietet hier einfach ein gutes Preis/Leistungsverhältnis und positioniert das Modell auch preislich neu.

Die Radeon RX 6900 XT wird heute nicht getestet und erscheint auch erst Anfang Dezember. Ob AMD mit diesem Modell NVIDIAs GeForce RTX 3090 vom Thron wird stoßen können, bleibt abzuwarten. Preislich setzt AMD für die Radeon RX 6800 579 Euro an, die Radeon RX 6800 XT soll 649 Euro kosten. Damit wäre eine Radeon RX 6800 etwas teurer als eine GeForce RTX 3070, die ab 499 Euro zu haben ist. Die Radeon RX 6800 XT ist allerdings etwas günstiger als die GeForce RTX 3080, die ab 699 Euro kosten soll. Hier muss man allerdings die Einschränkung machen, dass nur geringe Stückzahlen der GeForce-Karten zu diesem Preis verfügbar sind und es sich dabei auch nur um die Einsteiger-Varianten handelt. Aufwendige Custom-Modelle haben ihren Aufpreis, allerdings vergleichen wir hier auch die Founders Edition gegen AMDs Referenzversion, was den Vergleich wieder fairer macht.

Noch nicht wirklich einschätzen können wir die Radeon RX 6900 XT. Gehen wir von 999 Euro aus, wäre sie um 50 % günstiger als eine GeForce RTX 3090, soll aber ein ähnliches Leistungsniveau bieten. NVIDIA müsste fast schon mit einer Preisreduzierung reagieren, um noch konkurrenzfähig zu sein – wenngleich hier 24 GB an Grafikspeicher auch ein Wort seitens NVIDIA sind.

Die Big-Navi-GPU

Die Big-Navi-GPUs werden als Navi2X bezeichnet. Vorerst kennen wir drei Modelle mit unterschiedlichem Ausbau. Die Radeon RX 6800 bietet 60 Compute Units (CU) und wird als einziges Modell mit einem Basistakt unter 2 GHz geführt. Aus den 60 CUs ergeben sich 3.840 Stream Prozessoren (einzelne Funktionseinheiten). Die Thermal Design Power gibt AMD mit 250 W an.

Die Radeon RX 6800 XT kommt auf 72 CUs und somit 4.608 Stream Prozessoren. Der Basistakt liegt bereits bei 2.015 MHz, in Spielen sollen es 2.250 MHz sein. Aufgrund des größeren Ausbaus steigt die TDP auf 300 W. Anfang Dezember wird dann noch die Radeon RX 6900 XT hinzukommen. Hier sind dann alle 80 CUs der Navi2X-GPU aktiv. Aus diesen ergeben sich 5.120 Stream Prozessoren mit einem Takt von mindestens 2.015 MHz. Per Game-Boost sollen auch hier 2.250 MHz möglich sein. Die TDP bleibt trotz des größeren Ausbaus bei 300 W.

Allen drei GPUs und damit auch den Karten gemein, ist ein 256 Bit breites Speicherinterface. An diesem hängen immer 16 GB an GDDR6-Speicher, der mit 2.000 MHz arbeiten. Daraus ergeben sich 512 GB/s. Der Speicher ist somit schon einmal kein Argument, welches gegen ein bestimmtes Modell spricht und AMD macht es den Käufern in dieser Hinsicht einfach. Ob eine Radeon RX 6800 unbedingt 16 GB an Grafikspeicher benötigt hätte, steht auf einem anderen Blatt, hat aber auch mit dem Infinity Cache zu tun, den wir noch genauer beleuchten werden. Aber auch hier gibt es zunächst einmal keinerlei Unterschiede in den Modellen, da alle GPUs über 128 MB des Infinity Cache verfügen.

Die Big-Navi-GPUs lässt AMD in 7 nm bei TSMC fertigen. Die Anzahl der Transistoren liegt bei 26,8 Milliarden, wenngleich diese alle natürlich nur im Vollausbau aktiv sind. Die Größe des Chips gibt AMD mit 519,8 mm². Zum Vergleich: Die GA102-GPU der GeForce RTX 3080 und GeForce RTX 3090 kommt auf 28 Milliarden Transistoren und eine Chipfläche von 628,4 mm². NVIDIA verwendet eine Fertigung in 8 nm bei Samsung. Die kleinere GA104-GPU besitzt 17,4 Milliarden Transistoren auf einer Fläche von 392,5 mm².

Werfen wir einen Blick auf die Packdichte:

Gegenüberstellung der Fertigung
  GA100 GA102 Navi 2X
Fertigung 7 nm (TSMC) 8 nm (Samsung) 7 nm (TSMC)
Anzahl der Transistoren 54 Milliarden 28 Milliarden 26,8 Milliarden
Chipgröße 826 mm² 628,4 mm² 519,8 mm²
Transistordichte 65,37 MT/mm² 44,56 MT/mm² 51,56 MT/mm²

NVIDIA lässt seine GA10x-GPUs bei Samsung in 8 nm fertigen und kommt hier auf eine Packdichte von 44,56 Milliarden Transistoren pro Quadratmillimeter. Die in 7 nm gefertigten GA100-GPUs der A100-GPU-Beschleuniger werden bei TSMC fertigt – genau wie AMDs Navi2X-GPUs. NVIDIA und AMD arbeiten hier aber mit TSMC zusammen und so kommt keine Standard-Fertigung zum Einsatz, sondern es handelt sich immer um ein optimiertes Verfahren, was bei solchen Stückzahlen angewendet wird. Die GA100-GPUs haben eine Packdichte von 65,37 MT/mm².

Die Navi-2X-GPUs kommen auf 51,56 MT/mm², liegen also nur leicht besser als die in 8 nm gefertigten Ampere-GPUs. NVIDIA kann die Transistoren der GA100-GPU also deutlich enger packen, was vermutlich mit dem großen Infinity Cache zusammenhängt, der sich als SRAM nicht so dicht packen lässt.