Die KBDfans OG60 mit Trashie-Switches und vintage dye-subbed PBT hat gerade links außen Beistand bekommen, ein gebrauchtes
Cherry G80-3700HQADE, gefischt in der Bucht. Leider mit sehr schmutzigen double-shots, deren Flecken sich auch in Gebissreiniger-Tabs nicht lösen lassen wollten, dafür ist aber das case in Top-Zustand. Made in 2003, da war der DIN-Anschluss längst durch PS/2 ersetzt, die wie die Zeit doch vergeht.
Doch auch ihn möchte ich nicht mehr haben, so kam das Kabel ab und die PS/2-Buchse zum Anschluss einer Fullsize-Tastatur wurde - zwecks Einbau eines CSC0101A mit USB - entlötet. Leider büßt das dünne FR2-PCB dabei seine Intelligenz ein; in den Programmiermodus zu wechseln bleibt weiterhin möglich, doch einer der Tasten in der top-row beizubringen, welche/s Zeichen sie zukünftig ausgeben soll, bleibt der direkt am Numpad angeschlossenen Tastatur vorbehalten. Eigentlich clever, denn eine Software blieb somit überflüssig. Aber es gibt ja heute andere Mittel und Wege - der epomaker VIAL-USB-Stick. Einen hatte ich bereits und da das Pad und der Stick eine gute Zusammenarbeit zu leisten schienen, bestellte ich Anfang August ein zweites Exemplar. Für 12.- USD inkl. Versand übrigens...
Von der durchdachten Programmierbarkeit abgesehen, hat Cherry über den Jahrtausendwechsel nicht viel dazugelernt, die etwas jüngeren clip-in-Stabis sind genauso schlimm wie ihre Vorgänger aus den Neunzigern. Einmal das Feld räumen für QMX, bitte. Schalter sind MX Black mit jeweils vier Lötpunkten, also mit Diode in jedem Schalter, so jedenfalls mein erster Gedanke. Wie sich das gehört schön scratchy, ob gut oder nicht ist ein hervorragender Streitpunkt, aber mir gefällt's. Nur zu den Trashies in der OG60 wollen die Blacks nicht recht passen, weder vom Gefühl noch vom Klang.
Während ich überlege, womit sie ersetzt werden könnten, trudelt eine Warenpost-Sendung ein, in einem deutlich zu groß geratenen Pappkarton, der nicht nur den VIAL-Stick enthält, sondern freundlicherweise auch noch 35 Stück Sea Salt Switches. 🤩 Einer davon muss auch noch den Weg zum Switch-Tester finden, sobald ich rausgefunden habe, wer den momentan bei sich hat.
Die Farben sind angelehnt an das Original von KTT, ergänzt mit transparenten upper housings. "Silent linear" dämpft meine Erwartungen, es folgt eine positive Überraschung, die Schalter sind äußerst smooth und leise, jedoch kein bisschen mushy. Welten besser als ein MX Silent Black und ebenfalls oberhalb Gazzew's Bobagum unterwegs. Schnell steht fest: Die werden auf dem G80-3700 ihren Platz finden.
Sowohl die alten als auch die neuen Schalter zu öffnen war mir zu blöd, fabrikneue THT-Dioden liegen sowieso in großer Stückzahl herum und diese auf der Unterseite anbringen geht ohnehin viel schneller. Der erste Einsatz für den Pinecil v2, den ich mir jüngst angelacht hatte. 350°C in sieben bis acht Sekunden verdient Respekt und sorgt für Spaß, weswegen der ERSA Multitip C25 sein Dasein ab sofort vermutlich in einer dunklen Ecke fristen wird. Blacks entlöten und Sea Salts aufsetzen geht schnell von der Hand, bei der Gelegenheit wird gleich noch die blasse grüne LED des
NumLk
-Switches gegen eine rote ersetzt. Typ-C-Kabel dran, der Konverter wird erkannt. Switch Hitter zeigt aber keinen einzigen Tastenanschlag an.
Es dauert eine Weile, bis mir einfällt, doch mal einen Blick in die Blacks zu werfen. Von wegen Dioden; es handelt sich um Schalter mit Drahtbrücke - also alle THT-Dioden wieder runterwerfen und Stück für Stück durch Draht ersetzen. Langwierige Fleißarbeit, das Pad lebt wieder, doch der
Ctrl
-Switch ignoriert seine Belegung, er schaltet stattdessen die Num-LED an und aus und simuliert eine gedrückt gehaltene Taste.
Fehlersuche die Zweite, alle Leiterbahnen durchgemessen, die weniger schön geratenen Lötstellen abgesaugt und neu aufgebracht und - wie könnte es anders sein - zwei Pads abgerissen. Brücken geschlagen zu benachbarten Pads, aber der Fehler bleibt. Stunde um Stunde vergeht, bis ich auf den Gedanken komme, einen Blick ins Manual zu werfen und das Pad zu resetten. Wie es sich selbst umprogrammieren konnte, ist mir unklar, aber zwei Sekunden später tun alle Schalter, was sie sollen. TIL oder die Moral von der Geschicht': In die Schalter reinschauen oder messen, was sich auf der Südseite versteckt hält, es lohnt sich...
Dann können endlich die von der G81-3081 geretteten Numpad-Keycaps und die metallic-roten Cherry-Sticker vom schnellen Ali ihren Platz einnehmen, ergänzt um einige rote Akzente von GMK Evil Dolch. Ich habe fertig.