Genau das tut Asus eben nicht.
Ich beziehe mich auf
Und da ist es so, wie es geschrieben steht. (gemäß Normungslage)
Die Dokumente, die du verlinkt hast, geben das korrekt wieder.
Dass irgendwelche Marketingleute und auch Redakteure das nicht schnallen, ist eine andere Sache.
Also ist das entweder von Asus und Delock falsch beschrieben oder du irrst dich und U.2 ist per se als SFF-8639 und SFF-8643 spezifiziert, weswegen man den Port auch immer nur mit "U.2" betitelt (d.h. man benötigt ein SFF-8639/8643-auf-SFF-8639/8643-Kabel, um ein U.2-Gerät anzuschließen).
Wo wir dann auch wieder bei dem Punkt wären
U.2 wird bei NVMe SSDs im 2,5" Format eingesetzt. Sie wurde zunächst als SFF-8639 bezeichnet. 2015 entschloss sich die SSD Form Factor Working Group (SFFWG) für den einfacheren Namen U.2, was auch gut zur etablierten M.2 Schnittstelle passt.
Der Stecker nennt sich weiterhin SFF-8639, welcher eine lange Historie hat.
U.2 ist ein Marktingname für den SFF-8639, der PCIe bzw. darauf aufsetzend NVMe zur Verfügung stellt.
Viel mehr noch, der SFF-8639 kann auch SAS-Geräte aufnehmen, da er dedizierte (sprich andere) Pins für das SAS-Interface verwendet. Die SAS-Belegung im SFF-8639 stammt vom SFF-8482 ab.
Der SFF-8482 war der ursprüngliche SAS Connector für SAS-HDDs.
SFF-8482 beschreibt den mechanischen Stecker an der HDD/SSD. Dieser stellt 2 Datenlinks zur Verfügung, weswegen er auch 2x-Stecker genannt wird.
SFF-8678,SFF-8680,SFF-8681 beschreiben wiederum wie der gesamte Stecker (also nicht das Pinout/Kontakte) beschaffen sein muss, dass der SFF-8482 3Gb/s,12Gb/s bzw. 24Gb/s übertragen kann, sprich also die Anforderungen von SAS1, SAS2/3 und SAS4 beschreibt.
Weiter geht es dann mit dem SFF-8629, der eine Weiterentwicklung des SFF-8482 ist und einfach nur 2 weiter Datenlinks hinzufügt. Dazu hat man die gegenüberliegenden Seite der Powerpins um Datenpins erweitert.
Durch die 2 Lanes war es dann ein 4x-Stecker.
Das ist aber wieder nur das Pinout/Kontakte. SFF-8630 und SFF-8640 beschreiben dann die Beschaffenheit für Übertragungen 12Gb/s bzw. 24Gb/s über den SFF-8629 Stecker, sprich also die Anforderungen von SAS3 und SAS4 beschreibt.
Eine SAS4 HDD/SSD kann also einen SFF-8482-Stecker haben und unterstützt dann nur 1 oder 2 Datenlanes, sie kann aber auch SFF-8629 haben und unterstützt dann wahlweise 1-4 Lanes. Wobei eine HDD/SSD mit 1-2 Lanes nicht klar als Gerät mit SFF-8482 oder SFF-8629 zu erkennen ist, weil man dann den Entwickler fragen müsste, an welche Beschaffenheit für die Übertragung er sich gehalten hat.
Es wird aber so sein, dass eine SFF-8482 HDD/SSD in einem SFF-8629 Slot und umgekehrt laufen wird, ggf. mit reduzierter Laneanzahl.
Dann hat man sich gedacht, dass man noch 2 weitere Datenlanes braucht.
Es wurde der SFF-8639 Stecker geschaffen, der dann ein 6x Stecker ist. Also noch mehr Kontakte neben den "gerade" hinzugefügten 2x Datenlanes des 4x Steckers.
Wobei jetzt 2 Lanes exklusiv SAS/SATA sind, 2 Lanes exklusiv PCIE/NVMs und 2 Lanes SAS/PCIe/NVMe.
Jetzt ist es so, dass dieses ganze SFF-Benamungsschema die Leute völlig verwirrt, die nicht in der Normungslage unterwegs sind.
Also hat man sich entschlossen, analog zum M.2 einen handlebaren Marketingnamen zu finden, U.2 und hat den SFF-8639 dahingehend umbenannt.
U.2 ist also nur ein anderer, handhabbarer, Name für den SFF-8639-Stecker.
Gemäß der SPEC des SFF-8639 kann es auch 2-4 Lanes SAS HDDs/SSDs geben, die ein U.2 Interface haben. Und das macht es dann besonders lustig, weil diese Geräte mit NVMe nun überhaupt nix am Hut haben.
(ob sich ein Laufwerkshersteller jemals traut sowas zu bauen, wird sich zeigen)
Problem dabei ist, dass der U.2 Stecker im Vergleich zur Verwendung mit NVMe SSD anders beschaltet ist.
Ein quad lane Kabel mit z.B. einem SFF-8643 Stecker hat also ein andere Lanerouting für (quad)SAS bzw. (quad)NVMe HDDs/SSDs.
Viel Spaß dabei rauszubekommen, wofür man das Kabel jetzt verwenden kann.
Das selbe Problem hat man auch bei Backplanes. Daher haben U.2 Backplanes zwei unterschiedliche Anschlüsse, wenn sie SATA/SAS/NVMe (Tri-Mode) unterstützen wollen. Sie brauchen nämlich Anschlüsse für SAS-Controller und separate Anschlüsse für NVMe-Controller.
Das macht die Backplanes unnötig aufwendig und damit teuer, zumal dann immer die jeweils anderen 2 Lanes tot liegen, bzw. es Signalprobleme gibt, da 2 Lanes ja sowohl zum NVMe als auch SAS Port gehen, wenn SAS als quad lanes ausgeführt ist.
Also, schlechte Idee, neue Idee, wir machen U.3 aka SFF-TA-1001.
Wir nehmen wieder 2 Lanes weg, und nutzen die restlichen 4 Lanes gleichermaßen für SAS als auch NVMe.
Dadurch wird das Routing der Lanes im Stecker angeglichen und man kann die selben Kabel verwenden, sofern man quad port SAS fahren will. Ansonsten kann mit einem z.b. SFF-8643 auf 4x SFF-8643 einen Quad SAS Controller an eine U.3 Backplane anbinden für single port SAS oder SFF-8643 auf 2x SFF-8643 für dual port SAS. Oder geht einfach auf ein SFF-8643 nach SFF-8643 Kabel, wenn man NVMe fahren will.
Abschließend ist zu sagen, dass
SFF-8639 U.2 als Marketingnamen hat,
SFF-8643 mini-SAS HD als Marketingnamen hat und der Vollständigkeit halber
SFF-8087 mini-SAS,
SFF-8088 extern mini-SAS,
SFF-8644 extern mini-SAS HD gemarketingt werden.
PS: Die Spezifikation spricht weiterhin nur vom SFF-8639-Stecker. Die Anwendung, sprich Serverbauer z.B. sprechen dann vom U.2.
EDIT:
Somit gibt der SFF-8639 den Betrieb von SFF-8482 HDDs frei. Man kann die Stecker der z.B. Backplanes aber so kodieren, dass keine alten SAS HDDs in U.2 Backplanes passen, da z.b. die SAS Lanes nicht beschaltet sind.
In einem SFF-TA-1001 hingegen würde die alte SAS HDD laufen, da die erste Lanes mindestens beschaltet ist und daher, mit passendem Kabel, auch an den Controller angebunden ist.
Daher ist meine persönliche Empfehlung, dass in den Server U.2 direkt sein gelassen wird und man direkt auf U.3 geht. So kann man zwischen HDDs und SSD wählen, sofern man das noch überhaupt möchte.
(es gibt da ja mittlerweile auch andere, non 2,5", Formate für hot swap SSDs)