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Dänemark hat offiziell beschlossen, Microsoft-Software in Teilen seiner öffentlichen Verwaltung durch quelloffene Alternativen wie Linux und LibreOffice zu ersetzen. Der Umstieg beginnt im Sommer 2025 und soll bis Herbst abgeschlossen sein. Als erste Behörde macht das Digitalisierungsministerium den Anfang. Dort wird auf den Einsatz von Windows und Office 365 verzichtet und stattdessen auf Linux und LibreOffice umgestellt. In der Anfangsphase erhalten rund die Hälfte der Mitarbeitenden, einschließlich der Ministerin selbst, LibreOffice als Ersatz für Microsofts Bürosoftware. Ziel ist es, bis Ende des Jahres vollständig auf quelloffene Systeme umzustellen.
Mit diesem Schritt will Dänemark seine digitale Souveränität stärken und sich unabhängiger von großen US-Technologieanbietern machen. Bereits zuvor hatten Kopenhagen und Aarhus angekündigt, Microsoft als Anbieter zentraler IT-Lösungen auszumustern. Auch wirtschaftliche Überlegungen spielen eine Rolle. Der Wegfall von Lizenzkosten und die Möglichkeit, ältere Hardware trotz auslaufender Windows-10-Unterstützung weiter zu nutzen, machen freie Software für öffentliche Einrichtungen attraktiver.
Die Ministerin für Digitalisierung, Caroline Stage Olsen, räumt ein, dass die Umstellung herausfordernd ist. Sollte es im Arbeitsalltag zu unüberwindbaren Problemen kommen, sei eine temporäre Rückkehr zu Microsoft-Produkten als Notlösung möglich. Dennoch ist sie überzeugt, dass der Wechsel notwendig ist, um langfristige digitale Selbstbestimmung zu gewährleisten.
In ganz Europa nehmen ähnliche Projekte an Fahrt auf. Schleswig-Holstein in Deutschland hat bereits begonnen, seine Behörden-IT auf Linux umzustellen. Die Niederlande arbeiten an ähnlichen Initiativen. Die EU selbst beschäftigt sich mit der Entwicklung einer eigenen Open-Source-Infrastruktur und bietet mit Lösungen wie Collabora CODE bereits Alternativen zur klassischen Office-Nutzung in der Cloud. Gleichzeitig entstehen in Frankreich SaaS-Angebote wie La Suite numérique, die speziell auf europäische Datenschutzstandards und digitale Souveränität ausgerichtet sind.
Ein häufiger Einwand gegen den Umstieg betrifft angeblich unersetzbare Funktionen, etwa Makros in Microsoft Office. Doch praktische Erfahrungen zeigen, dass viele dieser Funktionen kaum genutzt werden oder durch andere Workflows ersetzt werden können. Komplexere Herausforderungen bestehen eher bei E-Mail und Kalenderfunktionen, vor allem im Zusammenspiel mit Outlook und Exchange. Dennoch zeigen erfolgreiche Migrationsprojekte, dass die notwendigen Alternativen existieren und kontinuierlich verbessert werden.
Dänemark wählt bewusst einen anderen Weg als den Umstieg auf andere US-basierte Lösungen wie Google Workspace. Stattdessen setzt das Land auf europäische oder selbst gehostete Open-Source-Angebote, um den Datenschutz und die Kontrolle über staatliche IT-Infrastrukturen zu erhöhen. Auch wenn der Weg kostenintensiv ist und nicht alle Anforderungen sofort eins zu eins erfüllt werden können, wird der Systemwechsel als strategisch notwendig bewertet. Er soll dazu beitragen, langfristig unabhängig, datensouverän und wirtschaftlich nachhaltig zu agieren.