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Der ökonomische Konflikt zwischen den USA und der Volksrepublik China ist wieder voll im Gang. Im Windschatten der Streitigkeiten über Zölle und Exportbeschränkungen von sogenannten Seltene Erden treibt China zugleich die Bemühungen für mehr digitale Souveränität voran. So hat das chinesische Handelsministerium begonnen, offizielle Dokumente ausschließlich im Format der heimischen Software WPS Office zu veröffentlichen. Damit endet nach vielen Jahren die Nutzung von Microsoft Word und zugleich ein Kapitel enger technischer Bindung an westliche Software.
Bekannt wurde die Umstellung, als das Ministerium neue Exportkontrollmaßnahmen für Seltenerdmetalle in einem Dateiformat veröffentlichte, das nur mit der Office-Suite des chinesischen Unternehmens Kingsoft geöffnet werden kann. WPS Office verwendet ein proprietäres Dateiformat, das nicht mit Microsoft Office kompatibel ist und den offenen Dokumentstandard nicht unterstützt. Die Software bietet jedoch eine gewisse Kompatibilität mit Microsoft-Dateien und umfasst Funktionen für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen.
Zudem sollen chinesische Behörden laut Medienberichten seit einiger Zeit Anweisungen erhalten, auf ausländische Software zu verzichten. Die Umstellung verläuft wohl schrittweise und betrifft je nach Behörde und Region unterschiedliche Zeiträume. China reagiert damit direkt auf Drohungen der USA hinsichtlich Einschränkungen für Softwareexporte.
Für internationale Unternehmen etabliert diese Abkehr allerdings zusätzliche Hürden. Da WPS Office nicht vollständig mit Microsoft Office kompatibel ist, müssen viele Organisationen künftig wohl mit zwei unterschiedlichen Softwaresystemen arbeiten oder auf Konvertierungstools zurückgreifen, die nicht alle Formatierungen und Funktionen zuverlässig übernehmen.
Aber nicht nur China bewertet die Abhängigkeit zu US-Konzernen mittlerweile als problematisch. Auch hierzulande wird regional versucht, sukzessiv die Abhängigkeit der Tech-Konzerne zu verringern. Erwähnenswert sind diesbezüglich die Pläne für den digital souveränen IT-Arbeitsplatz in Schleswig-Holstein. Mit Dänemark versucht gleich ein ganzer Staat auf Linux und Open Source umzuschwenke. Neben dem Reduzieren von Abhängigkeiten zu einzelnen internationalen Akteuren soll so auch Kontrolle über zentrale digitale Infrastrukturen wieder zurückgewonnen werden.