TEST

Amazon Fire HD 10 Kids Edition im Test

FreeTime macht den Unterschied

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Während Smartphone und Tablet aus dem Leben von Erwachsenen kaum noch wegzudenken sind, stehen sie als Eltern vor einem Dilemma. Denn auf die Frage, ab wann man seinen Kindern den Zugang zu eben diesen Geräten erlauben und ermöglichen sollte, gibt es keine allgemein gültige Antwort. Mit der Kids Edition seiner Fire-HD-Tablets will Amazon seit vier Jahren Hilfestellung leisten. Nicht nur, dass die speziellen Versionen besonders robust sind, mit FreeTime liefert man Eltern ein dazugehöriges mächtiges Werkzeug, das Fördern und Kontrollieren ermöglicht und Kindern auf unterhaltsame Art und Weise an Tablets heranführen soll. Mit dem Fire HD 10 Kids Edition steht seit einigen Wochen erstmals eine 10-Zoll-Version bereit, die das Zeug zum Familien-Tablet haben könnte. Mit welchen Einschränkungen das verbunden ist, zeigt der Test.

Ende Juni kündigte Amazon den bislang größten Ableger seiner kindgerechten Tablets an und reagierte damit nach eigenen Angaben auf einen Wunsch vieler Eltern. Denn die bis dahin erhältlichen Modelle mit 6, 7 und 8 Zoll dürften so manchem Erwachsenen schlicht zu klein gewesen sein. Kindern, so die eigene Erfahrung, scheint die Größe hingegen egal zu sein. Während der mehrwöchigen Nutzung griff die Tochter mal zum 8-Zoll-Modell, mal zum neuen 10-Zöller - entscheidend war lediglich, welches Tablet gerade nicht aufgeladen werden musste.

Das liegt vor allem daran, dass die technischen Unterschiede in diesem Alter (noch) keine Rolle spielen. Da die Kids Edition wie üblich auf dem jeweiligen Standardmodell basiert, bietet das knapp 200 Euro teure Fire HD 10 Kids Edition mit Full HD eine etwas höhere Auflösung, mit 2 GB etwas mehr RAM sowie einen schnelleren SoC. Front- und Hauptkamera sind mit 0,3 und 2 Megapixeln identisch, der interne Speicher fasst 32 GB und kann per microSD-Karte erweitert werden. Und dass das größere Modell anders als das kleinere Dual-Band-WLAN (802.11ac) unterstützt, dürfte Kindern nicht auffallen.

Nach Erwachsenenmaßstäben rangiert das Tablet technisch betrachtet irgendwo zwischen Einsteiger- und Mittelklasse. Das liegt vor allem am Display. Das IPS-Panel ist mit 1.920 x 1.200 Pixeln zwar scharf genug (224 ppi) und erreicht mit 405 cd/m² in der Spitze eine in vielen Fällen ausreichende Helligkeit, die Farbdarstellung ist aber eher enttäuschend. Wo hochwertige IPS-Lösungen eine kräftige, aber dennoch natürliche Darstellung bieten, wirkt diese beim Amazon-Tablet häufig blass. Der von MediaTek bezogene SoC spielt bei der Einstufung aber auch eine große Rolle. Im Alltag liefert der MT8173 mit seinen jeweils zwei Cortex-A72- und -A53-Kernen, die bis zu 1,8 und 1,4 GHz erreichen, zwar eine fast immer ausreichende Leistung, grafisch anspruchsvollere Spiele zeigen dem Chip aber schnell seine Grenzen auf. Hier dürfte aber auch die GPU vom Typ PowerVR GX6250 ein limitierender Faktor sein. Die mehr als vier Jahre alte Grafikeinheit ist in Bezug auf die Leistung noch unterhalb einer Qualcomm Adreno 605 angesiedelt. WLAN- und Bluetooth-Modul arbeiten unauffällig, höhere Transferraten im 5-GHz-Netz wären aber wünschenswert.

Ausbaufähig sind auch die beiden Kameras, die objektiv betrachtet mit schnell verrauschten und nicht immer ausreichend scharfen Aufnahmen enttäuschen und sich nicht selten viel Zeit beim Auslösen lassen. Kinder haben mit beiden dennoch ihren Spaß. Und dass die nach unten ausgerichteten Stereo-Lautsprecher mit Dolby-Atmos-Zertifizierung schon ab etwa 75 % des maximalen Pegels verzerren und insgesamt mehr Kraft bei tiefen Frequenzen vertragen würde, stört auch eher den Erwachsenen. Abhilfe schafft die 3,5-mm-Audiobuchse, die am oberen Rand neben den Tasten für die Lautstärkeregulierung und Standby sowie dem Micro-USB-Port untergebracht ist. Letzterer dient vornehmlich zum Aufladen des Fire HD 10 Kids Edition. Dessen 3.830 mAh (14,2 Wh) reichen laut Amazon für bis zu zehn Stunden Video- und Musikwiedergabe sowie Surfen. Im Test konnte dieser Wert bei einer Helligkeit von 200 cd/m² bestätigt werden, bei geringer Helligkeit waren mehr als elf Stunden möglich.

Allein dem Preis dürfte das Gehäuse geschuldet sein. Amazon setzt hier vollflächig auf schwarzen Kunststoff, der sich allerdings nicht billig anfühlt. Zudem überzeugt die Verarbeitung, ungleiche Spaltmaße, Grate oder wackelnde Bauteile gibt es nicht. Mit 262 x 195 x 10 mm bewegt sich die Größe im üblichen Rahmen, einzig an den beiden kurzen Seiten - vom Landscape-Modus ausgehend links und rechts - könnten die Display-Ränder schmaler ausfallen. 

Allerdings spielt das eigentliche Gehäuse beim vorgesehenen Einsatzzweck nur eine untergeordnete Rolle. Denn Bestandteil der Kids Edition ist wie üblich eine robuste Hülle, die aus weichem Kunststoff besteht und wahlweise in Hellblau oder Rosa gefärbt ist. Die vergrößert das Tablet auf 294 x 188 x 26 mm und schützt es rundum, erlaubt aber den problemlosen Zugriff auf alle Tasten und nahezu alle Anschlüsse; einzig der microSD-Slot ist mit angebrachte Hülle nicht mehr erreichbar. Mit insgesamt 660 g ist das Fire HD 10 Kids Edition aus Erwachsenensicht nicht außerordentlich schwer, bei Kindern dürfte es je nach Alter bei gewöhnlicher Haltung aber schnell zu Ermüdungserscheinungen kommen. Nimmt das Tablet trotz der Hülle Schaden, verspricht Amazon den unbürokratischen Austausch innerhalb der ersten zwei Jahre nach Kauf. Wie kulant das Unternehmen am Ende tatsächlich ist, dürfte vom jeweiligen Einzelfall abhängen. Denn als Einschränkung wird lediglich der „normale Gebrauch" genannt.