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Samsung Galaxy S8 im Test - Technik toll, Format mau (Video-Update) - Software

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Wenn eine bestimmte Funktion einen größeren Stellenwert erhalten soll, sollte sie auch wie versprochen funktionieren. Was passiert, wenn dies nicht der Fall ist, musste HTC erst kürzlich erleben. Die Taiwaner wollten ihren Sense Companion zusammen mit dem U Ultra und U Play an den Start bringen, letztlich reichte man die KI erst Wochen später nach. Schlimmer noch: Wirklich nützlich ist sie auch heute noch nicht und damit weit von dem entfernt, was HTC ursprünglich in Aussicht gestellt hatte.

Warum das im Test des Galaxy S8 eine Rolle spielt? Für sein neues Aushängeschild hat Samsung seinen Assistenten Bixby entwickelt, sogar eine eigene Taste ist für den Helfer vorgesehen. Doch außerhalb der südkoreanischen Heimat ist er gar nicht bis kaum einsetzbar, auch in Deutschland stehen nur rudimentäre Funktionen zur Verfügung. Bis zum Ende des Jahres muss man sich noch gedulden, so das Unternehmen.

Lediglich zwei Bereiche können Käufer eines Galaxy S8 und Galaxy S8+ hierzulande von Anfang an nutzen: Die zentrale Übersicht sowie Bixby Vision.

Wer ist dieser Bixby?

Erstere erreicht man entweder per Druck auf die Bixby-Taste oder einen Wisch nach rechts auf dem Homescreen. Hier informiert der Assistent unter anderem über die nächsten Termine, das Wetter, zeigt den zuletzt gemessenen Puls oder andere Fitness- und Gesundheitsdaten, schlägt Applikationen oder Themes zur Änderung des Designs vor und präsentiert die wichtigsten Nachrichten. Ein Tap auf eine der Kacheln leitet zur dahinterstehenden Applikation weiter.

Bixby Vision ist hingegen über die Kamera-Applikation erreichbar. Einmal gestartet, soll der Helfer Objekte erkennen, die die Kamera gerade erfasst. Ein Rahmen im Sucher signalisiert, dass eine Erkennung stattgefunden hat, der Nutzer muss dann die nächste Aktion bestimmen. Handelt es sich beispielsweise um eine Getränkeflasche, deren Logo Bixby erkannt hat, kann per Klick auf Shoppping nach Händlern gesucht werden, Preise und Bezugsquellen werden binnen kürzester Zeit angezeigt. Gleiches klappt auch dann, wenn lediglich ein EAN-Code erfasst wird.

Aber auch Sehenswürdigkeiten, Bilder, Texte, QR-Codes und sogar Weine soll die Software erfassen und richtig zuordnen können. Im Test funktionieren das überraschend zuverlässig, lediglich in bestimmten Fällen konnte Bixby nicht weiterhelfen. Samsung verspricht beispielsweise, dass das Erfassen eines Möbelstücks mit anschließender Nennung der Bezugsquelle möglich sein soll, im Eigenversuch gelang dies jedoch nicht ein einziges Mal. Gut möglich, dass die notwendigen Hintergrundroutinen erst nachgereicht werden. Ebenfalls ausbaufähig ist auch die Auswahl der möglichen Händler. Denn häufiger wurden ausländische Shops vorgeschlagen, obwohl das Produkt auch von deutschen Anbietern verkauft wird. Qualitative Schwankungen gab es ebenso beim Übersetzen von Texten sowie dem Auffinden ähnlicher Bilder.

Im Endausbau soll Bixby aber weitaus mehr als eine Shopping-Hilfe und Tagesübersicht sein. Nutzer sollen per Spracheingabe Befehle erteilen und Fragen stellen können, die Auswertung soll anschließend mit Hilfe der künstlichen Intelligenz und verschiedenen Datenbanken erfolgen. Bixbys Stärke soll dann das Erkennen von Zusammenhängen sowie die Art der Interaktion sein. Anstelle eines „Ich habe dich nicht verstanden“ oder „Ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann“ sollen intelligente Nachfragen gestellt werden.

Profitieren soll der Assistent dabei von der tiefen Integration ins System. Ist eine Applikation kompatibel, sollen per Sprache alle Befehle erteilt werden können, die auch per Finger vorgesehen sind. Bixby soll aber nicht nur dem Galaxy S8 und Galaxy S8+ vorbehalten sein, auch Fernseher und Smart-Home-Produkte der Südkoreaner sollen damit versehen werden. Das macht deutlich, dass Bixby und Android auch getrennt voneinander nutzbar sind - auch wenn der Assistent mit hoher Wahrscheinlichkeit den Aufwand für Updates erhöht.

Die Samsung Experience nimmt Nutzer an die Hand

Zum Einsatz kommt im Übrigen Android 7 und damit nicht die jüngste Version des Betriebssystems. Wie bei Samsung üblich, ist von der originalen Oberfläche aber nicht viel übrig, darüber liegt die inzwischen als Samsung Experience bezeichnete eigene und bislang als TouchWiz bekannte Lösung in Version 8.1. Weite Teile kennt man bereits vom Galaxy A3 (2017) und Galaxy A5 (2017).

Nach der Ersteinrichtung wirkt der Homescreen sehr aufgeräumt, auffällig ist hier das Fehlen des typischen Google-Ordners. Der versteckt sich im App Drawer, der im Stil von Android 7.1 mit einem Wisch nach oben aufgerufen wird. Dazu gesellen sich einige Samsung-eigene Apps wie S Health oder die Companion-Software Gear für den Betrieb eventuell vorhandener Samsung-Wearables, aber auch Microsofts Office-Tools. All das lässt sich jedoch problemlos deinstallieren.

Dabei hilft Samsungs Interpretation der Shortcut- und 3D-Touch-Funktion: Ein längerer Druck auf ein Icon blendet eine Übersicht mit verschiedenen Optionen auf, darunter das Deinstallieren und Informationen zur App. Ebenfalls ab Werk dabei ist der Google Assistent, der anders als zunächst vermutet nicht auf die Bixby-Taste verlagert werden kann.

Android- und Samsung-Neulinge profitieren von der sehr übersichtlichen Oberfläche. Deren Stärke ist vor allem der weitestgehende Verzicht auf nichtssagende Piktogramme. Stattdessen werden die tatsächlichen Namen der dahinterliegenden Funktionen genutzt. Nur an wenigen Stellen verwendet Samsung noch so etwas wie ein Lupen-Symbol anstelle von „Suche“. Leider arbeitet die Suchfunktion aber noch immer nicht allumfassend. So kann zwar im App Drawer nach Dingen wie dem Punkt Display-Helligkeit oder Blaufilter gesucht werden, umgekehrt führt die Suchmaske in den Systemeinstellungen aber nicht zu Excel oder S Health. Das gleiche Manko lässt sich aber auch auf dem iPhone finden.

Eine sinnvolle Neuerung ist die Möglichkeit, den Fingerabdrucksensor auch als Bedienhilfe zu nutzen. Allerdings verspricht diese Punkt in den Systemeinstellungen mehr, als Samsung (vorerst) halten kann. Heißt es dort, dass per Fingergeste Apps und Funktionen geöffnet und geschlossen werden können, kann in der Praxis lediglich die Benachrichtigungsleiste ein- und ausgeblendet werden.

Aufpassen heißt es beim Thema Leistungsmodus. Dahinter verbergen sich Maßnahmen zum Energiesparen, die haben aber unter Umständen großen Einfluss auf die Systemleistung. Ab Werk arbeitet das Galaxy S8 im optimierten Modus, der das Smartphone intelligent an hohe und geringe Lastzustände anpassen soll.