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Huawei P9 lite im Test

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Größer, schneller, schicker: Mit dem P9 lite bringt Huawei erwartungsgemäß den Mittelklasseableger seines Aushängeschilds in den Handel. Dabei verlässt man sich nicht auf leichte Korrekturen, was den Vorgänger nicht nur alt aussehen lässt, sondern das deutlich teurere Schwestermodell auch unter Druck setzt. Warum, zeigt der Test.

Mit dem insgesamt dritten Vertreter der P9-Reihe dürfte die Familie nun komplett sein. Ganz oben steht das P9 Plus, das mit großem Display und für Huawei neuem Lautsprecher-Konzept in den kommenden Wochen ins Rennen geht, in der Mitte wartet hingegen das im April vorgestellte P9. Auf dessen wichtigste Komponente - die gemeinsam mit Leica entwickelte Kamera - fehlt im P9 lite. Auch das ist einer der Gründe dafür, warum letzteres mit unverbindlichen 299 Euro für weit weniger Geld zu haben ist.

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Kühles Display

Anders als noch vor einem Jahr verkleinert man das Display dieses Mal nicht. Im P9 lite bietet die Anzeige mit 5,2 die gleiche Diagonale wie im P9, selbst die Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) stimmt überein. Um die gleiche Einheit scheint es sich aber dennoch nicht zu handeln. Denn hinsichtlich der Messwerte schneidet das P9 lite teils spürbar schlechter ab.

Die maximale Helligkeit ist bereits bei 489 cd/m² erreicht, was etwa 13 % weniger sind, beim Kontrast unterliegt es knapp mit einem Verhältnis von 1.257:1. Dennoch können beide Werte durchaus als gut bezeichnet werden, auch in sehr hellen Umgebungen gibt es keine Probleme beim Ablesen. Einzig bei direkter Sonneneinstrahlung schwächelt das Display.

Das Display stimmt in puncto Eckdaten mit dem des P8 und P9 überein

Das Display stimmt in puncto Eckdaten mit dem des P8 und P9 überein

Das tut es aber auch in puncto Farbdarstellung. Wie üblich setzt Huawei auf eine viel zu kühle Farbtemperatur, bei fast 8.500 K ist der Blaustich nicht zu übersehen. Zwar kann der Nutzer in den Einstellungen per Schieberegler wieder selbst Hand anlegen, weniger als 7.100 K werden dann aber nicht erreicht. Auch dieser Wert ist klar vom Optimum (6.500 K) entfernt. Davon abgesehen gibt das IPS-Panel Farben kräftig, aber natürlich wieder und bietet großzügige Betrachtungswinkel.

Was Kennern auffällt: Das P9 lite bietet insgesamt ein besseres Display als das P8, das vor einem Jahr für 200 Euro mehr in den Verkauf ging.

Dem Vorgänger enteilt

Und auch in einem anderen Punkte hat das neue Modell das höher positionierte P8 eingeholt. Denn der verbaute Kirin 650 ist dem im letzten Jahr eingesetzten Kirin 930 ebenbürtig. Auch der neue SoC setzt auf acht Cortex-A53-Kerne, die er auf bis zu 1,7 und 2,0 GHz treiben kann. Da das langsamere Cluster etwas schneller als beim Kirin 930 rechnet, zieht der Kirin 650 in Sachen CPU-Leistung vorbei. Einzig die GPU vom Typ Mali-T830 MP2 kann nicht ganz mithalten, was für Gesamt-Performance aber nur nebensächlich ist.

Das P9 lite leistet etwas mehr als das P8 vor einem Jahr

Das P9 lite leistet etwas mehr als das P8 vor einem Jahr

Im 3DMark Ice Storm Unlimited reicht es beispielsweise für knapp 11.600 Punkte (P8: 11.110 Punkte), in AnTuTu 5 für rund 49.400 Punkte (49.931 Punkte). Warum für diesen Vergleich das P8 herangezogen wird? Der im P8 lite verbaute Kirin 620 unterlieht mit gut 5.500 und 35.400 Punkten mehr als deutlich. Das liegt in erster Linie an den mit 1,2 GHz wesentlich langsameren CPU-Kernen, aber auch an der schwächeren Mali-T450 MP4. Insgesamt ist das Smartphone im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelfeld zu finden. Eine vergleichbare Leistung bieten beispielsweise Motorolas Moto X Play, Samsungs Galaxy A5 2016 oder das Mate S - Smartphones, die zum Start allesamt teurer waren. Dass das P9 lite hier überraschend viel bietet, liegt auch am 3 GB großem RAM, den man dem in 16 nm gefertigten SoC zur Seite gestellt hat. Die meisten Konkurrenten müssen mit 2 GB auskommen.

Im Alltag macht sich das vor allem beim Multi-Tasking bemerkbar, das hier gefühlt etwas flüssiger vonstattengeht. Dass es angesichts der Leistung keinerlei Probleme mit der Darstellung der Oberfläche gibt, ist keine Überraschung, auch in anspruchsvolleren Titeln gibt das Smartphone meist keine Blöße. Nur in sehr wenigen Fällen waren hier und da kleinere Ruckler zu erkennen.

Der Rotstift zeigt sich

Während es in Bezug auf die Leistung im Alltag auch in der Mittelklasse kaum Probleme gibt, lassen sich bei der grundsätzlichen Ausstattung noch immer die größten Unterschiede gegenüber den höheren Segmenten finden. Bei Huawei trifft dies beinahe schon traditionell das WLAN-Modul. Wo das teurere P9 schnell und in beiden Frequenzbereichen (802.11ac) unterwegs ist, muss man beim P9 lite mit deutlicher weniger Tempo und 2,4 GHz (802.11n) auskommen. Auch beim Kurzstreckenfunk Bluetooth muss man mit weniger Vorlieb nehmen, mehr als Version 4.1 und abwärts wird nicht unterstützt. Und natürlich fehlt auch die Typ-C-Buchse, an deren Stelle der übliche Micro-USB-Port tritt. Immerhin hat man NFC beibehalten.

Wie beim P9 gibt es einen Fingerabdrucksensor

Wie beim P9 gibt es einen Fingerabdrucksensor

Das Mobilfunkmodem erreicht in LTE-Netzen dank Cat-6-Unterstützung bis zu 300 Mbit/s im Downstream, im Dual-SIM-Betrieb kann aber nur eine der beiden Karten für 3G und 4G genutzt werden; zudem blockiert die zweite SIM den Platz der microSD-Karte, dann bleibt es bei 16 GB. Die Telefonie-, Sende- und Empfangseigenschaften bewegen sich auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Im Test schaltete das P9 lite mehrfach früh auf 3G zurück, einen komplette Verbindungsabbruch gab es aber nicht. Beim Telefonieren überzeugen die verbauten Mikrofone, der Frontlautsprecher neigt hingegen zu leichtem Rauschen. Wer die Freisprechfunktion oder die Musikwiedergabe ohne Kopfhörer nutzen will, kann auf den am unteren Rand verbauten Lautsprecher zurückgreifen. Dieser erreicht eine für ein Smartphone hohen Lautstärke und bietet zumindest ein geringes Maß an Tiefen, ab einem Pegel von etwa 80 % kommt es aber zu leichten Verzerrungen.

Vor allem bei der Ausstattung gibt es große Unterschiede zwischen P9 lite und P9

Vor allem bei der Ausstattung gibt es große Unterschiede zwischen P9 lite und P9

Einen etwas überraschenden Weg beschreitet Huawei beim Fingerabdrucksensor. Denn die gesamte Einheit bestehend aus Hardware und Software-Implementierung ist eine Mischung aus Honor 5X, von dem man die schnelle Einrichtung übernimmt, und Mate S, das Teile der Bedienfunktionen zusteuert. Um einen Level-4-Sensor, wie er im P9 steckt, dürfte es sich nicht handeln - zumindest deutet darauf nichts hin. Wie gewohnt muss das Display zum Entsperren per Fingerabdruck nicht eingeschaltet werden.

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