Noch ein Funfact: Asus gibt im Boardview 6.3V 1000uF an, bestückt sind dann aber größtenteils MBZ 6.3V 820uF. Entweder die Spec der Caps konnte nicht gehalten werden oder der 820er war gefühlt 0.1ct günstiger... Bei dem Board merkt man jedenfalls das Asus jeden Cap gespart hat der irgendwie machbar war.
Die MBZ haben eigentlich nie ein Problem gehabt ihre Specs zu erfüllen, ganz im Gegenteil, sie sind i.d.R. (deutlich) besser als angegeben je nach Ausführung. In den Frequenzkontext gesetzt, ist es mit steigender Frequenz eh nahezu egal ob da 1000µF oder 820µF sitzen, denn wenn du das durchrechnest für ein sagen wir 20mOhm ESR bei 100 KHz, wo die Impedanz (ESR und Blindwiderstand) vom ESR dominiert wird, verhält sich der 1000µF Elko wie ein 80µF Elko und der 820er wie ein 79µF Elko. Halbierst du mit einem Poly nun den ESR auf 10mOhm, hast du halt rund 155µF vs. 157µF – alles vereinfacht beschrieben, aber du weißt worauf ich hinaus will.
Ich hatte das ja früher schon häufiger hier angeführt:
bei (Ultra)-Low-ESR Kondensatoren ist die physische Kapazität sekundär, viel wichtiger ist der
ESR, denn darüber wird der Cap in seiner Fähigkeit erst effektiv die HF Störungen gegen Masse abzuleiten. Ob da nun 3300µF oder 2200µF drauf stehen oder 1000µF oder 820µF -> wichtig ist der passende ESR. Geht der zu weit nach oben in schnellen Schaltungen, ist es irgendwann völlig egal was aufgedruckt ist.
Man sieht das auch an Beispielen der Cross-Over Bestückung mancher Boards. Das
ABIT AN8 (–/Ultra/SLI) z.B. gab es mit normalen Caps und mit Polys. Normale Caps waren die
3300er MBZ oder HM und in der Poly Bestückung saßen da ab Werk meist
560µF mit 2,5V. Jetzt gehen wir mal von den 100 KHz ein Stück weg und rechnen mal mit
300 KHz, dann haben wir noch ungefähr folgende effektive Kapazitäten:
3300µF @ ESR12 @ 300 KHz -->
ca. 45µF "effektive Kapazität"
560µF @ ESR8 @ 300 KHz -->
ca. 65µF "effektive Kapazität"
In der Konstellation hast du durch den niedrigeren ESR sogar
mehr "effektive Kapazität" am Ende UND eine deutlich bessere HF Filterung trotz "nur" 560µF. Mit wahrscheinlich eher realistischen
500 KHz+ wird die effektive Kapazität noch kleiner, aber der Abstand zwischen den beiden Sorten bleibt bestehen.
Deswegen sage ich immer:
der ESR ist in allen "schnellen" Anwendungsszenarien i.d.R. der dominierende Faktor und deswegen sind auch schon kleine Verschlechterungen im ESR bei degenerierten Caps manchmal ein großes Problem, weil je nach anliegender Frequenz bei sagen wir 50% ESR Abweichung (10 vs 15) schon nur noch etwa 1/3 der eh schon kleinen, effektiven Kapazität vorhanden ist. Mit ESR30+ ist so ein Kondensator in einer schnellen Schaltung kapazitätsmäßig nahe 0 angelangt und wirkt dann fast nur noch wie ein
reiner Widerstand, wodurch in Konsequenz quasi kein HF Ripple gedämpft werden kann. Das Signal geht dann im wahrsten Sinne rauschend den Bach runter
Streng genommen könnten wir hier hingehen und statt der A750 2200µF/16V für 3300er KZG/MBZ/HM auch einfach 1800/ 1500 / 1200 / 1000.... verbauen, solange uns die Frequenz der Schaltung bekannt ist und wir bestimmen können, ob der niedrigere ESR des Tauschkondensators ausreichend ist um die effektive Kapazität mindestens zu halten oder wie im o.g. Beispiel leicht zu verbessern. Das Problem daran ist, dass du das
nicht pauschal so angeben kannst, da es immer wieder Boards / GPUs etc. gibt, wo du nicht einfach hingehen kannst und z.B. ESR14 gegen ESR7 tauschst, weil dann die Schaltung auf Grund der anderen Faktoren und dem Gesamt-ESR instabil wird. Auch ist es für den Normaluser nicht möglich, mal eben selbst eine Frequenz zu bestimmen ohne entsprechendes Equipment zu haben.
Für so eine öffentliche, möglichst einfach und allgemein ausgelegte Ersetzungsempfehlung ist es daher schon richtig, sich im
Idealfall möglichst im Bereich der Originale aufzuhalten, damit es möglichst kompatibel für viele Komponenten ist. Wenn man aber wollte, könnte man teilweise auch anders ersetzen, vorausgesetzt wie gesagt, dass man alle Betriebsparameter kennt und sicher weiß, dass man nicht die Kompensation der Schaltung zerlegt.
Aber... wenn man nun so anfangen würde, würden Ersetzungen noch komplizierter, für den Laien weniger nachvollziehbar werden UND man bräuchte nochmal viel mehr verschiedene Caps am Lager um die verschiedenen Konstellation, die sich dann ergeben, alle abdecken zu können

Ist also nicht wirklich sinnvoll, aber theoretisch machbar wäre es und wurde ja auch früher in den Übergangszeiten seitens der Hersteller so durchgeführt.
Um zum Thema zurückzukehren... Ob ASUS da nun 820 oder 1000 setzt – spielt je nach Frequenz halt quasi keine Rolle und sehe ich nun nicht als Cent-Sparmaßnahme.
Da haben sie den Rotstift aus meiner Sicht viel deutlicher in der allgemeinen Auslegung des Boards angesetzt, sprich auch nur wieder 2 Phasen, viele freie Plätze, wo nicht mehr als unbedingt nötig aufgebracht wurde... Dass da überhaupt die relativ teuren Ruby MBZ drauf sitzen ist für mich eher erstaunlich an der Stelle, man hätte auch günstigere KZGs oder gar noch billigere Grottencaps von OST oder aus dem GSC Konzern drauf schnallen können

Wie sie z.B. bei den 800er P4 Boards oft gezeigt haben, gab es da ja scheinbar keine prinzipiellen Hemmungen auch damals schon bekannt minderwertigere Optionen zu verbauen
Dazu kommt in diesem speziellen Fall noch folgender Fakt:
Die MBZ gab es tatsächlich nur auf OEM Anfrage in 6,3V in 1000µF Ausführung, dann aber auch mit drei verschiedenen Specs (von denen ich weiß). Das Standard-Lineup der MBZ in 6,3V kennt nur 820µF und 1200µF.