Zu dem Thema Krankheitstage möchte ich unbedingt etwas schreiben.
Vorab: Bitte berücksichtigen, dass ich die Schule vor über 30 Jahren verlassen habe, und nie irgendwo Schreiben muss, also bitte nicht auf Satzstellung und Schreibfehlern rumreiten.
Erstes „Problem“:
Die „alten“ werden immer weniger, was ja logisch ist, und somit werden die Krankheitstage immer mehr.
Warum ist das so?
Die älteren Generationen sind mit völlig anderen Maßstäben groß geworden, vor allem im Arbeitsleben.
Die Aussage "stell dich nicht so an", war in meiner Kindheit und Jugend das erste, was mir gesagt wurde, wenn es mir nicht gut ging.
Man hatte zu funktionieren, ich habe mich nicht mal getraut, meinem Vater zu sagen, dass ich mich nicht gut fühle, weil es als Schwäche und/oder Ausrede ausgelegt wurde, weil man einfach nicht arbeiten gehen wollte.
In der Lehrzeit wurde ich massiv unterdrückt, und sehr schlecht behandelt, das war aber damals einfach normal, und anderen ging es noch schlechter als mir.
Wenn ich mich zu Hause darüber beschwert habe, gab es eine Ohrfeige, mit der Aussage: "Bei mir war es noch schlimmer, stell dich nicht so an!"
Der beliebteste Spruch aller Väter der 70er und 80er Jahre: Lehrjahre sind keine Herrenjahre...
Heute ist es so, dass Lehrlinge ab dem ersten Tag mehr darauf gedrillt werden, was sie NICHT machen müssen, und vor allem, das eigene Wohl steht über allem - nicht ganz verkehrt, aber es wird eben falsch umgesetzt.
Bei den geringsten Kleinigkeiten meldet man sich eben krank.
Nachts nicht gut geschlafen? Ich melde mich krank.
Kopfschmerzen auf der Arbeit? Ich gehe sofort nach Hause.
Man merkt das bei mir in der Firma tatsächlich von Jahr zu Jahr mehr -> je mehr ältere sich verabschieden, desto mehr steigen die Krankheitstage.
Die Arbeitsmoral ist das nächste.
Es könnte mehr geleistet werden, aber Kollege sagt ganz offen: "Für was?" Ich geh lieber eine rauchen.
Zweites „Problem“, und das ist meiner Meinung nach beinahe das größere:
Ich weiß, dass die meisten hier im Büro arbeiten, da wird es wahrscheinlich anders aussehen, aber auf die Produktion bezogen, fangen Firmen dieser Tage verstärkt an, die Belegschaft klein zu halten, und dann zu Überstunden zu verdonnern, und genau das geht immer mehr in die Hose, da die jüngere Generation da nicht mehr mitspielt.
Wenn für die „alten“ der Arbeitgeber noch sowas wie ein Heiligtum war, denken sich die jüngeren: mit mir nicht!
Sieht man auch am steten Wechsel, die „jungen“ bleiben 2 - 3 Jahre, und sowie sich der Lohn nicht wie gewünscht entwickelt, oder es sonst irgendwo klemmt, sind sie weg.
Ist natürlich verständlich, aber die Firmen - zumindest meine - verstehen nicht, dass das auf Dauer gesehen zu immer weiteren Problemen führt.
Wir sind über 3000 Mitarbeiter, alleine in Deutschland, in den ersten Jahren, als ich in der Firma anfing, gab es keine Kündigungen.
Es wurde alles getan, um uns „zufrieden“ zu stellen, Samstagsarbeit wurde mit Tankgutscheinen und exorbitanten Brotzeiten belohnt, die Lohnrunden vielen immer üppig aus, und wenn man viel "mehr" geleistet hat, wurde das auch honoriert.
Wenn wirklich mal einer gekündigt hat, war das wochenlang Gesprächsthema Nummer 1.
Wie ist die aktuelle Lage?
Das Jahr 2025 ist noch nicht herum, und es haben in unserem Standort knapp 30 Mitarbeiter gekündigt, darunter auch langjährige, einer sogar mit 20 Jahren Zugehörigkeit.
Und die Firma checkt es immer noch nicht.
Dann kommt man auf die Arbeit, und findet sowas:
Und da kommen wir wieder zur jüngeren Generation, die dann sagen "Mit mir nicht!"
Ab zum Arzt, 2 Wochen krank.
Die älteren machen es murrend mit, viele nehmen Schmerztabletten, weil sie einfach aufgearbeitet sind.
Aushänge dieser Art gab es ebenso noch im Juli, als auch im August.
Meine Abteilung ist zum Glück nicht betroffen, da das bei uns so nicht funktionieren würde, wegen 3-Schicht-Betrieb, und der begrenzten Arbeitsmittel.
Wenn da die vorherige Schicht eine Stunde länger bleiben würde, würden wir uns mehr behindern, als nutzen.
Es wird dann versucht, die kranken mit Leiharbeitern zu ersetzen, was aber gnadenlos in die Hose geht, da die Arbeit in dem Bereich einfach zu Komplex ist.
Ein neuer Mann braucht ca. 6 Monate, bis er das gewünschte Pensum erreicht.
Der Gipfel war dann unsere letzte Betriebsversammlung.
Es wurde knallhart gesagt, dass es so bleiben wird, und wir in der Produktion Arbeitsspitzen stets mit Überstunden auffangen müssen.
Weiterhin wurde gesagt, dass Lohnerhöhungen in Zukunft nur noch in vollem Ausmaß bezahlt werden, wenn das Pensum über dem soll liegt.
Das wurde auch wirklich so umgesetzt, dieses Jahr im August.
Ein junger Kollege, 22 Jahre alt, der immer seine Arbeit macht, hat anstatt 2% gerade einmal 1,6% bekommen - mit der Begründung, er macht ja nur das, was er machen muss...
WTF?
Was hat man damit erreicht?
Der Kollege bleibt nun sogar unter dem was er machen muss, und hält nun die Augen offen, für mögliche neue Arbeitgeber.
Drittes Problem:
Ärzte dieser Tage "gönnen" einfach nur noch.
Früher, bist du zum Arzt, hast ein wenig gejammert, da wurdest du mit strengem Blick für den einen Tag krankgeschrieben, und hast dich dabei noch blöd gefühlt.
Heute gehst du zum Arzt, erzählst vom Burn-Out und bist eben mal 2 Wochen daheim.
Bei uns gibt es dann die Top-Empfehlungen der sog. "Doc-Hollidays" unter den jungen
Unser Hausarzt ist mit meiner Familie sehr gut bekannt - Schwiegervater war mit dem Senior in der Handballmannschaft, Schwager war mit dem Junior in derselben Klasse, und die Frau vom Junior war mit meiner Frau in der Klasse.
Wenn ich denn mal beim Arzt bin, läuft das natürlich sehr ungezwungen, und man spricht auch über sowas wie steigende Krankheitstage gerade wegen Burn-Out oder ähnlichem.
Das wird dieser Tage zum Glück sehr ernst genommen, und der Doc sagt, dass er lieber mal einen ein paar Tage „umsonst“ krankschreibt, wenn er sich unsicher ist, als später sich vorwürfe zu machen, falls sich die Situation verschlimmert - schauspielerisches Talent vorausgesetzt.
Ich habe mittlerweile über 30 Jahre auf dem Buckel, stets körperlich gearbeitet, und ich sage es wie es ist, ich nehme mir auch meine !verdienten! Auszeiten.
Wenn es mir mal wieder gar zu stressig wird, bleibe ich eine Woche zu Hause, und habe da mittlerweile auch kein schlechtes Gewissen mehr.
Sollte es dann jemals dazu kommen, dass die ersten Tage nicht gezahlt werden, damit kann ich leben, würde dann aber defintiv anstatt einer Woche gleich zwei zu Hause bleiben - Aktion -> Reaktion.
Noch ein kleiner Nachtrag:
Mein AG hat sich extrem geändert, von der Einstellung bezüglich uns.
Als noch die alten Geschäftsführer da waren, stand das Wohl der MA an erster Stelle!
Nach und nach sind die in Rente, durch neue ersetzt worden, und nun steht der AG über allen, und wir MA sollen einfach nur funktionieren, und den Trend sehe ich zum neuen Standard werden.