Ich glaube, der spannende Punkt an der ganzen Porsche-vs.-China-Diskussion geht in solchen Vergleichen oft unter: Das eigentliche Problem für Porsche ist nicht, dass ein Elektro-Xiaomi auf dem Datenblatt oder auf dem Nürburgring ein bisschen schneller oder langsamer ist als ein Taycan. Technisch kriegen die Zuffenhausener das schon hin – Fahrwerk, Bremsen, Temperaturmanagement, da sieht man ja auch in deinem Video klar, wo der Unterschied liegt.
Das eigentliche Thema ist doch: Wofür steht Porsche heute noch? Früher war das für viele das Endgame-Statussymbol: unvernünftig, laut, unbequem, völlig überzogen, aber genau deshalb begehrenswert. Ein „Plüschtier für Besserverdiener“. Wenn aber ein fetter E-Smart oder irgendeine China-Limousine auf Knopfdruck ähnliche Beschleunigungszahlen hinknallt, bricht ein Teil dieser Magie weg. Wenn dann gleichzeitig von Herstellerseite plötzlich mit CO₂, Effizienz und Vernunft argumentiert wird, passt das nicht mehr zu dem alten Versprechen „wir bauen das völlig absurde Spaßgerät, das du dir irgendwann erfüllst“.
Dazu kommt: Die Generation, die vom 911er-Poster im Kinderzimmer geträumt hat, ist älter geworden. Die jüngeren schauen eher auf „Cyberpunk-Tech“: Software, Displays, Connectivity, OTA, Smartphone-Integration, Design wie aus einem Sci-Fi-Film. Ob das Auto dann aus Deutschland kommt oder aus China, ist denen oft egal – Hauptsache, es fühlt sich nach Zukunft an und nicht nach „Auto der Eltern“. In China war das deutsche Auto mal der große Traum – jetzt entsteht dort eine eigene Auto-Kultur, eigene Marken, eigener Stolz. Das ist für Porsche viel gefährlicher als irgendeine einzelne Rundenzeit.
Und dann noch das Geschäftsmodell: Verbrenner-Luxus lebt auch von Wartung, langer Lebensdauer, Ersatzteilen, Händlernetz, restaurierten Oldies, die 40 Jahre durchhalten. Elektro ist viel näher an Software: schnellere Modellwechsel, andere Margen, weniger Werkstattbindung. Da reicht es nicht, einfach „auch ein gutes E-Auto“ zu bauen, das muss in eine komplett andere Logik passen – wirtschaftlich und emotional.
Deshalb finde ich dein Fazit „ist kein Porsche-Killer“ auf Autoniveau absolut schlüssig, aber die Story dahinter ist größer: Xiaomi muss Porsche gar nicht technisch vernichten, um denen weh zu tun. Es reicht, wenn sich das Symbol verschiebt – weg von „ohne Porsche ist dein Lebensziel nicht erfüllt“ hin zu „gibt zig andere Wege, sich schnell, reich, modern oder rebellisch zu fühlen“. Genau in dieser Verschiebung steckt der eigentliche Gegenwind für Marken wie Porsche.