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Dell XPS 15 (9550) mit Infinity Display im Test - Leistung, Kühlung, Laufzeit, Fazit

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Viel Leistung, aber nicht für alles

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Dell selbst spricht in Bezug auf das XPS 15 vom schnellsten Vertreter der XPS-Reihe und weckt damit gewisse Erwartungen. Auf dem Papier werden die durchaus auch erfüllt. Schon das Grundmodell wird mit einem Vierkerner (i5-6300HQ), einer NVIDIA GeForce GTX 960M und 8 GB DDR4-RAM ausgestattet, die Testkonfiguration verfügt abweichend davon über einen i7-6700HQ sowie gleich 16 GB Arbeitsspeicher. Damit kommen Komponenten zum Einsatz, die andere Hersteller dazu verleiten, ihre vergleichbaren Systeme als Gaming-Notebook zu bezeichnen.

Der i7-6700HQ des Testmodells hat unseren Testparcours in den vergangenen Wochen schon mehrfach durchlaufen und sich dabei als solider Allrounder entpuppt. Seine vier CPU-Kerne arbeiten mit Taktraten von 2,6 bis 3,5 GHz - der maximale Turbotakt bei einem, zwei und vier Kernen liegt bei 3,5, 3,3 und 3,1 GHz - und können auf einen 6 MB großen L3-Cache zugreifen. Dank Hyper-Threading werden bis zu acht Threads gleichzeitig abgearbeitet, Features wie VT-d und VT-x oder TSX-NI sorgen in bestimmten Anwendungen für ein Plus an Leistung; auf vPro muss man verzichten, was in erster Linie aber nur für Unternehmen interessant ist. Mit einer TDP von 45 W gehört der i7-6700HQ zu den leistungsstärksten Vertretern seiner Familie, wie alle anderen muss er sich das thermische Budget - wie auch den Cache - mit der integrierten HD Graphics 530 teilen. Die gehört ebenso wie die HD Graphics 520 zur Leistungsstufe GT2, verfügt also über 24 Execution Units. Getaktet wird sie mit 350 bis 1.050 MHz, zum Einsatz kommt sie im XPS 15 aber nur bei geringer Grafiklast.

Dass sich im Innern schnelle Hardware versteckt, ist nicht offensichtlich

Dass sich im Innern schnelle Hardware versteckt, ist nicht offensichtlich

Denn dank Optimus-Technik wird immer dann zur GeForce GTX 960M mit ihren 2 GB GDDR5 gewechselt, wenn die Anforderungen steigen. Im Test gelang das zuverlässig: Im office-ähnlichen Betrieb wird dank integrierter GPU Energie gespart, in Spielen sorgt die dedizierte Lösung für ausreichend Performance. Die fällt im Übrigen wie erwartet aus.

PCMark 7 und 8 attestieren dem Notebook mit knapp 5.300 und etwa 3.000 Punkten genügend Luft für den üblichen Produktiveinsatz. Hier profitiert man vor allem von der schnellen NVMe-SSD mit ihren 512 GB, die beim Schreiben und Lesen bis zu circa 670 und 1.200 MB/s erreicht. Die beiden günstigeren Konfigurationen dürften da bei weitem nicht mithalten. Denn dort verbaut Dell lediglich eine klassische HDD, der eine 32 GB fassende SSD zur Seite gestellt wird. Wer zu Unterhaltungszwecken zwischendurch das ein oder andere Spiel starten will, muss sich hier und da aber auf Einbußen gefasst machen. In nativer Auflösung erreicht kein aktueller Titel ausreichend hohe Frame-Raten, selbst bei Full HD muss mitunter der Detailgrad verringert werden.

Heißes Gerät

Allerdings erreicht das XPS 15 auch dann irgendwann seine Grenzen. Die CPU arbeitet schon nach rund einer Minute unter voller Last nicht mehr mit dem maximalen Takt, kurze Zeit später wurde im Test auf teilweise nur noch 800 MHz reduziert. Wie üblich betrifft dies die integrierte GPU nicht, die HD Graphics 530 bewegte sich im Rahmen der Vorgaben. Die GeForce GTX 960M wurde im gleichzeitigen Betrieb von Prime95 und Furmark deutlich langsamer. Von den im Idealfall gefahrenen 1.188 MHz bleiben nach wenigen Minuten mitunter nur noch rund 900 MHz übrig.

Warum CPU und NVIDIA-GPU gebremst werden, zeigen die Temperaturmessungen. Der i7-6700HQ bringt es nach längeren Volllastphasen auf 95° C, für die GeForce GTX 960M wurden in der Spitze 91° C ausgegeben. Während diese Spitzenwerte nur beim Einsatz der Testprogramme erreicht wurden, war das Thema Drosselung aber auch bei praxisnahen Programmen anzutreffen. Zwar wurden CPU und GPU nicht so stark gebremst, mitunter war der Leistungsabfall aber spürbar.

Im Volllastbetrieb zeigen sich die Schwachpunkte, die Oberseite wird zu warm

Im Volllastbetrieb zeigen sich die Schwachpunkte, die Oberseite wird zu warm.

Dass Dell am Ende vielleicht zu viel gewollt hat, zeigen die Messungen am Gehäuse. Bei sehr geringer Last wurden an Ober- und Unterseite durchschnittlich rund 26° C gemessen - durchaus noch übliche Werte. Nach einer Viertelstunde unter Volllast erhitzte sich das Äußere jedoch im Schnitt auf etwa 39° C, punktuell wies das Messgerät an der Oberseite sogar rund 51° C aus. Vor allem letzterer Wert ist deutlich zu hoch, hier kann es bei Hautkontakt zu ersten, wenn auch nur leichten Verletzungen kommen.

Dabei bemüht sich das Kühlsystem sogar - zumindest produziert es eine derartige Lautstärke. Bei vollen Touren werden mehr als 49 dB(A) erreicht, die dank der tiefen Frequenz jedoch weniger störend wirken, als es zunächst scheint. Wird nur wenig Leistung abgerufen, bleibt der Lüfter des XPS 15 lange Zeit komplett abgeschaltet, ab und an wird er dann für weniger Sekunden aktiviert. Konzentriertes Arbeiten ist somit problemlos möglich, für Spiele sollte man eher zum Headset greifen.

In Teilen verbesserte Laufzeit

Wie so oft leidet der Akku unter dem verkleinerten Gehäuse. Denn wo das bislang angebotene XPS 15 eine Kapazität von 91 Wh bot, stehen nun nur noch 84 Wh zur Verfügung. Zum Problem wird das im direkten Vergleich aber nicht. Denn in drei von vier Tests bietet das aktuelle Modell die gleichen Zeiten - berücksichtigt man die üblichen Messtoleranzen; die Abweichungen liegen im Bereich von maximal 20 Minuten. Im vierten Test schneidet das XPS 15 (9550) hingegen deutlich besser ab: Wird das Notebook für wenig Last erzeugende Aufgaben verwendet, kommt es laut Battery Eater (Reader’s Test) 9:41 h mit einer Ladung aus - gut eine Stunde mehr als beim Vorgänger. Zurückzuführen ist das in erster Linie auf den Skylake-Prozessor, aber auch auf die SSD. Beide Bauteile sind sparsamer als die zuletzt verwendeten.

Steigt die Last, geht der Vorteil jedoch immer weiter zurück. Im Office-ähnlichen Betrieb (PCMark 8) hält das Gerät etwa 100 Minuten durch, im Battery-Eater-Classic-Modus knapp zehn Minuten länger. Zwar ist der i7-6700HQ auch in solchen Szenarien sparsamer, die GeForce GTX 960M belastet die Bilanz jedoch stärker. Deutlich wird dies beim Blick auf den Energiebedarf, der in der Spitze bei rund 116 W liegt, im Leerlauf sind es gut 13 W.

Ob die erreichbaren Werte gut oder schlecht sind, hängt vom jeweiligen Einsatzgebiet ab. Wer das XPS 15 unterwegs zum Spielen benutzt, erhält etwas mehr Ausdauer als bei den meisten vergleichbaren Gaming-Notebooks. Wer die Zeit hingegen mit Filmen oder Arbeiten überbrücken will, muss früher als bei den meisten 13 Zöllern zum Ladegerät greifen. Hier macht sich das größere Display bemerkbar.

Auf die anderen Konfigurationen sind die Laufzeiten nicht ohne weiteres übertragbar. Denn nur in den Modellen mit SSD verbaut Dell den 84 Wh großen Akku. Steckt im Gehäuse eine HDD, sinkt die Kapazität auf 56 Wh.

Überzeugende Eingabegeräte

Bei den Eingabegeräten verzichtet Dell auf Experimente. Sowohl Tastatur als auch Touchpad kennt man unter anderem vom XPS 13, auch wenn letzteres im XPS 15 größer ausfällt.

Überzeugend dank gutem Hub und Druckpunkt sowie der Beleuchtung

Überzeugend dank gutem Hub und Druckpunkt sowie der Beleuchtung.

Die Tastatur bietet die gewohnt ausreichend - 14 x 14 mm - dimensionierten Tasten, die allesamt über einen gut ausgeprägten Druckpunkt sowie einen beinahe idealen Hub verfügen. Daraus ergibt sich ein sehr knackiges, aber nicht zu harten Schreibgefühl. Verstärkt wird der gute Eindruck von der klaren Beschriftung aller Elemente sowie der guten und in insgesamt drei Stufen verstellbaren Hintergrundbeleuchtung. Kritisieren könnte man allenfalls, dass Dell die Funktions- und Cursor-Tasten etwas zu klein gestaltet und auf einen Ziffernblock verzichtet hat. Platz genug wäre für beides gewesen.

Das Touchpad ist angenehm groß

Das Touchpad ist angenehm groß.

Dass man die vorhandene Fläche gut ausnutzen kann, zeigt das Touchpad. Mit 105 x 80 mm fällt es größer als bei vielen anderen Notebooks der 15-Zoll-Klasse aus. An der Erkennung von Eingaben gibt es nichts zu kritisieren, auch die Gleiteigenschaften überzeugen. Die integrierten Tasten bieten einen guten Druckpunkt und Hub, eine optische Unterteilung hilft bei der Benutzung.

Fazit

In der Wahrnehmung lag das XPS 15 in der Vergangenheit klar hinter dem kleineren Schwestermodell zurück. Das lag mit Sicherheit auch an der nicht ganz einfachen Positionierung innerhalb eines sehr unübersichtlichen Marktsegments. Mit der Entscheidung, das Infinity Display auch hier einzuführen, könnte Dell nun über ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal verfügen. Dass es aber nicht zwangsläufig so sein muss, könnte an den unterschiedlichen Anforderungsprofilen im 13- und 15-Zoll-Bereich liegen. In ersterem spielen Maße und Gewicht bei einem mobilen Arbeitsgerät eine große Rolle, in letzterem eher weniger. Erschwerend hinzu kommt, dass das neue XPS 15 trotz neuem Panel gefühlt kaum kleiner geworden ist - auch wenn das Datenblatt etwas anderes sagt - und es mit 2 kg so viel wie der Vorgänger wiegt. Ein enormer Vorteil ist das Infinity Display deshalb per se also nicht, es kommt entsprechend auf die anderen Stärken an.

Und davon gibt es reichlich. So bietet das XPS 15 (9550) zumindest in der Testkonfiguration viel Leistung für Arbeit und Unterhaltung, teilweise gute Akkulaufzeiten und eine tadellose Verarbeitung. Über jeden Zweifel erhaben sind zudem die Eingabegeräte, die Ausstattung mit allen relevanten Schnittstellen. Insgesamt gut gefällt das Display, auch wenn man für eine möglichst optimale Darstellung Hand anlegen muss und der Vorgänger teils bessere Werte bot.

Das XPS 15 überzeugt in viele Punkten, leidet aber unter seinem Kühlsystem

Das XPS 15 überzeugt in viele Punkten, leidet aber unter seinem Kühlsystem.

Echte Schwächen gibt es nur zwei, die beide miteinander zusammenhängen. Denn das Kühlsystem scheint CPU und GPU nicht wirklich im Zaum halten zu können, was auf der einen Seite in teilweise zu hohen Temperaturen, auf der anderen Seite in der Drosselung der beiden Komponenten mündet. Zumindest letzteres gilt dabei nicht nur für praxisferne Benchmark-Situationen, sondern auch für den Alltag.

Das sorgt am Ende dafür, dass das XPS 15 keine allgemeine Empfehlung erhält. Dell bietet zwar ein insgesamt gutes Notebook, aber nicht zuletzt angesichts des hohen Preises darf man an einigen Stellen mehr erwarten. Auch, weil die Konkurrenz eben dies kann.

Wer auf Aluminium und Kohlefaser verzichten kann, dürfte beispielsweise mit dem Acer Aspire V15 Nitro Black Edition besser bedient sein, für das bei vergleichbarer Ausstattung etwa 1.900 Euro gezahlt werden müssen.

Positive Aspekte des Dell XPS 15 (9550):

  • hohe Systemleistung
  • insgesamt gutes Display
  • aktuelle Schnittstellen
  • bei geringer Last unaufdringliche Kühlung
  • überzeugende Verarbeitung
  • Tastatur und Touchpad gefallen

Negative Aspekte des Dell XPS 15 (9550):

  • CPU und GPU (GTX 960M) werden gedrosselt
  • teilweise zu hohe Temperaturen

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