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OnePlus 5 im Test

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Auch drei Jahre nach dem ersten Modell gilt OnePlus noch immer als der Rebell unter den Smartphone-Herstellern. Doch viel ist vom ursprünglichen, ganz eigenen Ansatz nicht mehr übrig geblieben. Man zählt mehrere hundert Mitarbeiter und ist kein Startup mehr, verkauft seine Geräte zumindest zeitweise nicht mehr nur über den eigenen Online-Shop und auch preislich hat man zu Samsung und Co. aufgeschlossen. Entsprechend muss das neue OnePlus 5 mehr als seine Vorgänger bieten. Ob das der Fall ist, zeigt der Test.

Dass der etwas später als bei einigen anderen erscheint, liegt an einer Entscheidung von OnePlus. Das Unternehmen verteilte im Vorfeld einige wenige Testgerät an ausgewählte Redaktionen, allerdings nicht mit der Software, die zum Verkaufsstart - und auf unserem Exemplar - verfügbar ist. Die beseitigt nicht nur einige Fehler, sondern soll auch die Kameraleistung verbessern. Wichtiger jedoch: In den frühen Tests wurde auf eine Schummelei seitens OnePlus nicht eingegangen.

Verfügbar ist das OnePlus 5 seit dem 27. Juni, allerdings nur über den eigenen Online-Shop. Die Möglichkeit, das Smartphone in einem von wenigen Pop-Up-Stores zu kaufen, gab es lediglich am Tag nach der Präsentation. In Europa verlangt OnePlus je nach Version 499 oder 559 Euro. Ersterer Preis gilt das Modell mit 6 GB RAM und 64 GB internem Speicher, letzterer für 8 und 128 GB. Zur Wahl stehen die Farben Grau und Schwarz, die sich in der Realität aber weitaus weniger unterscheiden, als es auf Bildern wirkt.

Völlig überflüssige Schummelei

Auch wenn OnePlus die Dual-Kamera des neuen Smartphones in den Mittelpunkt rückt, beherrscht vor allem aber dennoch der SoC die Diskussionen. Denn das Unternehmen hat sich erneut dazu entschlossen, einen Schummel-Modus zu integrieren. Aufgefallen ist dieser zunächst XDA Developer, die dort gesammelten Erfahrungen konnten mit unserem Testgerät allesamt bestätigt werden.

Herzstück des Modus' ist eine in das Betriebssystem integrierte Liste, in der verschiedene Benchmarks vermerkt sind. Wird ein solcher gestartet, nimmt die Software Änderungen am Verhalten des SoCs vor. Die betreffen die Taktraten des Efficiency-Clusters sowie die thermische Überwachung. In der Praxis bedeutet dies: Die CPU-Kerne 1 bis 4 laufen permanent mit der maximalen Taktrate von 1,9 GHz, selbst bei kritischen Temperaturen. Die Kerne 5 bis 8, die das Performance-Cluster bilden, verhalten sich hingegen normal, auch auf die GPU hat der Modus keine Auswirkungen; zumindest nicht direkt.

Die in Folge der hohen Taktraten steigende Temperatur sorgt den Messungen zufolge für frühere Taktreduzierungen als üblich. Auf den ersten Blick konterkariert dies natürlich den vermeintlichen Betrugsversuch. Tatsächlich aber dürfte das OnePlus' Ziel aber nicht beeinträchtigen: Die erzwungene höhere CPU-Leistung im Efficiency-Cluster reicht aus, um höhere Benchmark-Resultate als die Konkurrenz mit Snapdragon 835 zu erreichen. Dass die Werte nach dem dritten oder vierten Durchlauf sinken, ist da egal - man kann ja dennoch die hohen Punktzahlen des ersten Durchgangs vorweisen.

Von der Schummelei betroffen sind die von uns genutzten Benchmarks AnTuTu und Geekbench in sämtlichen Versionen, Androbench und GFXBench. In allen anderen Tests verhielt sich der SoC unauffällig, darunter im 3DMark. Dennoch gilt, dass sämtliche Resultate mit Vorsicht zu geniessen sind.

Dabei ist diese Manipulation völlig überflüssig. XDA Developer zufolge erkauft OnePlus sich damit ein Plus von etwa 5 %, allerdings wie erwähnt nicht unter Dauerlast. Angesichts des Niveaus, dass der Snapdragon 835 im Normalzustand erreicht, spielt dieser Zugewinn in der Praxis absolut keine Rolle. Schon den Unterschied zwischen Snapdragon 821 und Snapdragon 835 wird man im Alltag nicht bemerken, das zeigte zuletzt der Test des HTC U11. Der Acht-Kerner mit seinen bis zu 1,9 und 2,45 GHz schnellen Kryo-280-CPU-Kernen bietet in jeder Gelegenheit mehr als ausreichende Reserven, Einbrüche bei der Bildwiederholrate sind selbst bei technisch fordernden Spielen nicht zu beobachten. Diesbezüglich ist es deshalb auch unerheblich, dass Samsungs Exynos 8895 über die etwas potentere GPU verfügt oder Huaweis Kirin 960 etwas mehr aus seinen Performance-Cores herausholt.

Teilweise gleicht das OnePlus 5 das durch den größeren Arbeitsspeicher aus. Denn mit 6 oder 8 GB bietet man mehr als das Galaxy S8, U11 und viele andere aktuelle Oberklasse-Smartphones. Bemerkbar macht sich das vor allem dann, wenn es um große Applikationen geht oder häufig zwischen mehreren Programmen gewechselt wird. Die können aus dem RAM heraus schneller wieder gestartet werden, als dies beim erneuten Laden vom Massenspeicher der Fall ist. Hier redet man allerdings nur von Sekundenbruchteilen, die gespart werden. Dabei ist der interne Speicher alles andere als langsam. OnePlus verbaut nach eigenen Angaben in allen Exemplare UFS-2.1-Chips, was im Falle des Testgeräts (8 GB RAM, 128 GB interner Speicher) auch zutrifft. Androbench spricht von bis zu 411 und 77 MB/s bei Lesen und Schreiben, PCMark attestiert 544 und 146 MB/s. Damit bewegt sich das OnePlus 5 auf dem gleichen Niveau wie das Galaxy S8 und P10.

Letztlich zeigen aber auch Benchmarks, die nicht vom Schummeln betroffen sind, wie potent das OnePlus 5 ist. Im 3DMark-Setting Ice Storm Unlimited erreicht es mit 40.300 Punkten knapp vor dem U11 den Spitzenplatz, im Setting Slingshot sind es 4.600 Punkte - das reicht klar für Platz eins. Laut dem weniger wichtigen Basemark OS II sind es 3.400 Punkte, was ebenfalls ein neuer Rekord ist.

Nicht zu vernachlässigen sind die negativen Folgen des Schummelns. Durch die hohen Taktraten und das von OnePlus umgangene Temperaturmanagement fällt viel Abwärme an. Die führt letztlich zu sehr hohen Gehäusetemperaturen. In der Spitze konnten wir mehr als 46 °C auf der Rückseite messen, XDA Developer brachte es nach eigenen Angaben auf mehr als 50 °C.