NEWS

Steam muss Sex-Spiele entfernen

Die Richtlinien der Zahlungsdienst­leis­ter bestimmen das

Portrait des Authors


Die Richtlinien der Zahlungsdienst­leis­ter bestimmen das
42

Werbung

Valve hat die Richtlinien für Entwickler auf Steam still und leise verschärft, um Inhalte zu verbannen, die gegen die Auflagen von Zahlungsdienstleistern wie Visa, Mastercard oder PayPal verstoßen könnten. In der aktualisierten Steamworks-Dokumentation heißt es nun, dass „bestimmte für Erwachsene gedachte Inhalte“, die von Banken oder Kartennetzen abgelehnt werden, nicht mehr zugelassen sind. Diese Änderung traf vor allem Sex-Spiele, wenngleich die genauen Kriterien unscharf bleiben und nicht alle Titel gleichermaßen betroffen sind.

Kurz nach Inkrafttreten der neuen Regelung meldete SteamDB einen plötzlichen Wegfall zahlreicher Spiele mit Inzest-Thematik. Unter den entfernten Titeln finden sich verschiedene Einträge der „Interactive Sex“-Reihe und andere explizite Inhalte, während vergleichbare Spiele weiter verfügbar sind. Die fehlende Konsistenz hat in der Entwickler-Community zusätzlich Verwirrung gestiftet und die Frage aufgeworfen, ob die Auswahl nicht eher der Willkür unterworfen ist.

Hintergrund der Geschichte ist, dass Kreditkartenanbieter seit der Pornhub-Kontroverse 2020 zunehmend Druck auf Plattformen ausüben, problematische Inhalte zu entfernen. Ähnliche Vorstöße gegen Erwachseneninhalte gab es auch bereits bei OnlyFans und Tumblr, die ihren Richtlinien unter dem Druck von Zahlungsdienstleistern anpassen mussten. OnlyFans kündigte beispielsweise sogar zeitweise ein vollständiges Verbot sexueller Inhalte an, ruderte nach heftigen Nutzerprotesten aber zügig wieder zurück. Für Valve zählt offenbar vor allem, die Zahlungsinfrastruktur für alle Steam-Kunden zu sichern, selbst wenn dies bedeutet, sich den Wertvorstellungen der Zahlungsdienstleister zu unterwerfen.

In Foren und Diskussionsgruppen der Steam-Community stößt die neue Linie auf gemischte Reaktionen. Teils wird begrüßt, dass extreme und potenziell problematische Inhalte verschwinden, andere warnen hingegen vor einer schleichenden Einschränkung der kreativen Freiheit. Ein besonders sensibler Punkt ist die Sorge, dass auch LGBTQ+-Titel künftig unter die Räder geraten könnten, wenn Finanzkonzerne dies so verlangen.

Valve selbst hat bislang keine detaillierte Rechtfertigung für die Maßnahme geliefert. Unklar bleibt, ob es sich nur um eine einmalige Anpassung handelt oder ob in Zukunft weitere Spielgattungen auf die schwarze Liste geraten könnten. Die Faustregel scheint jedoch zu sein: Solange Kreditkartenunternehmen bestimmte Inhalte nicht mehr absegnen, wird Steam sie nicht mehr vertreiben. Eine neue Form der finanziellen Zensur, bei der nicht mehr Valve, sondern externe Finanzdienstleister das letzte Wort haben.

Back to top