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Der anhaltende KI-Boom führt derzeit zu massiven Engpässen im globalen Speichermarkt. Während sich die Lieferzeiten für klassische Festplatten inzwischen auf bis zu zwei Jahre verlängern, erhöhen Hersteller von NAND-Flash die Preise um bis zu 50 %. Ein Ende dieser Entwicklung ist nach aktuellem Stand nicht absehbar.
Was zunächst mit einer Knappheit bei High Bandwidth Memory (HBM) für KI-Beschleuniger begann, hat sich zu einer umfassenden Versorgungskrise bei allen Speichertechnologien ausgeweitet. Sowohl DRAM als auch NAND-Flash und herkömmliche Festplatten sind betroffen. Große Hersteller sollen ihre Produktionskapazitäten für das Jahr 2026 bereits vollständig verplant haben. Medienberichte deuten zudem darauf hin, dass selbst Produktreihen wie Nvidias GeForce-RTX-50-Super-Serie aufgrund des Mangels an Speicherbausteinen gestrichen werden könnten.
Besonders kritisch ist die Lage bei Server-Festplatten. Während im Spätsommer noch Lieferzeiten von etwa zwölf Monaten gemeldet wurden, sprechen aktuelle Branchenberichte von bis zu 24 Monaten für Nearline-HDDs. Diese Laufwerke bilden das Rückgrat vieler Cloud- und Rechenzentrumsanwendungen. Da große Betreiber in Nordamerika und Asien ihren wachsenden Speicherbedarf nicht mehr über klassische HDDs decken können, verlagert sich die Nachfrage aber zunehmend auf Enterprise-SSDs mit QLC-Speicher.
Gleichzeitig verschärfen drastische Preiserhöhungen die Situation. Der US-Hersteller Sandisk will seine Vertragspreise für NAND im November um rund 50 Prozent anheben. Weitere Anbieter wie Transcend oder Innodisk reagieren auch bereits mit angepassten Lieferbedingungen oder vorübergehenden Lieferstopps. Die jüngsten Quartalszahlen der Speicherhersteller zeigen deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen, was die Marktdynamik der Knappheit widerspiegelt.
Ein wesentlicher Grund für die Engpässe liegt in der Produktionsstrategie der großen Wafer-Hersteller. Diese konzentrieren ihre Fertigung zunehmend auf hochpreisige Speicherprodukte wie DDR5 und HBM, die in KI-Servern und Hochleistungsrechnern zum Einsatz kommen. Gleichzeitig wird die Produktion älterer Technologien wie DDR4 reduziert, obwohl diese nach wie vor in vielen Unternehmenssystemen, Steuerungen und Embedded-Anwendungen benötigt werden.
Analysten erwarten, dass sich die Engpässe und Preissteigerungen wohl über mehrere Jahre hinziehen könnten. Auffällig ist dabei, dass erstmals seit Beginn der Halbleiterproduktion alle drei zentralen Speicherarten - DRAM, NAND und HDD - gleichzeitig knapp werden. Für Verbraucher bedeutet das steigende Preise bei Arbeitsspeicher, SSDs und klassischen Festplatten. Die Branche spricht von einer außergewöhnlichen Marktlage, die strukturelle Veränderungen in der gesamten Lieferkette nach sich ziehen dürfte.