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Nachdem in der letzten Woche bekannt wurde, dass der chinesische E-Commerce-Riese JD.com den deutschen Elektronikhändlerkonzern Ceconomy, zu dem die Marken MediaMarkt und Saturn gehören, übernehmen wolle, wurde die Übernahme am späten Mittwochabend nun offiziell bestätigt. JD.com reichte das Angebot über seine deutsche Tochtergesellschaft Jingdong Holding Germany GmbH ein und bietet den Ceconomy-Aktionären einen Kaufpreis von 4,60 Euro pro Aktie in bar. Das entspricht einem Unternehmenswert von rund vier Milliarden Euro und liegt rund 43 % über dem durchschnittlichen Börsenkurs der vergangenen drei Monate. Im nachbörslichen Handel kletterte das Papier auf rund 4,35 Euro.
Die vier größten Anteilseigner Haniel, Beisheim, BC Equities und Freenet, die zusammen 27,9 % an Ceconomy halten, sollen das Angebot bereits angenommen haben. Die deutsche Gründerfamilie Kellerhals, die als größter Einzelaktionär bisher 25,4 % hielt, will weiterhin maßgeblich beteiligt bleiben. Insgesamt sollen sich die Chinesen bereits jetzt etwa 32 % der Anteile in einem Gesamtvolumen von knapp 2,2 Milliarden Euro gesichert haben.
Nach den Informationen der Tageszeitung Welt soll JD.com zugesichert haben, in den kommenden drei Jahren weder betriebsbedingte Kündigungen noch Standortschließungen vorzunehmen. Betriebsvereinbarungen sowie die Mitbestimmung im Aufsichtsrat sollen ebenso wie die Marken MediaMarkt und Saturn mindestens fünf Jahre lang bestehen bleiben. Veränderungen in der Unternehmensstruktur oder im bestehenden Vorstand seien ebenfalls nicht geplant.
Ceconomy betreibt mit den beiden Marken MediaMarkt und Saturn über 1.000 Filialen in elf europäischen Ländern und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 22,4 Milliarden Euro, wobei etwa ein Viertel des Geschäfts online generiert wird. 2017 wurde die Gruppe aus dem Metro-Konzern abgespalten. Die Übernahme erfolgt in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld, in dem stationäre Elektronikhändler zunehmend unter Druck durch internationale Online-Konkurrenz stehen. Zuletzt wurde mit Mindfactory ein weiterer großer Player an die Heise-Medien-Gruppe verkauft.
Für JD.com, das 2024 einen Jahresumsatz von fast 159 Milliarden US-Dollar ausweisen konnte, stellt der Schritt eine bedeutende strategische Expansion in den europäischen Einzelhandel dar. Ceconomy-Vorstandschef Kai-Ulrich Deissner betrachtet die Übernahme als Chance, den europäischen Handel zu stärken.