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Gefälschte Prozessoren und gefälschte Hardware im Allgemeinen sind für sich genommen nichts Neues. Schon seit Jahren tauchen immer wieder Fälle auf, bei denen etwa ältere AMD- oder Intel-CPUs mit neuem Heatspreader versehen oder schlichtweg umgelabelt werden, um beim Verkauf höhere Preise zu erzielen. Im vergangenen Jahr tauchten Fälle des Ryzen 7 7800X3D auf. Schon seit einigen Jahren hat Intel immer wieder mit einer ähnlichen Problematik zu kämpfen und bietet dazu sogar ein eigenes Tool an, um gefälschte Prozessoren zu erkennen.
Die Qualität der Fälschungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen und längst sind diese nicht mehr so einfach zu erkennen. Betroffen ist diesmal ein angeblicher Ryzen 7 9800X3D. Der vermeintliche High-End-Gaming-Chip entpuppte sich bei genauerer Analyse als komplette Attrappe. Kein Silizium, kein Substrat, kein Packaging – was hier verkauft wurde, war im Prinzip nur ein massiver Dummy mit aufgeklebtem IHS.
Entdeckt wurde der Schwindel von Gamers Nexus (Video-Link). Die Geschichte beginnt dabei fast harmlos: Ein Käufer hatte die vermeintliche CPU direkt über Amazon.com bezogen – also nicht etwa von einem Marketplace-Händler, sondern vom offiziellen Versand durch Amazon selbst. Da er zum damaligen Zeitpunkt kein kompatibles Mainboard hatte, ließ er die Verpackung versiegelt und verkaufte das Ganze später an Gamers Nexus weiter, der sich schließlich genauer ansah, was da eigentlich im Karton steckte. Die Überraschung war groß – denn was dort aus der Box kam, hatte mit einem funktionierenden Prozessor nicht das Geringste zu tun. Die vermeintliche CPU war ein reines Showmodell. Das Package bestand aus einer leeren Trägerplatte ohne funktionale Kontakte, der Heatspreader war offenbar nur aufgeklebt.
Das Besondere an dieser Fälschung ist nicht nur der technische Aufwand, mit dem sie umgesetzt wurde, sondern auch die Perfektion, mit der die äußere Verpackung gestaltet war. Box, Etikett, Hologramm – alles wirkte auf den ersten Blick täuschend echt. Aber es gibt auch einige Details, auf die man achten kann. So fehlt beim AM5-Fake des Ryzen 7 9800X3D die Schutzschicht über den SMDs und diese sind auch anders ausgerichtet. Auch die Schriftart und Schriftstärke sind leicht unterschiedlich. Im Falle des von Gamers Nexus gezeigten Fakes ist die Farbe des PCBs eine andere – dies war auch schon bei den gefälschten Ryzen 7 7800X3D aus dem vergangenen Jahr der Fall.
Die Tatsache, dass das Produkt offenbar über Amazons eigenes Lager verkauft wurde, wirft jedoch größere Fragen auf. Offenbar nutzen Fälscher gezielt Rückgabeprozesse aus, um ihre Dummies unterzubringen. Auch macht es dieser Umstand wohl unmöglich anhand von Fotos zu erkennen, ob es sich um einen Fake handelt, da der Händler an dieser Stelle Stock-Fotos des Produktes verwendet.
Denkbar ist folgendes Szenario: Ein Käufer erwirbt eine echte CPU, tauscht sie gegen einen täuschend echten Dummy aus, versiegelt die Verpackung möglichst sorgfältig und schickt sie dann im Rahmen des Rückgaberechts an Amazon zurück. Der Onlinehändler, bei einer verschlossenen Verpackung meist nicht sonderlich gründlich bei der Prüfung, führt das Produkt anschließend wieder in den regulären Verkaufskreislauf zurück – mit der Folge, dass der nächste Kunde den Fake erhält.
Unterm Strich bleibt: Der Fall des Ryzen-7-9800X3D-Fakes ist nicht bloß eine kuriose Anekdote aus der Welt der Technik-Enthusiasten. Er ist ein Warnsignal dafür, wie anfällig auch große Handelsplattformen für systematische Manipulationen geworden sind – und wie professionell Fälscher inzwischen agieren, wenn es um beliebte High-End-Komponenten geht. Wer sich in Zukunft einen Ryzen – oder was auch immer gerade "X3D" im Namen trägt – zulegen möchte, sollte zweimal hinschauen. Vor allem dann, wenn das vermeintliche Schnäppchen zu schön klingt, um wahr zu sein.
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Auch Grafikkarten betroffen
Aufgrund der Export-Beschränkungen der USA gegenüber China waren schon Karten der GeForce-RTX-40-Serie ein Problem im Secondhand-Markt Karten, die um ihre GPU und den Speicher beraubt wurden, damit diese Komponenten auf einem anderem PCB ihren Platz finden konnten. Das nun leere PCB wurde aber mitsamt dem Kühler dennoch weiterverkauft. Videocardz berichtete in der vergangenen Woche über einen Repair-Shop, dem nun auch eine GeForce RTX 5090 untergekommen ist, bei der so vorgegangen wurde.
Sowohl der Online- als auch der Secondhand-Handel bergen Risiken, wenn es um gefälschte Hardware geht – besonders bei beliebten und teuren Komponenten. Auffällig ist allerdings, dass sich die Methoden und die Angriffsflächen zwischen beiden Kanälen unterscheiden. Im klassischen Online-Handel, insbesondere bei großen Plattformen wie Amazon, eBay oder AliExpress, steht weniger der direkte Betrug durch Einzelpersonen im Vordergrund, sondern vielmehr die systematische Ausnutzung von Rückgabesystemen. Der aktuelle Fall rund um den gefälschten Ryzen 7 9800X3D ist ein Paradebeispiel: Ein offensichtlich leerer CPU-Dummy wurde über Amazon verkauft – nicht etwa von einem Drittanbieter, sondern direkt über den Versand von Amazon selbst
Im Secondhand-Handel wiederum – sei es über Kleinanzeigen, Flohmärkte oder Foren – liegt das Risiko an anderer Stelle. Zwar hat man dort häufig die Möglichkeit, die Ware direkt zu begutachten, sie in die Hand zu nehmen oder sogar vor Ort zu testen. Doch die Gefahr besteht darin, dass die Komponenten entweder absichtlich manipuliert oder unwissentlich weiterverkauft wurden. Oft sind es ältere CPUs, deren Heatspreader etwa mit einer neuen Gravur versehen wurden, um sie wie ein aktuelles Modell aussehen zu lassen. Auch defekte oder teilfunktionale Chips, die visuell noch "in Ordnung" aussehen, werden dort weitergegeben – manchmal aus Unwissen, manchmal aus Kalkül. Rückgabemöglichkeiten oder Garantien gibt es in der Regel keine. Hat man erst einmal bezahlt, ist der Schaden meist endgültig.
Unterm Strich lässt sich sagen: Die größere systematische Bedrohung geht derzeit vom Online-Handel aus, besonders wenn Rückläufer ungeprüft wieder in den Verkauf gelangen. Das betrifft nicht nur Amazon, sondern auch Plattformen mit automatisierten Lagerprozessen. Im Secondhand-Handel ist das Risiko eher individuell – abhängig vom Verkäufer, dessen Ehrlichkeit und dem eigenen technischen Know-how. Wer sich sicher bewegen will, sollte sowohl beim Kauf über Händler als auch privat wachsam sein: Verpackung und Produkt stets auf Plausibilität prüfen, Seriennummern abgleichen, Gewicht und Haptik einordnen und – wenn möglich – ein Unboxing dokumentieren.
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