TEST

16 Threads für 550 Euro

AMD RYZEN 7 1800X im Test

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Eine neue Ära – so beschreibt AMD selbst den Start der RYZEN-Prozessoren. Die dazugehörige Zen-Architektur soll ein Neustart für AMD sein und das auf allen wichtigen Märkten. Den Anfang machen die RYZEN-Prozessoren auf dem Desktop. Die Zen-Architektur soll AMD aber auch zu einem Neustart auf dem Servermarkt verhelfen und die Notebooks sollen mit entsprechenden Modellen gegen Ende 2017 oder Anfang 2018 bestückt werden.

Während AMD bei den Grafikkarten ein wichtiger Gegenspieler für NVIDIA ist, ist das Prozessoren-Geschäft für AMD stark rückläufig. Zwar konnte man immer wieder kleine Erfolge in Nischen erzielen, aber weder auf dem Desktop, noch bei den Notebooks und schon gar nicht bei den Servern spielt man eine wichtige Rolle. Dies hat auch damit zu tun, dass AMD gegenüber Intel hinsichtlich der Fertigung nie aufschließen konnte. Lange war man auf die planaren 32- und 28-nm-Verfahren angewiesen, die nicht mehr konkurrenzfähig sind. Bulldozer konnte als Architektur auch keine der Erwartungen gänzlich erfüllen.

Dabei wusste AMD stets Verbesserungen in seine Designs einzubauen. Die integrierten Grafikblöcke und auch Multimedia-Funktionen sind mit denen von Intel gleichauf – was fehlte waren die architektonischen Weiterentwicklungen bei den CPU-Kernen als solche und eben der Rückstand hinsichtlich der Fertigung. Mit einem FinFET-Fertigungsverfahren, der daraus resultierenden Verbesserung der Effizienz und einer versprochenen Steigerung der IPC-Leistung um 40% will AMD nun aber wieder Anschluss gefunden haben.

Während sich Intel in den letzten Generationen schwer getan hat die Leistung unabhängig von der verbesserten Fertigung in größeren Schritten zu verbessern, will AMD mit der Zen-Architektur einen großen Sprung gemacht haben - was mit Blick auf die Ausgangslage aber natürlich deutlich einfacher ist. Dazu mussten weite Bereiche der Kern-Architektur überdacht werden. Es gibt ein Simultaneous Multithreading, einen Micro-Op-Cache für jeden CPU-Kern, einen überarbeiteten L1- und L2-Cache sowie eine FPU. All das zusammen soll zur Leistungssteigerung beitragen, für sich alleine könnte keine der Verbesserungen die notwendigen Ergebnisse erreichen.

In der vergangenen Woche stellte AMD die ersten drei der neuen Modelle vor. Allesamt Achtkerner, die via Simultaneous Multithreading bis zu 16 Threads verarbeiten können. Unterschiede gibt es nur bei der TDP, dem Takt, der Höhe des XFR-Taktes (AMDs "Turbo"-Modus) sowie natürlich beim Preis.

Die RYZEN-Modelle im Vergleich
Modell TDP (W) Kerne Threads Taktraten XFR L3-Cache Preis
RYZEN 7 1800X 95 W 8 16 3,6 / 4,0 GHz 4,1 GHz 16 MB 559 Euro
RYZEN 7 1700X 95 W 8 16 3,4 / 3,8 GHz 3,9 GHz 16 MB 439 Euro
RYZEN 7 1700 65 W 8 16 3,0 / 3,7 GHz 3,75 GHz 16 MB 359 Euro

Der RYZEN 7 1800X ist das schnellste Modell, bietet acht Kerne und 16 Threads, die mit einem Takt von mindestens 3,6 GHz arbeiten, per Boost aber auf bis zu 4,0 GHz kommen. Per XFR sollen sogar 4,1 GHz möglich sein. Der RYZEN 7 1800X ist mit einer Thermal Design Power (TDP) von 95 W bewertet. Hierzulande ist er derzeit ab 559 Euro zu haben und damit deutlich günstiger, als der vermeintliche Konkurrent in Form des Intel Core i7-6900K, der ab 1.100 Euro zu haben ist.

Zweiter Vertreter ist der RYZEN 7 1700X, der weitestgehend identisch zum größeren Modell ist, mit einem Basistakt von 3,4 GHz und einem Boosttakt von 3,8 GHz aber jeweils 200 MHz niedriger taktet. Per XFR sind auch hier zusätzliche 100 MHz möglich. Mit 439 Euro ist der RYZEN 7 1700X aber bereits deutlich billiger. Dritter und zunächst einmal kleinster RYZEN-Prozessor ist der RYZEN 7 1700. Wohl größter Unterschied sind das niedrigere TDP-Rating von 65 W sowie die Taktraten von 3,0 bzw. 3,7 GHz. Auch die Non-X-Modelle verfügen über XFR und können die Takt noch weiter steigern. Beim RYZEN 7 1700 beträgt der zusätzliche Boost allerdings nur zusätzliche 50 MHz. Durch den Preis von 359 Euro senkt AMD den Preisniveau für Achtkern-Prozessoren deutlich.

Allesamt können diese drei Modelle seit der vergangenen Woche vorbestellt werden. Die Auslieferung beginnt mit Erscheinen dieses Artikels. Während der RYZEN 7 1800X und 1700X allerdings ohne Kühler ausgeliefert werden, liegt der Boxed-Version des RYZEN 7 1700 noch einer der neuen Wraith-Kühler bei. Auch darauf werden wir später noch genauer eingehen.

Unterstützung von DDR4 mit RYZEN
Speicherbestückung Geschwindigkeit
Dual-Channel / Dual Rank / 4 DIMM DDR4-1866
Dual-Channel / Single Rank / 4 DIMM DDR4-2133
Dual-Channel / Dual Rank / 2 DIMM DDR4-2400
Dual-Channel / Single Rank / 2 DIMM DDR4-2667

Die RYZEN-Prozessoren unterstützen allesamt DDR4. Dabei unterscheidet AMD aber natürlich je nachdem, wie viele der DIMM-Steckplätze bestückt sind und ob es sich dabei um Dual-Rank- oder Single-Rank-Module handelt. Im ungünstigsten Fall läuft der DDR4 mit 1.866 MHz, im besten Falle läuft der Speicher sofort mit 2.667 MHz. Die Mainboard-Hersteller implementieren natürlich auch manuelle Modi, die DDR4-Speicher mit deutlich über 3.000 MHz im Zusammenspiel mit einem RYZEN-Prozessor möglich machen sollen. ECC geschützter Speicher wird ebenfalls unterstützt.

[h3]Nur Werte zum RYZEN 7 1800X[/h3]

Bislang haben wir nur einen RYZEN 1800X testen können. AMD wird uns in Kürze ein Sample von RYZEN 7 1700X und RYZEN 7 1700 zur Verfügung stellen, allerdings wird das zu einem späteren Zeitpunkt geschehen. Ohnehin hätten wir schwerlich gleich drei Prozessoren zum Start testen können, da der Start der neuen Prozessoren, der NVIDIA Editors Day, auf dem die GeForce GTX 1080 Ti vorgestellt wurde, sowie der Mobile World Congress in diesem Jahr zusammengefallen sind. Die Zeit war also knapp und demnach haben wir uns auf den RYZEN 7 1800X konzentriert. Dennoch liefern wir hier noch einmal die Daten, die auf dem RYZEN Tech Day präsentiert wurden:

Cinebench R15

Multi-Thread

Cinebench-Punkte
Mehr ist besser

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Cinebench R15

Singe-Thread

Cinebench-Punkte
Mehr ist besser

Die Benchmarks sind allesamt auf vergleichbaren Systemen entstanden – die identische Speicherausstattung ist hier sicherlich der wichtigste Punkt, wobei AMD nicht genau sagen wollte, mit welchem Takt der DDR4-Speicher angesprochen wurde.

[h3]Vorschau auf RYZEN 5 und RYZEN 3[/h3]

Die ersten Modelle der RYZEN-5-Serie sollen im 2. Quartal auf den Markt kommen. Die RYZEN-3-Serie erscheint noch einmal etwas später im 2. Halbjahr 2017. Wie alle anderen RYZEN-Prozessoren auch, sind alle Modelle der RYZEN-5 und RYZEN-3-Serie unlocked und haben damit einen offenen Multiplikator. Ohne die Pro-Modelle wird es neun Varianten von RYZEN geben. Unterteilt sind diese in drei Serie mit acht, sechs oder vier Kernen.

Die RYZEN-Modelle samt Kühler-Voraussetzungen
Modell TDP (W) Kerne Threads Taktraten L3-Cache
RYZEN 7 1800X 95 W 8 16 3,6 / 4,0 GHz 16 MB
RYZEN 7 1700X 95 W 8 16 3,4 / 3,8 GHz 16 MB
RYZEN 7 1700 65 W 8 16 3,0 / 3,7 GHz 16 MB
RYZEN 5 1600X 95 W 6 12 3,6 / 4,0 GHz 16 MB
RYZEN 5 1500X 65 W 6 12 3,5 / 3,7 GHz 16 MB
RYZEN 5 1400X* 65 W 4 8 3,5 / 3,9 GHz 8 MB
RYZEN 5 1300* 65 W 4 8 3,3 / 3,6 GHz 8 MB
RYZEN 3 1200X* 65 W 4 4 3,4 / 3,8 GHz 8 MB
RYZEN 3 1100* 65 W 4 4 3,2 / 3,5 GHz 8 MB

*Bisher gibt es keine offiziellen Informationen zu diesen Modellen

Die komplette Produktpalette wurde bereits im Vorfeld des RYZEN Tech Day bekannt. AMD selbst nannte konkret nur den RYZEN 5 1600X mit sechs Kernen und zwölf Threads, die bei einem Takt von 3,6 bzw. 4,0 GHz arbeiten. Der RYZEN 5 1500X bietet ebenfalls sechs Kerne und zwölf Threads, kommt aber nur auf 3,5 bzw. 3,7 GHz. Angaben zu XFR macht AMD noch nicht.

Zum RYZEN 5 1600X lieferte AMD auf dem Tech Day ebenfalls eine kleine Vorschau auf die Leistung und zeigte erste Cinebench-Ergebnisse:

Cinebench R15

Multi-Thread

Cinebench-Punkte
Mehr ist besser

Auf den folgenden Seiten schauen wir uns die Funktionen der RYZEN-Prozessoren in Form von Architektur, der Fertigung und in weiteren Punkten einmal etwas genauer an.

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