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Huawei MediaPad M3 Lite 10 im Test

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Apple und Samsung auf den Plätzen eins und zwei, Huawei dahinter: Was bei Smartphones schon etwas länger der Fall ist, gilt seit dem ersten Quartal auch für Tablets. Denn dank eines Plus' von von einem Drittel innerhalb eines Jahres konnten die Chinesen Amazon und Lenovo überholen. Damit sich an der Ranfolge so schnell nichts ändert, legt man mit gleich drei neuen Modellen nach. Dabei sticht vor allem das MediaPad M3 Lite 10 hervor, das als Multimedia-Allrounder angepriesen wird. Im Test offenbart die LTE-Variante ihre Vorzüge aber nicht immer.

Zwar hält Huawei am bewährten Namensschema fest, unübersichtlicher ist es aber dennoch geworden: Wo MateBook draufsteht, ist Windows drin, MediaPad steht für die Android-Fraktion. Die ist nach wie vor in M- und T-Serie unterteilt, doch der Zusatz Lite ist neu. Irritierend ist das vor allem aufgrund der Tatsache, dass es (noch) gar keinen Non-Lite-Ableger des MediaPad M3 10 gibt - lediglich das 8-Zoll-Modell bietet man seit einiger Zeit an.

Das nicht ganz logisch wirkende Schema spiegelt sich auch in der Preisliste wieder. Für das MediaPad M3 werden unverbindliche 399 Euro verlangt, für das MediaPad M3 Lite 10 299 respektive 349 Euro (WLAN/LTE). Kurz vor dem Verkaufsstart unterbieten die ersten Händler Huaweis Empfehlung jedoch. Die WLAN-Variante wird bereits für 290 Euro gelistet, die LTE-Variante für etwas weniger als 330 Euro.

Optisch schlicht, qualitativ überzeugend

Am Gehäuse ist der Wechsel von Generation M2 zu M3 fast spurlos vorbeigegangen. Mit 240,0 x 173,0 x 7,1 mm ist das MediaPad M3 Lite 10 fast auf den Millimeter so groß wie das MediaPad M2 10.0 (239,8 x 172,8 x 7,4 mm), auffälliger ist da schon die Diät. Mit 460 g ist das neue Tablet fast 10 % leichter geworden. Am verwendeten Material liegt das aber nicht. Denn auch beim MediaPad M3 Lite 10 vertraut Huawei auf viel Aluminium.

An der Optik wurde nur punktuell etwas verändert. Auf der Front fällt lediglich der nach links oben gewanderte Herstellerschriftzug ins Auge, der FIngerabdrucksensor sitzt hingegen erneut mittig unterhalb des Displays. Auf der Rückseite musste das Huawei-Logo dem Schriftzug weichen, die wieder leicht abstehende Kamera wurde von der Mitte an den rechten Rand verbannt. Der umlaufende Rahmen ist nun nicht flach, sondern wie schon beim P10 lite leicht gewölbt, geht aber nach wie vor mit Fasen in Vorder- und Rückseite über. Das sorgt für ein hochwertiges Erscheinungsbild, ohne das Tablet jedoch zu massiv wirken zu lassen. Im rechten Rand sind erneut die Tasten für Lautstärke und Standby untergebracht, die Micro-USB-Buchse warten erneut am linken Rand - nun aber am unteren statt oberen Ende. Kopfhörer finden im oberen Rand Platz, die gleich vier Lautsprecher hat Huawei unten und oben verteilt.

Die Verarbeitung des Testmusters war tadellos, selbst die Farbgebung des Kartenträgers am linken Rand stimmte mit der des restlichen Rahmens überein. Die Tasten bieten einen satten Druckpunkt, Verformungen des Gehäuses ließen sich auch mit hohem Krafteinsatz nicht provozieren.

Konzipiert ist das MediaPad M3 Lite 10 für den Einsatz im Landscape-Modus. In diesem lassen sich Tasten und Fingerabrucksensor gut erreichen, die Lautsprecher werden dann zudem nicht verdeckt. Leider stört dann aber das eingesteckte USB-Kabel - die linke Hand würde üblicherweise genau über dem Micro-USB-Port liegen. Von dieser Nachlässigkeit abgesehen, geht die Ergonomie in Ordnung. Mit seinen 460 g gehört das MediaPad m3 Lite 10 zu den eher leichteren Vertretern seiner Art, dennoch macht sich das Gewicht nach einiger Zeit bemerkbar. Der rechte und linke Rand sorgen dafür, dass Finger und Handballen nicht zu ungewollten Display-Eingaben führen, oben und unten hätte der Rand hingegen weniger breit ausfallen können. Das führt dazu, dass der Bildschirm nur etwa 71 % der Front einnimmt - fortschrittlich ist das nicht.

Nur Helligkeit fehlt

Fortschritte offenbaren aber auch die technischen Daten des Displays nicht. Denn 1.920 x 1.200 Pixel verteilt auf ein 10,1 Zoll großes IPS-Panel gab es schon beim MediaPad M2 10. und MediaPad T2 10.0 Pro. Das ergibt ein Seitenverhältnis von 16:10, was einerseits für mehr Fläche gegenüber 16:9 - 296 statt 281 cm² - sorgt, andererseits aber gerade im Multimedia-Einsatz stört; bei Videos gibt es fast immer schwarze Balken.

Qualitativ gibt es hingegen kaum etwas am Display auszusetzen. Mit maximal 451 cd/m² wird eine für Innenräume mehr als ausreichende Helligkeit erreicht, die zudem mit einer Homogenität von 94 % auch noch sehr gleichmäßig ausfällt, mit 1.330:1 zudem ein gutes Kontrastverhältnis. Leichte Kritik verdient die ab Werk zu kühle Weißdarstellung (7.000 Kelvin), in den Optionen lässt sich aber mit wenigen Handgriffen das Optimum einstellen; die Option „Warm" führt zu knapp 6.400 Kelvin.

Nicht vergessen hat Huawei die Möglichkeit, auf Wunsch den Blauanteil des Bildes zu verringern, um die Augen weniger zu ermüden. Die ebenfalls in den Optionen wählbare automatische Helligkeitssteuerung arbeitet zuverlässig, die manuelle Anpassung ist hingegen kaum brauchbar - zu groß sind teilweise die Sprünge.

Der Snapdragon 435 ist keine gute Wahl

Den Zusatz „Lite" trägt das 10-Zoll-Tablet vor allem aus einem Grund nicht zu unrecht: Leistung steht nicht im Überfluss zur Verfügung. Huawei spendiert dem MediaPad M3 Lite 10 lediglich Qualcomms in 28 nm gefertigter Snapdragon 435. Der ist zwar erst seit Herbst 2016 verfügbar, ist aber lediglich für die untere Mittelklasse konzipiert. Deutlicher wird das Leistungsvermögen beim Blick auf die Eckdaten. Denn acht Cortex-A53-CPU-Kerne paart Qualcomm mit einer GPU vom Typ Adreno 505 mit nur 48 ALUS, die maximalen Taktraten liegen bei 1,1 und 1,4 GHz für die CPU sowie 450 MHz für die GPU.

Entsprechend überraschen die Benchmark-Ergebnisse nicht. Im 3DMark reicht es gerade einmal für etwa 9.900 und 600 Punkte in den Szenarien Ice Storm Unlimited und Fire Strike, AnTuTu 5 und 6 werden 39.000 und 46.000 Punkte erreicht. Dass dies nicht nur an einer Komponente liegt, zeigen CPU- und GPU-Test. In Geekbench 3 und 4 schafft das MediaPad M3 Lite 10 in der Einzelkernwertung nicht einmal 700 Punkte, im Multi-Thread-Durchlauf sind es etwa 3.200 und 2.900 Punkte. Nur rund 8 und 17 fps in den GFXBench-Durchläufen Manhattan Offscreen und T-Rex Offscreen sind ebenfalls eindeutig: Eine mobile Spielkonsole soll das MediaPad M3 Lite 10 nicht sein.

Das zeigen aber nicht nur die Benchmarks, sondern auch Praxistests mit diversen Spielen und anderen Applikationen. Hinzu kommen teils längere Ladezeiten, was am wenig performanten internen Speicher liegt, der 32 GB fasst, per microSD-Karte aber erweitert werden kann. Der erreicht laut Androbench maximal 79 und 25 MB/s beim Lesen und Schreiben - selbst für eMMC-Speicher kein Ruhmesblatt. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass sich das Tablet mitunter kleinere Aussetzer genehmigt. Vor allem dann, wenn es mehrere Stunden nicht genutzt wurde und zuletzt eher speicherintensive Anwendungen liefen. Am Arbeitsspeicher dürfte das nicht liefen. Zwar handelt es sich nur um LPDDR3-Chips, mit 3 GB ist die Kapazität aber ausreichend.

Mehr drin als üblich

So eindeutig die Leistung das MediaPad M3 Lite 10 auch als Tablet der unteren Mittelklasse einstuft, in puncto Ausstattung strebt es klar nach mehr. Denn in diesem Segment erwartet man weder Dual-Band-WLAN (802.11 a/b/g/n/ac) noch ein schnelles LTE-Modem, das dank Cat 7 bis zu 300 Mbit/s überträgt; das Modem ist allerdings nur optional. Hinzu kommen Bluetooth 4.1, die üblichen Sensoren sowie Satellitenortung per GPS GLONASS und BDS.

Der Fingerabdrucksensor dürfte mit dem des MediaPad M3 übereinstimmen - das deuten nicht nur Form, sondern auch Funktion an. Die Erkennungsrate war im Test sehr gut. Wie schon beim P10 kann der Sensor auch als Ersatz für die Android-Onscreen-Tasten genutzt werden, wirklich intuitiv ist die Belegung aber nicht. Weitere Einsatzmöglichkeiten gibt es nicht, die Verknüpfung von FIngern und bestimmten Applikationen ist ebenso wenig möglich, wie das Navigieren in der Galerie oder das Ein- und Ausblenden der Benachrichtungszentrale.

Den Multimedia-Anspruch sollen gleich vier Lautsprecher unterstreichen. Die wurden wie schon beim MediaPad M3 gemeinsam mit harman/kardon entwickelt und sollen auch höheren Ansprüchen genügen. Leider gilt das aber nur für die Lautstärke. Bei maximalem Pegel kann das Tablet problemlos größere Räume beschallen. Spätestens ab etwa 80 % kommt es allerdings zu stärkeren Verzerrungen. Hinzu kommt, dass Mitten und Tiefen der Druck fehlt - entsprechend gibt das MediaPad M3 Lite 10 Musik und anderes eher höhenlastig wieder. Im Vergleich mit vielen anderen Tablets ist die Audio-Qualität dennoch besser, an das Lenovo Yoga Tab 3 Pro kommt es nicht heran. Auch, da es keinerlei Möglichkeiten zur Einflussnahme auf das Klangbild gibt. Die beworbene SWS-3.0-Funktion steht zudem nur im Kopfhörerbetrieb zur Verfügung.

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