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Huawei P10 im Test - die neue 5-Zoll-Referenz - Gehäuse, Software

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Der Fingerabdrucksensor ändert vieles

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Wie sehr ein einzelnes Element das Design beeinflussen kann, zeigt das P10. Denn zunächst sticht der nun auf der Front untergebrachte Fingerabdrucksensor ins Auge, was mit dem sehr aufgeräumten Erscheinungsbild des P9 bricht. Die Optik des neuen Smartphones darauf zu reduzieren, wird ihm aber nicht gerecht. Denn auch im Detail hat Huawei Änderungen vorgenommen. Die Radien der vier Ecken wurden leicht verändert, ebenso die Form des Rahmens - was aber erst im Profil auffällt. War der beim P10 noch in Richtung der Vorder- und Rückseite leicht gebogen, ist dies nun nur noch bei letzterer der Fall. Bei der umlaufenden Fase ist es genau andersrum, die gibt es nun nur noch vorne und auch nur noch leicht angedeutet.

Dadurch wirkt das 145,3 x 69,3 x 7,0 mm große P10 etwas extravaganter als sein Vorgänger, bei dem deutlich mehr Symmetrie vorhanden war. Die neue Positionierung des unteren Antennenisolators, der nun dem unteren Rahmen folgt, hat darauf ebenso wenig Einfluss wie der Entfall des Huawei-Logos auf der Rückseite. An dessen Stelle ist ein Schriftzug getreten. Durch den Umzug des Fingerabdrucksensors wird die Rückansicht komplett von der Kamera dominiert. Hier hat man nichts Erwähnenswertes verändert, auffällig ist hier nach wie vor der Glaseinsatz, der nun eine etwas andere Form aufweist.

Die Verarbeitung des aus Aluminium bestehenden Gehäuses, das über keine IP-Zertifizierung verfügt, ist hervorragend, unterschiedliche Spaltmaße oder Grate wies das Testmuster nicht auf. Einzig der leicht abweichende Farbton des Kartenträgers fällt auf - allerdings nur bei sehr genauem Hinsehen. Die wie üblich rechts untergebrachten Tasten für Lautstärke und Standby waren in unserem Fall sauber integriert.

In Sachen Ergonomie konnte Huawei minimale Verbesserungen erreichen. Dank des nach hinten hin abgerundeten Rahmens und der leicht angerauten Rückseite liegt das P10 gut in der Hand, die Bedienung mit nur einer Hand ist lediglich mit sehr langen Fingern möglich. Grund hierfür ist das im Vergleich zum P9 etwas schlechtere Verhältnis von Display zu Front (rund 71 %). Das Gewicht fällt mit 145 g für diese Größe üblich aus.

Auswirkungen auf die Ergonomie hat in diesem Fall aber auch der Fingerabdrucksensor. Dessen Platzierung auf der Rückseite hat ebenso wie im anderen Fall Vor- und Nachteile, Huawei hat den Wechsel der Seiten aber nur halbherzig umgesetzt. Denn anstatt rechts und links daneben analog zum U Ultra oder dem Samsung Galaxy S7 Sensortasten für die Bedienung von Android unterzubringen, muss der Nutzer zwischen On-Screen-Tasten oder der wenig intuitiven und nicht immer präzise arbeitenden Steuerung per Fingerabdrucksensor entscheiden. Eine Mischung aus beiden Möglichkeiten ist nicht vorgesehen.

Android trifft EMUI trifft KI

Während Huawei den Einsatz von Android 7.1 respektive 7.1.1 scheut und sich wie schon beim Mate 9 auf Version 7.0 verlässt, wurde die eigene Oberfläche aktualisiert. Die Neuerungen von EMUI 5.1 sind allerdings teils gut versteckt, sieht man einmal von der Implementierung des Fingerabdrucksensors ab.

Wer viele Fotos und Videos aufnimmt, dürfte sich über Quik freuen. Denn die von GoPro entwickelte Software erstellt auf Wunsch mit wenigen Befehlen recht ansehnliche Clips auf Basis von auf dem Smartphone gespeichertem Material, die problemlos verteilt werden können. Nutzer können unter anderem die Art der Übergänge sowie die Hintergrundmusik auswählen, die Render-Leistung hängt natürlich von der Art und Anzahl der gewählten Quellen ab. Insgesamt weicht die integrierte, aber deinstallierbare Software nicht von der im Play Store und App Store verfügbaren Version ab.

Vermutlich von den meisten unbemerkt bleiben die weiteren wichtigen Änderungen. Ein neues Ressourcen-Management mit dem Namen Ultra Memory soll beispielsweise im Zusammenspiel mit der lokal agierenden KI dafür sorgen, dass häufig genutzte Applikationen schneller laden - unter anderem durch das Reservieren von Arbeitsspeicher. Auch deshalb dürfte Huawei der Überzeugung sein, dass mehr als 4 GB Arbeitsspeicher derzeit in einem Smartphone überflüssig sind. An anderer Stelle soll Ultra Response für eine flüssigere Bedienung sorgen. Dabei versucht das System vorherzusagen, welche Eingabe als nächstes auf dem Touchscreen erfolgen wird. Im Idealfall wird der Befehl dann ohne weitere Latenz ausgeführt. Im Test ließen sich beide Neuerungen nicht nachvollziehen, was an der generell hohen Systemleistung liegen dürfte. Denkbar ist jedoch, dass sie sich ähnlich wie das mit dem Mate 9 eingeführte F2FS erst im Laufe der Zeit bemerkbar machen werden - oder aber auf älteren Geräten, die EMUI 5.1 im Zuge eines Updates erhalten.

Optisch gibt es hingegen keine Auffälligkeiten. Die Benutzeroberfläche kann auch weiterhin in weiten Teilen den eigenen Vorstellungen entsprechend angepasst werden, auch der Betrieb mit oder ohne App Drawer ist wieder möglich. Android-Neulingen wird die Bedienung vergleichsweise einfach gemacht, lediglich in den Optionen verstecken sich zu viele Punkte auf der zweiten oder dritten Ebene. Erfreulicherweise verzichtet Huawei weitestgehend auf die Installation von Werbe-Applikationen und verlässt sich fast ausschließlich auf Google-Produkte.

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