Da unterschätzt Du wohl die Komplexität so einer Chipfertigung. Wie schon geschrieben, hatten GF, Samsung und TSMC mit FinFET massive Probleme und daher massive Verzögerungen bei ihren 20nm Prozessen und dann eben Intel mit seinem 10nm Prozess, gerüchteweise weil sie auf EUV verzichten wollten.
Intel ist ja am Aufholen, sie haben aber dabei zwei gewaltige Probleme:
1.) Braucht ein Prozess Zeit um so optimiert zu werden, dass man damit auch hohe Taktraten erzielen kann, dies dauert ein, zwei Jahre, wie man auch an TSMCs Roadmap sehen kann, denn bei TSMC sind die Prozess mit P am Ende, wie z.B. N3P für hohe Taktraten und die mit X für die höchsten Taktraten, die AMD z.B. für die CPU Chiplets in den Desktop RYZEN nutzt. Bei 5 Prozessen in 4 Jahren hat man aber nicht die Zeit einen Prozess so reifen zu lassen und schon gar nicht, wenn man sich lieber auf den nächsten Prozess konzentrieren will, so wie es aktuell wohl auch für 18A aussieht, wo auch Intel erst mit dem 18A-P dann die Variante für hohe Taktraten vorsieht, sich nun aber offenbar mehr auf 14A konzentrieren will. Weil die Nachfrage nach 18A bei externen Kunden wohl gering ist.
2.) Wenn ein Prozess nicht lange aktuell bleibt, lohnt es sich auch nicht große Fertigungskapazitäten dafür aufzubauen. Dies kostet ja eine ganze Menge Geld und lohnt sich eben erst mit genug Volumen über ausreichend lange Zeit. In Intel 4 wurde nur Meteor Lake gefertigt, die aktuellen Versionen und die großen Xeons werden in Intel 3 gefertigt, was eine Evolutionsstufe von Intel 4 ist, aber die nächste Generation der großen Xeons kommt wird dann schon in Intel 18A gefertigt werden und wie es aussieht, wird die übernächste Generation danach schon wieder auf einen neueren Prozess wechseln.
Dies Probleme hat ein erfolgreicher Auftragsfertiger nicht, der Kunden für die neusten und auch die günstigeren, nicht mehr ganz so aktuellen Prozesse findet und die Fertigung entsprechend lange laufen lassen kann, dass sich die Investitionen auch lohnen und die Prozesse ausreifen können um auch die Varianten für höchste Taktraten erreichen zu können.
Intel könnte aber wieder in die Situation kommen, dass der Wechsel des Fokus von 18A auf 14A dann dazu führt, dass sie ihre Desktop CPUs wieder extern fertigen lassen, wenn es sich nicht lohnt den 18A Prozess auf hohe Taktraten hin zu optimieren (18A-P) und/oder die nötigen Fertigungskapazitäten aufzubauen um auch die Nova Lake damit zu fertigen. Das wäre nicht optimal fürs Image, aber wenn 18A gegenüber TSMCs N2 nicht genug Vorteile bringt im große externe Kunden zum Umstieg zu motivieren, dann bleibt Intel auch keine andere Wahl als sich auf 14A zu konzentrieren, dann wenn dann Panther Lake und Clearwater Forest als erste Produkte der 18A Fertigung auf dem Markt sind und doch noch externe Kunden überzeugen können, so wäre es für sie für eine 18A Fertigung zu spät, denn es dauert mehr als ein Jahr, eher so eineinhalb, von der Entscheidung für die Fertigung bis zur Markteinführung eines Chips.
Wer sich also in einem halben Jahr entscheidet wo er seinen neuen Chip, der eine High-End Fertigung braucht, dann fertigen lassen soll, damit er dann in zwei Jahren auf den Markt kommen kann, der würde diesen dann bei Intel in 14A gefertigt haben wollen und nicht mehr in 18A. Die Einscheidung für Intel 18A statt N2 hätte vor einem Jahr bis maximal etwa jetzt fallen müssen, um Sinn zu machen, aber es gibt eben noch keine Chips die wirklich zeigen können, was die 18A Fertigung kann. Diese kommen eben auch erst in etwa einem halben Jahr auf den Markt.
Samsung scheint ähnliche Probleme zu haben, nachdem deren SF3 Prozess wohl, zumindest bisher, nicht wirklich der Bringer war:
SF2P und SF2P+: Samsung spricht über Vorteile und Verzögerungen von SF1.4.
www.hardwareluxx.de
Allerdings hat Samsung durch die Verzögerung von SF1.4 wohl noch ein zusätzliches Problem, denn bei Intel sieht es zumindest bisher so aus, als würden sie mit 14A keine Probleme haben, aber Intel hat ja auch schon als Erster eine High-NA EUV Maschine bekommen und den 18A Prozess genutzt sich mit dieser vertraut zu machen, was ihnen da einen Vorsprung verschaffen dürfte, der Samsung fehlt, denn ohne High NA wird es wohl im "1,4nm" Bereich nicht gehen. Aber immerhin ist Samsung ja auch sein eigener Kunde, kann also sicherstellen, dass seine Fertigung wenigstens einigermaßen ausgelastet wird, selbst wenn die externen Kunden sich zurückhalten.
Man wird sehen wie es ausgehen wird, aber diese Gewinnspannen von TSMC dürfte es bei Intel wie bei Samsung erleichtern, sich dafür zu entscheiden im Rennen zu bleiben. Das ist am Ende auch für uns Kunden wichtig, denn wenn keiner auch nur versucht TSMC noch Konkurrenz zu machen, dürfte die Preise nur weiter steigen und die Innovationen mit der Zeit immer langsamer passieren. Es ist ja bekannt, dass die Konkurrenz das Geschäft belebt und Monopolisten gerne träge werden, wenn ihnen keiner mehr ihre Position streitig machen kann. Wozu sollte ein Monopolist auch noch viele Milliarden für die Entwicklung eines noch besseren Fertigungsprozess ausgeben, von dem irgendwann auch nicht unklarer wird, ob er überhaupt noch funktionieren kann, wenn er sich mit seinen bestehenden Prozessen risikolos eine goldene Nase verdienen kann?