Insgesamt eine runde Sache, "der" Hauptdarsteller (Carl) ist nicht ständig im Vordergrund oder löst Alles im Alleingang.
Jede/r Andere hat Fähigkeiten, die auch genutzt und gefördert werden. Verschiedene Stärken/vermeintliche Schwächen können sowohl Vor- als auch Nachteil sein.
Es gibt eigentlich keine Außenseiter (siehe unten zum Thema Gleichgewicht/Ausgewogenheit).
Mentoren sind sowohl er als auch sein (Ex) Partner.
Wie "Carl" es schafft, Denkprozesse, Vermutungen, Theorien/Hypothesen zu hinterfragen wirkt zunächst abwertend - eine Prise Narzissmus wird mehr suggeriert als tatsächlich in seinem sonstigen Handeln und Sein vorhanden ist.
Das ist Etwas Gutes, denn sonst würde auch der eine oder andere Zuschauer eher eine innere Ablehnung gegen ihn verspüren oder sogar abschalten.
Nach und nach erfährt man mehr über ihn und kann sogar "verstehen", warum er so (geworden) ist.
"Carl" zeigt auch andere Emotionen außer Wut, wenn es um seinen Partner geht und um seinen Stiefsohn.
Die Entwicklung und Veränderung der Beziehung mit dem Jungen ist auch nah an der Realität.
Sein Mitbewohner, der den Jungen mit im Auge hat, sorgt für Ausgleichsmomente.
Es wird also auch hier auf Ausgewogenheit (der Serie, der Beziehungen, der Dialoge, der Charaktere) geachtet, was die Serie für mich nicht abschwächt.
Eher wird sie damit milder und menschlicher - krasses Gegenbespiel sind ungleiche Partner/innen, von denen wir eine ganze Reihe zu sehen bekommen.
Die Psychotherapeutin ist gut gespielt und wirkt sympathisch, obwohl sie sich nicht immer professionell verhält - oder vielleicht auch gerade deshalb.
(Was dies im echten Leben zwischen Therapeutin und Patient/Klient anrichten kann, lasse ich hier mal außen vor.)
Es ist nachvollziehbar und glaubhaft, warum "Carl" sie akzeptiert oder sogar mag.
Assad/Akram finde ich echt gut, er wirkt leicht schüchtern, hält sich ruhig und bedeckt im Hintergrund.
Das Ego von "Carl" ist also nicht in Gefahr, A. wird toleriert, im Verlauf sogar (in seiner Abwesenheit, gegenüber Anderen) gelobt.
Akram kann aber auch ganz anders, was ebenfalls nicht über-präsent ist. Er hat immer die Kontrolle (sagt es sogar), dennoch ist er auch nur Mensch, hat auch ein hartes Schicksal (seine ... Frau).
Die Dezernatchefin ("Mom" - stehe total auf den Ausdruck im Englischen, also dass die weibliche Führungskraft dort "Mutter" genannt wird) ist super besetzt.
Derbes Äußeres mit meist ernster Miene - eine straffe Führung wird von ihr verlangt oder ist dort bestimmt notwendig. Selbst/Auch sie hat eine Phobie.
Die zwei jungen Kollegen (sie kurzes silbernes Haar, er mit selbstgeschnittener Frisur xD), werden nicht abgekanzelt, obwohl sie sich anfangs echt dumme Kommentare (hinter seinem Rücken) leisten. Nein, sie werden gefragt und geprüft: Was wurde übersehen? Was habt ihr vergessen? Was könnt ihr nun tun? Dann mal los! Macht was!
Und das zeichnet sehr gute Profis aus: Sie machen Andere nur besser, sie sind nicht gekränkt (auch wenn er als Pseudo-Narzisst es im echten Leben vermutlich wäre).
"Carl" nutzt alle Kollegen um Fälle zu lösen - besonders diesen sehr persönlichen.
Nicht zu vergessen: Der schottische Akzent ist herrlich, der Humor schön trocken, voll ins Gesicht und unter der Gürtellinie ❤️