Teilweise kann ich die Bedenken verstehen, momentan weiß keiner so genau, wo die Reise hingeht und wenn es Kursänderungen gibt, wo die überhaupt herkommen.
Ich hab mich die letzten Tage auch hin und wieder gefragt, warum ich mir so eine hohe Sparquote und das Investieren überhaupt antue. Mit meiner aktuellen Sparquote ist die glorifizierte "finanzielle Unabhängigkeit" vermutlich in ein paar Jahren erreichbar, die Frage ist aber, will ich das überhaupt? Deshalb spar ich jetzt nicht mehr ganz so konsequent und leiste mir auch ein paar hochwertige Alltagsgegenstände, an denen ich meine Freude hab. Und ob ich jetzt 60% oder 90% Sparquote hab - egal, ist beides mehr als ausreichend. Und manchmal sind es ja auch nur ein paar Euro, die nicht einmal auffallen.
Beispiel - neue Maus, MX Master 3, steht schon lange auf der Wunschliste. Kostet 65€ und hält dann wieder einige Jahre. Da muss man eigentlich gar nicht drüber nachdenken. Aber bisher hab ich den Kauf aufgeschoben, da meine alte Maus ja auch noch geht und es auch wieder ein paar "verschwendete" Euros wären.
Wenn man auf der anderen Seite dann aber sieht, dass das Depot täglich um einen 4-5 stelligen Wert schwankt, sind die paar "Peanuts" auch schon egal, also her damit.
Eigentlich könnte man auch sagen, wenn man zum Beispiel ein Aktienportfolio und einen Notgroschen mit einem Wert von ingesamt ~100k hat, ist man gut abgesichert und kann den Rest bzw. das, was danach angespart wird, guten Gewissens ausgeben. Zumindest, wenn man sich auf die staatliche Altersvorsorge vertraut. Und seien wir uns ehrlich, ohne die wird es nicht gehen. Ich würde einmal schätzen, dass 95% der Bevölkerung nicht wirklich fürs Alter vorsorgen, die kann der Staat auch nicht verhungern lassen. Vielleicht lebt man dann nicht wie Gott in Frankreich, aber für den Grundbedarf sollte es schon reichen.
Und auch wenn ein Immobilienkauf ansteht, mit 100k Eigenkapital steht man heutzutage schon gut da, das haben die wenigsten. Eine 100% und mehr Finanzierung ist heute auch nichts ungewöhnliches mehr.
Gibt aber auch Grenzen, Beispiel Auto. Ich schau öfters nach gebrauchten 911ern. Wäre durchaus leistbar, dann denk ich mir aber wieder, hab ich wirklich so lange gespart, dass ich dann alles auf einmal zum "Fenster raus werfe"? Ist ja nicht nur die Anschaffung, sondern vor allem die Erhaltungskosten. Mit Wertverlust, Versicherung, Steuer, Wartung usw. sind es da gleich einmal an die 1000€/Monat. Das ist es mir dann auch wieder nicht wert.
Wobei man sagen muss, dass der Werterhalt bei einem 911er noch sehr gut ist, bei anderen, neuen Autos, vor allem in höheren Preisklassen, ist es ja pervers, wie viel da in den ersten 2, 3 Jahren abgelegt wird, vor allem in absoluten Zahlen betrachtet, relativ gesehen ist es eh bei den meisten Autos gleich. Geld muss einem schon komplett egal sein, wenn man in 2 Jahren ein Wertverlust von zum Beispiel 100k€ verkraftet. Mir ist natürlich auch klar, dass solche Autos vor allem von Firmen gekauft werden und nicht privat, es wird aber sicher auch den ein oder anderen Privatkäufer geben.