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Schwedische Meta-Studie

Akkus von E-Fahrzeugen belasten das Klima stärker als erwartet

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Akkus von E-Fahrzeugen belasten das Klima stärker als erwartet
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Elektrofahrzeuge haben einen weitaus größeren negativen Einfluss auf das Klima als bislang von vielen angenommen. Zu diesem Schluss kommt das Forschungsinstitut IVL Svenska Miljöinstitutet in einer Meta-Studie, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Der Grund hierfür sind die in E-Fahrzeugen verbauten Akkus.

Herausfinden wollten die Forscher, mit welchem Energieaufwand die Produktion der Akkus verbunden ist und wie groß der Einfluss auf das Klima im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren mit fossilem Brennstoff ist. Für die Berechnungen wurden dabei die beiden 2016 am häufigsten E-Fahrzeuge herangezogen - der Nissan Leaf mit 30 kWh fassendem Akku sowie Teslas Model S mit 100 kWh.

Auf Basis der herangezogenen Studien und verfügbaren Daten kommen die Forscher zu dem Schluss, dass Gewinnung der notwendigen Rohstoffe, deren Verarbeitung sowie die Produktion der Akku Kohlendioxid-Äquivalente im Bereich zwischen 150 und 200 kg pro Kilowattstunde Kapazität entstehen. Auf die beiden Fahrzeuge umgerechnet wären dies bei einem angenommenen Mittelwert von etwa 175 kg der Studie zufolge 5,3 und 17,5 t CO2. Dabei geht man davon aus, dass für die Produktion der Akkus ein Strommix bestehend aus jeweils 50 % regenerativen und fossilen Quellen verwendet wird.

Überraschend ist laut Mitverfasserin Mia Romare vor allem das Verhältnis zwischen Akkukapazität und CO2-Belastung. Im Vorfeld sei man davon ausgegangen, dass größere Akkus hier im Vorteil seien. Tatsächlich spiele dies keine Rolle, der Einfluss der Zellen sei größer als erwartet. Das wiederum bedeutet, dass größere Akkus für größere Reichweiten aus Sicht des Klimaschutzes kontraproduktiv sind.

Der CO2-Ausstoß egalisiert sich erst nach Jahren - oder auch gar nicht

Für Verbraucher dürfte hingegen der Vergleich mit Verbrennern interessant sein, den das IVL erstellt hat. Im Jahr 2016 wurde in Schweden ein Fahrzeug durchschnittlich 12.240 km gefahren, im Schnitt betrug der CO2-Ausstoß dabei 130 g pro Kilometer. Somit wäre der Ausstoß an Kohlendioxid-Äquivalenten nur für den Akku beim Nissan Leaf nach 2,7 Jahren mit einem Verbrenner egalisiert, beim Tesla Model S hingegen erst nach 8,2 Jahren.

Die Forscher selbst verweisen allerdings auf Schwächen der zugrunde liegenden Studien, die teilweise widersprüchliche Daten enthielten, teilweise bestimmte Aspekte aber gar nicht erst berücksichtigt haben. Allerdings ändert dies ihrem Fazit zufolge nichts an der Grundaussage. Der zufolge könnte Plug-in-Hybride wie VWs Passat GTE in vielen Fällen die bessere Alternative sein. Diese Fahrzeuge verfügen über vergleichsweise kleine Akkus, was den CO2-Ausstoß im Laufe der Produktion gegenüber einem reinen E-Fahrzeug verringert. Zusätzlich würde sich der Wechsel vom fahrtüchtigen Verbrenner zum E-Fahrzeug aus Sicht der Klimabelastung nicht lohnen - im Gegenteil.

Allerdings könnte die Meta-Studie unabhängig von der Genauigkeit der Daten die Diskussion über wirklich unabhängige und alle Aspekte berücksichtigende Studien zum Thema Elektromobilität befeuern. Den Forschern des IVL zufolge würden bestimmte Punkte oftmals ignoriert, beispielsweise der für das Laden von E-Fahrzeugen genutzte Strommix, der Wirkungsgrad während der Stromübertragung oder auch die Produktion von Benzin und Diesel sowie deren CO2-Ausstoß.