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Das Motorola Moto X im Hands-on

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Das Motorola Moto X im Hands-on
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Zu teuer und zu schlecht ausgestattet, das waren die ersten Kommentare nach der Vorstellung des Moto X im vergangenen Dezember. Wenig überraschend war es deshalb, dass die Verkaufszahlen eher ernüchternd ausgefallen sein sollen. Konkrete Zahlen wollte Motorola bis heute nicht verraten, diverse Preissenkungen und zeitweise Rabattierungen sprechen aber eine deutliche Sprache.

Nun, fünf Monate später, steht das erste Motorola-Smartphone, das komplett unter der Regie von Google entstanden ist, kurz vor seinem Deutschlandstart. Verändert hat man nur wenig, technisch und optisch entspricht das hiesige Moto X dem US-Modell. Dafür muss man - zumindest vorerst - mit zwei Gehäusefarben auskommen, mehr als schwarzes und weißes Äußeres gibt es zum Start Anfang Februar nicht. Damit verliert das Smartphone jedoch einen seiner großen Vorteil: Während man in den USA zwischen zig Farb- und Materialkombinationen wählen kann, herrscht hier die übliche Tristesse. Auf die Form und das generelle Design hat all dies aber keine Auswirkungen.

Egal in welcher Farbe, für ein Gerät mit 4,7 Zoll großem Display fällt das Moto X erstaunlich kompakt aus. Gerade einmal 129,4 x 65,3 mm sind es in Höhe und Breite, ein HTC One mit identischen Bildschirmmaßen bringt es hingegen auf 137,4 x 68,2 mm. Allerdings fällt Motorolas Handy nach aktuellem Maßstab mit 10,4 mm und 130 g eher dick und schwer aus, aufgrund der gewölbten Rückseite liegt das Gerät aber hervorragend in der Hand. Von Vorteil ist hier aber auch die Texturierung des Materials, die dem verwendeten Kunststoff eine hohe Wertigkeit verleiht.

Leider konnte die Verarbeitungsqualität der Vorführgeräte nicht ganz mit der Haptik mithalten. Zwar ließ sich das Gehäuse nicht verformen und auch Geräusche konnten ihm nicht entlockt werden, an einigen Stellen waren die Übergänge zwischen den einzelnen Komponenten aber sichtbar unterschiedlich. Mehr als ein „in Ordnung“ hat das Moto X in dieser Kategorie somit nicht verdient - es bleibt zu hoffen, dass die Serienmodelle hier besser abscheiden.

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Absolut nichts zu verbessern gibt es hingegen bei Display und Leistung. Die Anzeige löst mit 1.280 x 720 Pixeln auf und basiert auf der AMOLED-Technik. Farben werden so kräftig dargestellt, im Vergleich zu Samsungs Super-AMOLED-Panels wirkte es aber wesentlich natürlicher. Der gefürchtete Blaustich, mit dem noch so mancher OLED-Bildschirm enttäuscht, ist beim Moto X nicht vorhanden, hier verlassen sich die US-Amerikaner auf eine RGB-Matrix mit gleichmäßig verteilten Subpixeln. Das Display bietet aber auch noch einen anderen Vorteil: Denn das gewählte Panel kommt mit einem sehr geringen seitlichen Rand aus, somit reicht die Anzeige fast bis an den Rand des Smartphones.

Ganze Arbeit hat man aber auch beim SoC geleistet, der in Teilen eine Eigenentwicklung darstellt. Der X8 genannte Chip basiert auf Qualcomms 1,7 GHz schnellen MSM8960DT mit zwei CPU-Kernen und einer vierkernigen GPU vom Typ Adreno 320. Hinzu kommen zwei Co-Prozessoren, die sich lediglich um die Sprachsteuerung - die im Übrigen nur auf den Besitzer reagiert - sowie für das sogenannte konzeptuelle Computing kümmern. Hinter letzterem verbergen sich verschiedene alternative Bedienmöglichkeiten, unter anderem das ActiveDisplay. Erkennt das Gerät, dass das Display auf eine Tischplatte zeigt oder sich in einer Tasche befindet, wird das Display automatisch abgeschaltet. Nimmt man es wieder in die Hand, werden Uhrzeit und eventuell vorhandene Benachrichtigungen angezeigt.

Über eine einfache Handbewegung lässt sich aber auch die Kamera aktivieren: Einfach das Moto X zweimal schütteln, schon startet die entsprechende Applikation. Diese bietet die üblichen Optionen, kommt aber ohne jeglichen Auslöser aus. Zum Aufnehmen muss lediglich das Display berührt werden, der gewählte Punkt wird zudem fokussiert. Eine Besonderheit ist hier aber auch der verbaute Sensor der Hauptkamera. Dieser löst mit zehn Megapixeln auf und basiert auf der „Clear Pixel“-Technik. Die zwei wichtigsten Merkmale sind hier 1,4 Mikrometer große Pixel sowie eine Abweichung vom üblichen RGB-Aufbau. Motorola spricht stattdessen von RGBC, wobei das C für Clear steht. Dieser Subpixel ist einzig und allein für das Erfassen von Weißanteilen zuständig, wodurch Aufnahmen in dunkleren sowie sehr hellen Umgebungen profitieren sollen. Im kurzen Test konnte dies mangels passender Umgebung nicht getestet werden, das Fokussieren erfolgte aber vergleichsweise schnell, die Einstellmöglichkeiten sind zudem einfach zu erreichen.

Das in Deutschland vorinstallierte Android 4.4.2 entsprich laut Motorola zu 95 Prozent dem Stock-Betriebssystem, lediglich Dinge wie die Kamera-Applikation weichen vom Original ab. Zusätzlich vorhanden sind verschiedene Programme, die beispielsweise bei der Übertragung von Inhalten anderer Android-Smartphones helfen sollen oder das Aktivieren bestimmter Profile ermöglichen.

Befürchtungen, dass es aufgrund des vergleichsweise schwachen SoCs zu Performance-Problemen kommen könnte, sind überflüssig. Denn während des Ausprobierens konnten weder Ruckler noch ungewöhnlich lange Ladezeiten festgestellt werden. Die Optimierungen an Soft- und Hardware zahlen sich dementsprechend aus.

Zwar kann ein endgültiges Fazit erst nach einem umfangreichen Test ausgesprochen werden, doch schon nach wenigen Minuten konnte das Moto X gefallen. Es fällt vergleichsweise kompakt aus, verfügt über eine ausreichende Leistung und bietet alle modernen Schnittstellen. Zudem deutet sich an, dass Motorola sich bei Android-Updates beeilen will. Zum Verhängnis werden könnte dem Gerät jedoch der fehlende microSD-Slot sowie der Preis werden. Denn mit dem Nexus 5 bietet Mutter Google ein günstigeres Gerät an, das den einen oder anderen Punkt mehr bietet. Allerdings dürften die Straßenpreise des Moto X die ausgerufenen 399 Euro nach dem Start Anfang Februar unterbieten.

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