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Trotz Obhutspflicht

Amazon zerstört weiterhin Neuwaren

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Amazon zerstört weiterhin Neuwaren
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Das Zerstören von Neuware sorgte bereits in der Vergangenheit für großes mediales Interesse. Für viele Menschen ist es unbegreiflich, warum Neuwaren aus Retouren einfach zerstört werden. Zumal es sich dabei um klimaschädliche Ressourcenverschwendung handelt. Allerdings ist die Abwicklung von Retouren für Unternehmen äußerst kostenintensiv und aus wirtschaftlichen Gründen ist es manchmal günstiger, die Waren einfach zu zerstören. Um hier gegenzusteuern hat der Gesetzgeber die sogenannte Obhutspflicht eingeführt. Diese besagt, dass Waren gebrauchstauglich gehalten werden müssen.

Jetzt haben Recherchen der Umweltschutzorganisation Greenpeace ergeben, dass Amazon weiterhin an der kritisierten Praktik festhält. Wie sich einer Presseerklärung entnehmen lässt, sollen am Standort Winsen insgesamt acht Arbeitsplätze als "Destroy-Stationen" fungieren. Hier werden originalverpackte Produkte für die Vernichtung vorsortiert. Dabei handelt es sich um diverse Warengruppen. Sowohl tadellose T-Shirts, Bücher als auch Elektroartikel werden hier in die ewigen Jagdgründe geschickt. 

Kritisiert wird von den Umweltschützern zudem, dass die genannte Obhutspflicht weder umgesetzt noch von den Behörden überwacht wird. Laut Greenpeace nutzt Amazon die fehlende Rechtsverordnung zur Obhutspflicht aus. Aus diesem Grund muss der Versandriese nicht mit einer Strafe rechnen.

Des Weiteren behauptet Greenpeace, dass Amazon sich bereits auf eine entsprechende Gesetzgebung vorbereitet hat und künftig originalverpackte T-Shirts zerschneiden wollte, bevor sie in die Abfalltonne geworfen werden. "Amazon plante bereits, ein Gesetz zu unterlaufen, bevor das Umweltministerium es überhaupt schafft, es anzuwenden", sagt Viola Wohlgemuth, Konsum-Expertin von Greenpeace. Laut eigenen Angaben haben die Umweltschützer mehrere Wochen verdeckt als Angestellte im Amazon-Logistikzentrum in Winsen gearbeitet und die Vorgänge dokumentiert. Entsprechende Filmaufnahmen sollen heute ab 21:45 Uhr in der ARD-Sendung "Panorama" ausgestrahlt werden. 

Wir haben Amazon kontaktiert und diesbezüglich um eine Stellungnahme gebeten: "Wir arbeiten daran, möglichst gar keine Produkte zu deponieren. Unser Ansatz ist der Aufbau eines umfassenden Kreislaufwirtschaftsprogramms mit dem Ziel, Retouren zu reduzieren, Produkte wiederzuverwenden und weiterzuverkaufen und so wenig wie möglich davon zu entsorgen. Nur wenn wir keine andere Möglichkeit mehr haben, geben wir Artikel zum Recycling oder zur Energierückgewinnung – oder als allerletzte Option – zur Deponierung. Dieser Weg ist für uns die letzte und am wenigsten attraktive Option – ökologisch und ökonomisch. Tatsächlich liegt die Zahl der von Amazon verkauften und versandten Produkte, die entsorgt werden müssen, im Promillebereich – und wir geben alles, diese Zahl weiter zu reduzieren."

Zudem wird der von Greenpeace genannte Prozess zum Zerstören von T-Shirts dementiert: "Es gibt keinen Prozess zum Zerschneiden von Modeartikeln vor der Übergabe an ein Entsorgungsunternehmen und es gab und gibt keinerlei Planungen, ein solches System einzuführen. Wir weisen diese Vorwürfe entschieden zurück. Wir hatten Ende 2020 einen ersten Testlauf mit einem neuen Partner in Winsen, um sicherzustellen, dass er die von uns bereitgestellten Stoffe recyceln kann. Für diesen Test mussten wir einmalig unbrauchbare Ware zur Verfügung stellen. Seitdem ist das Recyclingprogramm erfolgreich angelaufen und alle bereitgestellten Materialien werden zu neuen Waren verarbeitet."

Bezüglich der Einhaltung der Obhutspflicht äußerte sich das Unternehmen wie folgt: "Amazon hält seine Obhutspflichten hinsichtlich der vertriebenen Waren ein. Wir haben Maßnahmen implementiert, um die Warenvernichtung so weit wie möglich zu vermeiden."

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