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Autonome Fahrzeuge sollen vor allem eins bieten: Mehr Sicherheit für die Insassen, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer. Entsprechend bewerben alle Unternehmen, die an entsprechenden Techniken arbeiten, immer wieder diesen Vorteil. Dass jedoch offen über Unfälle gesprochen wird, in die ein autonomes Fahrzeug verwickelt war, ist eine seltene Ausnahme - auch für Google. Gegenüber Backchannel legte man entgegen aller Gewohnheiten zahlreiche Daten zu Vorfällen offen - wohl aber nicht ganz freiwillig. Denn laut The Verge reagierte man damit auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Associated Press, die von insgesamt elf Unfällen seit dem Start der Erprobungsfahrten spricht.
Diese Zahl bestätigten die Kalifornier nun, verwiesen jedoch gleichzeitig darauf, dass zum einen in allen Fällen das autonome Fahrzeug nicht der Verursacher gewesen sei und es sich zum anderen jeweils nur um leichte Unfälle ohne Verletzte gehandelt hätte. Laut Google habe man alle zu den Vorfällen gehörenden Daten analysiert und für die Verbesserung der Algorithmen verwendet, um in Zukunft besser auf bestimmte Situationen reagieren zu können.
Wie weit man diesbezüglich schon jetzt ist, sollen Beispiele zeigen, in denen das Fahrzeug „intuitiv“ agiert hätte und somit einen Unfall vermeiden konnte. Aber auch der technische Fortschritt spielt bei der Vermeidung eine Rolle. So habe man inzwischen neue Sensoren im Einsatz, die sämtliche Verkehrsteilnehmer in einem Radius von etwa 200 m erkennen und verfolgen können. Gegenüber konventionellen Fahrzeugen hätte man so den wichtigen Vorteil des permanenten Rundumüberblicks.
Doch Googles Philosophie des autonomen Fahrzeugs hat eine gewichtige Schwäche - so sieht es zumindest Mike Tinskey, bei Ford verantwortlich für Elektrifizierung und Infrastruktur. Denn da Googles System nicht vorhersagen kann und soll, ob beispielsweise ein Fußgänger ausweichen oder stoppen wird, geht es vom schlimmsten Fall aus und lässt ihm den Vortritt. Dies könnte laut Tinskey aber zu Situationen führen, in denen beispielweise über einen langen Zeitraum hinweg an Kreuzungen aufgrund eines steten Fußgängerflusses nicht links abgebogen werden könne. Ein menschlicher Fahrer würde hingegen vorsichtig abbiegen, da er weiß, dass Fußgänger darauf reagieren werden. An diesem Punkt müsste das autonome Fahrzeug die Insassen zu einer Entscheidung auffordern - was derzeit aber nicht vorgesehen ist, da es das Credo der höchstmöglichen Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer verletzen würde.
Auf Googles Unfallstatistik hat all dies keine Auswirkungen. Es zeigt aber, wie weit das System noch vom alltäglichen Einsatz entfernt ist und welch komplexe Fragestellungen noch beantwortet werden müssen.