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Lenovo Moto Z im Test

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So ähnlich und doch so unterschiedlich können Smartphones sein: Während bei LG die Kombination aus QHD-Display, Snapdragon 820 und Erweiterbarkeit mittels Modulen wenig überzeugen konnte, wirkte das gleiche Konzept beim Moto Z deutlich gelungener. Einen Kaufreflex löst das neue Flaggschiff der Lenovo-Tochter Motorola aber vermutlich dennoch nicht bei jedem aus.

Dem ein oder anderen stellt sich vielleicht gleich zu Beginn eine eigentlich profane, dann aber doch gar nicht so leicht zu beantwortende Frage: Motorola Moto Z oder Lenovo Moto Z? Aufschluss geben weder die Produkt-Homepage noch die Verkaufsverpackung, eine leichte Tendenz gibt es hinsichtlich der letzteren Kombination.

Viel einfacher wird es hinsichtlich der verfügbaren Konfigurationen. Zwar kann das Moto Z auch über den Moto Maker geordert werden, die dort sonst üblichen Kombinationsmöglichkeiten sind in diesem Fall aber arg eingeschränkt. Zur Wahl stehen lediglich zwei Farbvarianten, Weiß-Gold oder Schwarz-Grau. Unterschiedliche Speichervarianten oder exotische Rückseiten gibt es nicht. Der Preis: 699 Euro im Moto Maker, was auch der UVP entspricht oder etwa 660 Euro im freien Handel.

Dem Preis angemessen erscheint die Materialwahl. Edelstahl und Aluminium sorgen für ein verwindungssteifes und robust wirkendes Gehäuse, das mit seinen lediglich 5,2 mm nach eigenen Angaben das dünnste der Welt ist. Allerdings klammert man dabei sowohl die Kamera als auch den dem Smartphone beiliegenden Schutz für die Rückseite aus. Aber selbst mit der Berücksichtigung beider bleibt das Moto Z ausreichend schlank. Ins Auge sticht zunächst aber ohnehin etwas anderes. Denn von den letzten Moto-Smartphones weicht das Design stellenweise erheblich ab, insbesondere die Rückseite. Hier wird die abstehende Kamera regelrecht als Eyecatcher genutzt, auch an den 17 Metallkontakten sowie dem Kontaktstreifen bleiben die Augen zunächst hängen. Von vorn und der Seite betrachtet erscheint das Design hingegen etwas bekannter, ähnlich war beispielsweise das Moto G4 Plus gestaltet. Beim Moto Z ist der Fingerabdrucksensor auf der Front allerdings noch ein Stück weiter nach unten gerutscht, zwischen Sensor und Display passt nun noch der Moto-Schriftzug.

Auch Lenovo kann ohne Audio-Buchse

Was sonst noch am Gehäuse auffällt: Die drei Tasten für Lautstärke und Standby liegen am oberen rechten Rand sehr dicht beieinander, eine Front-LED lockt Selfie-Freunde und etwas fehlt. Letzteres fällt spätestens dann auf, wenn Kopfhörer angeschlossen werden sollen. Denn auf die übliche Audio-Buchse im 3,5-mm-Format wurde verzichtet, stattdessen liegt dem Smartphone ein Adapter von USB Typ-C auf 3,5 mm bei. Kritik, die deshalb am iPhone 7 geübt wird, darf auch beim Moto Z geäußert werden.

Die Verarbeitung des 136 g schweren Smartphones ist insgesamt sehr gut, womit der Oberklasse-Anspruch erfüllt wird. Weniger gut schneidet das 155,3 x 75,3 mm breite und lange Moto Z dafür in puncto Ergonomie ab. Schon bei optimaler Platzausnutzung auf der Front lassen sich Geräte mit 5,5 Zoll großem Display nicht einhändig bedienen, der breite Rand ober- und unterhalb des Bildschirms erschwert es hier aber noch zusätzlich - nur rund 71 % der Vorderseite werden von der Anzeige eingenommen.

Zwar verspricht Lenovo, dass das Moto Z wasserabweisend und beispielsweise leichter Regen kein Problem darstellen soll, über eine IP-Zertifizierung verfügt es aber nicht.

Das Moto Z sollte Blau gegen Helligkeit tauschen

Das Moto Z nutzt übrigens anders als der inoffizielle Vorgänger Moto X Style ein AMOLED-Panel mit 2.560 x 1.440 Pixeln. Die daraus resultierenden 534 ppi sorgen für eine mehr als ausreichende Schärfe, belasten den Akku jedoch um einiges mehr als Full-HD-Displays. Ein Punkt, den zu viele Hersteller ignorieren und lieber auf hohe und damit werbefreundliche Werte setzen.

Dieses Engagement hätte man lieber hinsichtlich der wichtigen Punkte Helligkeit und Farbdarstellung zeigen sollen. Im manuellen Modus erreicht das 5,5 Zoll große Display maximal 352 cd/m², was in hellen Umgebungen zu wenig sein kann. Da hilft der Boost im Automatikmodus, der für 411 cd/m² sorgt, nur wenig. Unzureichend sind auch die Möglichkeiten, die Farbtemperatur zu beeinflussen. Gerade einmal zwei Einstellmöglichkeiten gibt es, die entweder in rund 7.200 oder 7.800 K münden. In beiden Fällen ist ein Blaustich nicht zu übersehen, nicht nur Samsung zeigt aber, dass OLED-Panels hier um einiges dichter am Optimum von 6.500 K landen können.

Wenigstens gefällt die Intensität der Farben, die kräftig, aber nicht unnatürlich wirken. Ebenfalls überzeugend sind die Ablesbarkeit von der Seite sowie der Kontrast, der AMOLED-typisch gen unendlich geht.

Hohe Leistung mit angezogener Bremse

Hohe Reserven auch für die kommenden Monate und Jahre verspricht Qualcomms Snapdragon 820; wenn man davon absieht, dass Google in Android 8.0 unter Umständen wie in Android 7.0 spezielle Anforderungen an die Hardware stellt.

Der schon im HTC 10 und LG G5 ausführlich vorgestellte SoC basiert im Wesentlichen auf den von Qualcomm entwickelten Kryo-Kernen, die wiederum die ARMv8-A-Architektur als Ausgangspunkt nutzen sowie einer GPU vom Typ Adreno 530. Die auf zwei Cluster verteilten vier CPU-Kerne arbeiten mit maximal 1,6 respektive 2,15 GHz und gehören zu den schnellsten ihrer Art - die direkten Konkurrenten heißen Samsung Exynos M1, der unter anderem im Galaxy S7 edge steckt, sowie Apple A10, bzw. dessen noch namenloser schnellerer CPU-Kern. Ähnliches gilt für die GPU.

Im Moto Z wird das volle Potential des 14-nm-SoCs aber nicht immer in Gänze abgerufen, wie der Vergleich mit dem G5 zeigt. LGs erweiterbares Smartphone ist einigen Benchmarks bis zu 16 % schneller, vor allem wenn die CPU-Leistung eine große Rolle spielt. Der Grund dafür ist schnell gefunden und ein altbekannter: Das schnellere Cluster kann den maximalen Takt nicht lange halten. Das liegt unter anderem an den vergleichsweise hohen Temperaturen, die der SoC erreicht und die vom Gehäuse nicht optimal abgeführt werden können. Im Test wurden bei Benchmarks rund 42 °C erreicht. Für sehr gute Positionen reicht es dennoch: Mehr als 25.000 Punkte im 3DMark (Ice Storm Unlimited) und 7.400 Punkte im PCMark zeigen, dass Spiele und anderen Applikationen das Moto Z derzeit nicht ans Limit bringen können. Andere Oberklasse-Smartphones mögen bessere Werte vorweisen können, im Alltag spielt das aber keine Rolle.

Eher bemerkt man den schnellen internen Speicher mit seinen 32 GB. Der bringt es beim Schreiben und Lesen immerhin auf bis zu 242 und 149 MB/s und muss nur die Konkurrenten vorbeiziehen lassen, in denen UFS 2.0 geboten wird. Ein weiterer Pluspunkt: Eine microSD-Karte kann als Adoptable Storage genutzt werden, allerdings nur zulasten der Dual-SIM-Funktion. Der 4 GB große DDR4-RAM macht sich hingegen nur dann bemerkbar, wenn sehr große Programme genutzt werden.

Quellen und weitere Links

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