[Guide] Wie stellt man den idealen Gaming-PC zusammen?

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Moderator Lars Christmas
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Grundlagen:​

1) Wie entsteht ein Bild im PC?​

Die meisten von Euch werden sicher irgendwann mal den Film "Matrix" von 1999 gesehen haben. Dort wird das Thema sehr schön und plastisch erklärt:
Ne CPU schiebt grüne Zahlenkolonnen an die Grafikkarte, die Grafikkarte macht daraus ne hübsche Blondine in rotem Kleid.
Zuerst ist die CPU dran die grünen Zahlenkolonnen zu berechnen, dann kommt die Grafikkarte und macht aus den Zahlenkolonnen ein Bild.
Ohne CPU keine grünen Zahlenkolonnen, ohne Grafikkarte keine Bilder.
(In Matrix wird die Grafikkarte eingespart und die Menschen schauen direkt auf die grünen Zahlenkolonnen, weil Grafikkarten zu viel Energie brauchen... Nette kleine Anekdote)

2) Monitore und Grafikkarten​

Das große Thema ist, dass wir möglichst viele FPS und möglichst hohe Auflösungen wollen. Und da spielt dann meistens das Budget einen Streich.
Bei der Auflösung ist das relativ klar - mehr Auflösung braucht mehr Grafikkartenpower. Aber: Mehr FPS braucht auch mehr Grafikkartenpower. Beides gleichzeitig geht exponentiell. Also doppelte Auflösung und doppelte FPS braucht vierfache Leistung.
Das bringt uns, was Grafikkartenpower betrifft, zu folgendem gerundeten Überschlag damit ihr einschätzen könnt was ihr eurer Grafikkarte so antut:
720p/60 = ca. 50%
1080p/60 FPS = 100%
1440p/60 = 1080p/120 = ca. 200%
1440p/120 = 1080p/240 = 2160p/60 = 400%
2160p/120 = 800%
Wir brauchen also für moderne Displays nicht nur n bischen mehr Power, sondern SEHR VIEL mehr Power für Berechnung der nativen Auflösung.

Mehr Infos zum Thema gibts hier:

3) Was braucht es für viele Frames per Second?​

Wir haben von Matrix gelernt: Zuerst brauchen wir grüne Zahlenkolonnen von der CPU, danach brauchen wir ne Grafikkarte die grüne Zahlenkolonnen in Bilder umrechnet.
Für viele FPS braucht es also beides, ne CPU die gewünschte Anzahl grüne Zahlenkolonnen pro Sekunde schieben kann und ne Grafikkarte die gewünschte Anzahl Bilder pro Sekunde rechnen kann.
Die Kunst ist dabei abzuschätzen, ob irgendwas limitieren wird. Der ideale PC kann, wie man oben erkennen kann, etwa gleich viele grüne Zahlenkolonnen auf der CPU wie Bilder auf der GPU berechnen.
Aber: Je mehr Pixel ein Monitor hat, desto mehr muss die Grafikkarte für ein Bild arbeiten. Wie kommt man also zur idealen Balance?

4) CPU Limit oder GPU Limit?​

Wir haben oben gelernt, dass CPUen für grüne Zahlenkolonnen zuständig sind und diese an die Grafikkarte schieben, und dass Grafikkarten aus diesen Zahlenkolonnen Bilder rechnen und zum Monitor schicken. Dabei kann es zu zwei Situationen kommen:
CPU Limit: die CPU schickt zu wenig grüne Zahlenkolonnen an die Grafikkarte, die Grafikkarte langweilit sich - die FPS brechen ein.
GPU Limit: die CPU schickt zu viele grüne Zahlenkolonnen an die Grafikkarte, aber die Grafikkarte ist überfordert. Die Grafikkarte schmeißt grüne Zahlenkolonnen weg, die FPS brechen ein.
Merke: Du bekommst immer so viele FPS zu sehen, wie das niedrigere Limit hergibt. Entweder CPU Limit, oder GPU Limit.

Um zu sehen ob man im CPU Limit oder GPU Limit ist, gibt es einen einfachen Test:
a) Runde zocken, ganz normal, FPS notieren.
b) Auflösung auf das kleinste was geht, z.B. 720p, Runde zocken, FPS notieren.
Wir reduzieren in b) also ganz bewusst die Pixel (Auflösung) die die Grafikkarte rechnen muss und entlasten sie dadurch extrem. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch, dass wir so in eine CPU-Limit Situation kommen. Wir können daher davon ausgehen: a) GPU-Limit, b) CPU-Limit.
Wichtig! Das gleiche Prinzip kannst du auch auf CPU Tests und GPU Tests übertragen. Für einen CPU Test willst du kein GPU Limit, also Auflösung runter! Im Idealfall ist die Auflösung für einen CPU Test 720p. Für einen GPU Test suchst du dir Daten mit der Auflösung die du selbst nutzen willst.

a) Ich teste CPU X in Anwendung Alpha in 720p mit Wunscheinstellungen mit der denkbar potentesten GPU A. Ergebnis: 173 FPS. Konklusion: CPU ist in der Lage, in allen Auflösungen in diesem Szenario grundsätzlich 173 FPS zu generieren.

b) Ich teste CPU X in Anwendung Alpha in 1080p mit GPU Y. Ergebnis: 173 FPS. Konklusion: GPU Y ist in der Lage, in 1080p ebenso mindestens 173 FPS zu generieren. Aufgrund des vorangegangenen Tests kann ich sehen, dass das Szenario CPU-limitiert ist.

b') Ich teste CPU X in Anwendung Alpha in 1080p mit GPU Z. Ergebnis: 134 FPS. Konklusion: GPU Z ist nicht potent genug, in 1080p die maximal von der CPU zur Verfügung gestellten FPS zu gewährleisten, ergo GPU-Limit.

c) Ich teste CPU X in Anwendung Alpha in 2160p mit GPU Y. Ergebnis: 117 FPS. Konklusion: Ebenfalls GPU-Limit.

Simple as that.

Der Weg zur perfekten Balance für einen Gaming PC​

1) Den vorhandenen oder geplanten Monitor anschauen. Welche Auflösung und welche Wiederholfrequenz hat er? Wieviele FPS möchtest du sehen?
2) Die gewünschten Spiele anschauen, am besten Benchmarks zu Grafikkarten in der gewünschten Auflösung in dem Spiel
3) Die gewünschten Spiele anschauen, am besten Benchmarks zu CPUen, dazu Benchmarks in niedriger Auflösung (720p) und starker Grafikkarte suchen.
4) Überlegen welche Kombination Grafikkarte und CPU für deine Anforderungen sinnvoll wären.
5) Ein solider Gaming PC kostet zwischen 400€ und 900€ ohne Grafikkarte. Siehe Beispielkonfigurationen. Ihr kennt die Benchmarks, schaut wie teuer die Grafikkarte etwa wird die ihr für euren Monitor braucht. Überlegt dann, ob ihr genug Budget für den Rest des PCs übrig habt.

FAQ​

1) Macht es Sinn eine 2000€ Grafikkarte mit einer 200€ CPU zu kombinieren?
Klar, warum nicht? Die Grafikkarte wird nach dem Monitor ausgewählt.​
2) Wo muss ich aufpassen dass ich nicht zu viel ausgebe?
Es gibt viele Bauteile, die keine FPS bringen. Kühler, Netzteile, Mainboards, Gehäuse, SSDs. Hier Geld zu investieren ist Luxus. Überlegt was euch der Luxus wert ist und was ihr braucht. Oder lasst euch helfen.​
3) Ich habe schon einen 4k Fernseher/Monitor, kann mir aber die dazu passende Grafikkarte nicht leisten, was jetzt?
Schaut mal hier rein. Evtl hilft euch das weiter.​
4) Ich habe noch alte PC Teile, kann ich diese für den neuen PC nutzen?
In der Regel schon. Aufpassen muss man ob die Kühler zum Mainboard/CPU passen, oder ob das alte Netzteil der neuen Grafikkarte gewachsen ist.​
5) Ich hab alles gelesen und verstanden, aber bin immernoch unsicher, wo bekomme ich Hilfe?
Am besten machst du einfach ein neues Thema auf und achtest darauf unseren Fragebogen auszufüllen. Der beinhaltet alles, damit wir für dich den perfekten PC zusammenstellen können.​
6) Ich habe mir alle meine Teile zusammengesucht und eingekauft. Wer hilft mir beim Zusammenbau?
Hier gibts eine Anleitung wie man einen PC zusammenbaut:​
Zudem gibts jede Menge gute Anleitungen und Videos auf Youtube:​
 
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2022-04-03 v1.0 erstellt.
 
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Sehr gute Zusammenfassung. Danke dafür.
Kleiner Hinweis:
Bei 1) in der dritten Zeile soll die CPU die grünen Zahlenkolonnen berechnen nicht die Grafikkarte oder?
 
linus hatte langeweile. :LOL:

 
Imho fehlt noch ganz wesentlich die Rolle die die Software dabei spielt.
Allgemein kann man überhaupt keine CPU leistungstechnisch passend zu irgendeiner GPU zuordnen. Das geht immer nur für eine konkrete bestimmte Software.

Extrem Beispiel:
Tetris grafisch völlig aufgebohrt. Ultradetailierte 3D-Geometrien, mit allerlei Effektbimbim, Reflektionen auf jeder Oberfläche mit Raytracing und wenn man eine Reihe vollhat, explodiert alles fantastisch. Das ganze lässt man dann noch in QUHD laufen.
Ergebnis: Die 3090ti kotzt ab und die CPU, obwohl es nur ein i5-3570 ist, langweilt sich immernoch.
Demnach würde man in diesem Fall den Schluss ziehen: eine 3090ti wäre sogar für nur einen i5-3570 zu langsam.

Umgekehrter Fall:
Tetris physikalisch bis ins Detail berechnet. Blöcke haben unterschiedliches Gewicht, Reibung wird berechnet, .... Kann man super parallelisieren, nutzt also sogar alle 16 Kerne eine 5950X recht gut aus. Aber grafisch total simpel dargestellt. Also wirklich nur einfachste Würfelgeometrien.
Ergebnis: Der 5950X rödlet auf allen 16 Kernen auf Anschlag und die GTX1650 langweilt sich trotzdem. Also wäre eine 1650 selbst für einen 5950X noch zu schnell?!

Und daraus kann man dann sogar noch schließen: Wenn man beide Möglichkeiten kombiniert, kann man selbst mit sowas "einfachem" wie Tetris den besten Highend-PC mit der besten CPU und der besten GPU ans Limit bringen.
 
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