€dit: Ach du scheisse, das ist ja lang; ich bin selbst ganz geschockt

. Garantiert macht sich keiner die Arbeit und ließt das alles. Nichtsdestotrotz hat es mir irgendwie gut getan, das alles mal zu schreiben.
Werde dann auch mal meinen Senf hier dazu geben. Zuerst einmal muss ich dem TE ein großes Lob aussprechen, dass du den Mut attest, den Thread zu erstellen und das hier so reinzuschreiben. Ich wäre dazu nicht in der Lage gewesen und schreibe auch jetzt nur deswegen, weil ich sehe, dass ich (Gottsei dank oder erschreckenderweise, wie mans halt sieht) nicht alleine bin.
Auch ich finde mich hier in vielen Posts wieder. Bin noch Schüler, mache aber Anfang nächsten Jahres (hoffentlich) mein Abi und weiß auch schon ungefähr, welche Richtung das angestrebte Studium hat. Hobbys habe ich auch (RC-Modellbau und eben Computer) aber nichts im Leben will mir atm wirklich so recht Spaß machen, dass geht schon so ca. 2 Jahre so. Bin auch total antriebslos, nichts erfüllt mich wirklich. Freunde hatte ich mal, ist aber alles im Sande verlaufen, der eine ist auf ne andere Schule, dann von der 11. auf die 12. war ich der einzige von uns, der versetzt wurde und dann hat sich jeder anders entwickelt, man ist nicht mehr in der selben Stufe usw., ich denke ihr wisst, was ich meine. Mit dem einzigen von uns, der jetzt auch wie ich in der 13. ist, war ich mal ziemlich gut befreundet, aber auch er hat sich anders entwickelt als ich. Während andere in meinem Alter raus gehen und Party machen und auf der Suche nach Mädels sind, bin ich eher ruhig und überhaupt nicht der Feier-Meier-Typ. Ich wurde zwar schon auf Partys eingeladen und öfters animiert, mitzugehen und habe das auch meißtens getan, aber wenn ich dann in der Disco/dem Club war, dann steh ich da rum, komme mir total verloren vor, die Musik ist scheisse (Tanzmusik halt) und es macht mir null Spaß. Ich fühle mich den Leuten, die da Spaß haben, einfach nicht zugehörig (freue mich aber für sie, dass es ihnen möglich ist, sich so zu amüsieren). Dann stehe ich lustlos an der Bar, kaufe mir einen schlechten Drink nach dem anderen (habe zu Hause sehr hochwertigen Alk und mixe selbst, als so eine Art Affront gegen die ganzen Koma- und Flatratesäufer), um die Zeit rumzukriegen und gehe schon früher, als die anderen. Das Feiern gibt mir einfach nichts.
Genau so ist ist es, wenn ich mich mit anderen unterhalte, bei meinen Freunden war es zuletzt auch so. Ich kann nicht wirklich über die Dinge reden, die mich WIRKLICH bewegen, alles ist irgendwie total oberflächlich und hat keine Ehrlichkeit und Tiefe (weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll).
Ich bin generell jemand, der schon immer eher das Gegenteil von dem gemacht hat, was andere gemacht haben. Das fängt bei meinen Hobbys an (RC-Modellbau ist jetzt echt nix typisches für Leute in meinem Alter, in dem Club, in dem ich bin, sind nur Erwachsene, davon viele Rentner) und hört bei meinem Kalmottenstil auf (viel schwarz und weiß, nur Hemden, und jackettähnliche Jacken; ich würde es als spiessig-elegant bezeichnen; emo auf keinen Fall, sollte jemand jetzt wegen schwarz auf die Idee gekommen sein). Dabei interessiert es mich überhaupt nicht, ob ich dafür von anderen schief angeguckt werde; meißtens von Hoppern auf der Straße aber Gott sei Dank nicht an meiner Schule, da man dort sehr tolerant ist und dort kein Markenfetischismus herrscht.
Ich fühle mich in der Gesellschaft von Erwachsenen viel integrierter als bei Gleichaltrigen, was ja eigentlich auch abnormal ist. Wenn ich zusammen mit meinen Clubkollegen im Aufenthaltsraum am Stammtisch sitze und mit denen ein Bier trinke, während sie ganz alltägliche Gespräche führen (und Erwachsene unterhalten sich ja über andere Dinge als Leute in meinem Alter, z. B. Job, Familie), dann habe ich das Gefühl, irgendwie dazuzugehören (obwohl ich als Schüler weder nen Job habe noch Familie

). Wenn sich gleichaltrige über ihre Führerscheinprüfung oder wann sie wieder abends weggehen wollen unterhalten (und ich habe dafür echt Verständnis, dass die solche Dinge als am Wichtigsten sehen), komme ich mir vor wie ein Aussätziger. Ich denke mir dann immer: DAS bist du nicht. Du bist irgendwie nicht so wie die, du bist anders. Aber warum?
In den meißten Filmen und so gut wie allen Fernsehsendungen empfinde ich es bezüglich Oberflächlichkeit genauso. Wenn in einem Film (menschliche Darsteller) jemand heult, weil etwas trauriges passiert ist, denke ich mir nur: Du nervst, hör auf damit, du bist unglaubwürdig und spielst deine Rolle schlecht (einzige Ausnhame: "Die fabelhafte Welt der Amelie"). Vor nem halben Jahr oder so habe ich Animes für mich entdeckt (Drama, & Romance Genres), DIE lösen bei mir immer heftige Gefühle aus (Zeichentrickfiguren !), ich musste teilweise übelst weinen, habe mich aber auch richtig glücklich gefühlt, wenn was schönes passierte. Ständig denke ich über die Animes nach und schaue sie mir immer wieder an. DAS wäre zum Beispiel etwas, mit dem ich gerne mit WIRKLICHEN Freunden reden können will, weil es etwas ist, was mich wirklich bewegt (zum einen die Storys selber, zum anderen die beängstigende (?) Tatsache, dass menschliche Schicksale mich anscheinend kalt lassen und die von Fantasiefiguren nicht), aber wer redet schon über Animes? Die meißten halten einen ja schon für verrückt und rückständig, wenn man auch nur zugibt, sie zu gucken, weil sie gleich an die kommerzielle RTL2-Scheisse denken, mit dessen Sammelkarten man kleinen 12-Jährigen das Taschengeld abknöpft, und die mit echten Animes NICHTS zu tun hat.
Auch das gesteigerte politische Interesse, was viele hier genannt haben, ist bei mir vorhanden. Mittlerweile habe ich die Befürchtung, dass alles so undurchdringlich ist, dass es nur durch einen Zusammenbruch wieder zu Verbesserungen kommen kann. Auch bei Comedy, die u. A. Politik thematisiert, schaue ich mir statt Dieter Nuhr & Co (was man ja bei jüngeren Leuten wahrscheinlich ehrer vermutet) lieber Kabarettisten wie Georg Schramm (der Typ auf Bertels (aka Sanftleben) Avatar), Urban Priol und Volker Pispers an (wem die Namen bekannt sind, wilkommen im Club ^^). Das Gefühl, auf diesem Gebiet mit meiner kleinen, unbedeutenden Wahlstimme irgendetwas verändern zu können, ist ebenfalls deprimierend.
Vor einiger Zeit kam in der Schule ein Mädchen aus einem Kurs, wo ich auch drin bin, auf mich zu und fing im Rahmen von Nachhilfestunden bei ihr zuhause an, genau über solche Dinge mit mir zu reden. Darüber, dass ich mich selbst so ausschließen würde usw. und dass sie mir helfen will, das zu ändern (mein erster Gedanke war: Nein, ich bin anders als ihr, ich passe da nicht rein, ich will nicht, aber irgendwie habe ich auch gespürt, dass es so auf lange Sicht nicht weiter gehen kann). Obwohl ich sie erst kurz so richtig kannte (und sie früher eher für oberflächlich hielt - da sieht man mal, wie man sich täuschen kann), redete ich mit ihr so offen über alles (auch über Politik

) wie ich dies mit noch keinem anderen Menschen je getan habe, obwohl ich am Anfang skeptisch war und Angst hatte, dass sie mich irgendwie verarscht und hinter meinem Rücken über mich lustig macht. Trotzdem merke ich irgendwie, dass auch sie im Grunde doch ziemlich anders ist und eher feier-orientiert. Sie hat viele Freundinnen (mit denen ich nichts zu tun habe), geht auch Party machen, und auch sonst passt das alles irgendwie nicht so recht. Sie behauptet zwar, wenn sie mit mir alleine ist, dass sie nicht so oft weggehen würde und gar nicht so feierwütig ist, wie viele denken und mich verstehen würde (und das sehr glaubhaft) aber wenn sie weggeht (und zwei mal war ich dabei, weil wir als Kurs weggingen) ist sie das genaue Gegenteil von dem, was sie zuhause ist. Sie fügt sich nahtlos in die tanzende Menge ein, vor der ich mit Unverständnis an der Bar hocke, hat Spaß an dem ganzen und feiert mit den Leuten zusammen, die so anders sind als ich. Das passt überhaupt nicht zusammen und ich werde einfach nicht schlau draus, wie jemand so gespalten sein kann. In solchen Momenten frage ich mich, warum sie sich überhaupt mit mir beschäftigt (Liebe ist ausgeschlossen! - alles auf neutraler Ebene). Neulich habe ich sie überreden können, dass sie sich mit mir mal einen Anime ansieht, obwohl sie die eigentlich Müll findet (die RTL2-Problematik halt), als ich ihr gesagt habe, wie viel die mir bedeuten, da bin ich mal gespannt auf ihre Reaktion, sofern sie das wirklich durchzieht und bis zum Ende guckt (und nur dann macht es Sinn).
Um mal wieder auf die Antriebs- un Lustlosigkeit zurückzukommen, was ja hier der zentralste Punkt ist: Ein weiteres Beispiel ist meine Zimmerrenovierung. In den Herbstferien habe ich mich endlich mal drangemacht, mein Zimmer zu renovieren. Der größte Teil ist auch geschafft und ich habe konkrete Vorstellungen, wie es aussehen soll. Nur ein paar Möbel und Einrichtungsgegenstände fehlen noch, damit ich mein Zeug wieder einräumen kann und wohnliche Lampen sind ebenfalls noch nicht installiert, aber seit wieder Schule ist, kann ich mich nicht mehr aufraffen, weiter zu machen, stattdessen sitze ich vo dem PC und surfe, anstatt was für die Schule zu tun oder an meinem Zimmer weiterzumachen, stattdessen stehen im Hintergrund zwei nackte Leuchtstoffröhren vor vollen Umzugskartons, während ich das hier schreibe. Ich kann mich einfach nicht aufraffen, weiterzumachen, obwohl ich mich eigentlich auf den Endzustand freue und mir das surfen eigentlich auch nicht mehr das gibt, was es mir früher mal gegeben hat (dieser Post ist eine Ausnahme).
Mit selbstgesteckten Aufgaben ist es ähnlich, mein Oldie-Thinkpad aus der Sig zählt mitunter dazu. Ich hatte mir das Ziel gesetzt das Ding ultimativ aufrzurüsten und auszubauen, dieses Ziel habe ich im Grunde erreicht. Seitdem liegt es die meiste Zeit ungenutzt in der Ecke. Ich könnte zwar noch ne große (250GB) Festplatte als herausnehmbare Zweitplatte installieren, ich habe mir für den Caddy sogar nen Einschub für mein Desktop-Gehäuse gebaut (im Grunde ein Wechselrahmen wie im Thinkpad auch), damit ich auf dem Teil all meine Daten ablegen kann, diese aber durch simples Herausnehmen der Platte aber auch immer auf dem Laptop verfügbar habe, aber ich kaufe sie einfach nicht, weil ich genau weiß, dass es mir nur kurtzzeitig einen Motivationsschub geben würde, dass ich das Projekt Thinkpad endgültig fertig habe und weil es im Grunde nutzlos ist und ich mit dem Festplattenplatz auf dem Desktop zurechtkomme, die 250GB würden bei mir für zehn Jahre reichen.
Ich persönlich glaube, dass es mir helfen würde, wenn ich eine (echte) Freundin hätte, mit der ich über sowas reden kann, oder noch besser: die so ist wie ich, weil man sich dann wirklich gegenseitig versteht und sich gemeinsam auf die Suche nach etwas machen könnte, was einen (also beide zusammen) erfüllt, aber 1. wie und wo soll ich die finden (in der Disco garantiert nicht) und 2. kann es so eine Frau überhaupt geben?
Ich bin jedenfalls äußerst gespannt, wie sich dieser Thread entwickelt *abonnier*.