Auch wenn es jetzt was länger wird, aber "TV als Monitorersatz" wird in letzter Zeit hier häufiger gefragt.
Auflösung:
Unter einer Auflösung von 1920x1080 "FullHD" braucht man für den PC eigentlich nicht anzufangen. Eine geringere Pixelanzahl wirkt schnell viel zu grob und vernünftiges Arbeiten ist heutzutage kaum noch möglich.
Größe und Position:
Nur Größer ist nicht immer besser. Wenn man zu nah dran sitzt wirkt der Pixelabstand schnell zu groß und das Bild sieht zu körnig aus. Abgesehen davon kann es auf die Gesundheit schlagen, wenn man beim ständigen Arbeiten zu stark Kopf und Augen bewegen muss.
In den Videoforen gibt es einige die bei einem 32" FullHD maximal einen Abstand zum Fernseher von nur 1,30 m empfehlen. Beim Fernsehen habe ich persönlich lieber mehr Abstand, aber zum Arbeiten und Spielen darf es für mich näher sein.
Also habe ich mir meinen normalen Sitzabstand zu einem 22" Monitor ausgemessen und darauf hin ausgerechnet wie weit ein 32" FullHD TV stehen muss. Fazit: Ich habe 20cm an meinen Schreibtisch angebaut. Durch den Anbau hätte ich auch die Höhe des TVs ändern können, aber Schreibtischhöhe kommt bei mir sehr gut hin. Die meisten TVs haben auch die Möglichkeit VESA Halterungen zu nutzen.
Reaktionszeit und Input-Lag:
Von der Reaktionszeit sind die meisten Monitore heute schnell genug. Aber gerade bei TVs muss man aufpassen. Was für Actionfilme reicht ist nicht jedem Hardcore-Spieler schnell genug. Pauschalisiert sind hier IPS-Panele schneller als VA-Panele.
Gerade wenn man den Input-Lag betrachtet trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. So sollen TVs - unabhängig was für ein Motiv dargestellt wird - immer knackige Farben und einen starken Kontrast haben. Rauschen je nach Signalquelle und Kompressionsartefakte stören den Filmgenuss und werden möglichst weggefiltert.
Dies kann sehr aufwändig sein, weswegen es etwas dauert bis man das "aktuelle" Bild auf dem TV sieht. Zwischen dem was der PC liefert und was der TV anzeigt können dann bis zu vier Bilder dazwischen liegen. Bei Filmen und Strategiespielen ist das normalerweise kein Problem, bei schnellen Spielen kann es aber bedeuten, dass der Gegner schon um die Ecke gebogen ist und einen virtuell erschossen hat, bevor man ihn gesehen hat.
Hier ist es also wichtig, dass man am Monitor möglichst alle diese Bildverbesserungen ausschalten kann. Einige TVs bieten auch einen PC-Modus, der dies dann automatisch macht. Damit kann der Input-Lag gesenkt werden - wie weit ist Modellabhängig.
Bildqualität:
Wie ich schon schrieb sollen TVs immer knackige Farben und einen starken Kontrast haben. Die meisten Kunden wollen das anscheinend immer so. Dagegen wird wenig Wert auf akkurate Darstellung der Farben gelegt. Clouding und Banding sind Fremdworte und während dies im begrenzten Rahmen fürs Fernsehen zu tolerieren ist, bedeutet dies schnell das Aus für Grafikintensive arbeiten. Hier gibt es ebenso wie bei den anderen Punkten große Unterschiede zwischen den Modellen und den verschiedenen Herstellern.
Die Bildeinstellungsmöglichkeiten reichen von fast nicht vorhanden bis zu überschwänglich, die einen normalen Monitor beschämen können.
Skalierung/Overscan:
Um das "bestmögliche" Bild zu bekommen skalieren die TVs gerne die Bildgröße. Dadurch wirkt das Bild unscharf und ist zum Arbeiten absolut nicht zu gebrauchen. Spielen mag vielleicht noch gehen, aber sobald Texte eingeblendet werden wird es schnell unangenehm. Gute TVs erlauben es daher diese Skalierung auszuschalten. Meist etwas versteckt unter dem Begriff Overscan (muss ausgeschaltet werden) oder unter Funktionsbegriffen wie "Just Scan" oder "1:1 Pixel Mapping" (muss angeschaltet werden).
Auch mit dem Grafikkartentreiber muss man sich eventuell auseinandersetzen. Hier gibt es auch Overscan/Underscan Funktionen die ausgeschaltet werden sollten.
Anschluss:
Wie bei einem guten Monitor sollte der Anschluss möglichst digital erfolgen, also per DVI oder HDMI.
Persöhnliches Fazit:
Ein guter TFT-TV kann heutzutage sehr wohl einen Monitor ersetzen. Man muss aber die oben genannten Punkte beachten und dann wird die Auswahl auf dem Markt sehr schnell sehr klein. Insbesondere beim Thema Input-Lag sind die zur Zeit teuersten und beliebtesten TVs für Zocker oft am ungeeignetsten.
Mir ging es vor allem um eine gute Grafikqualität und ich wollte mir ursprünglich einen normalen Monitor mit VA oder IPS Panel holen. Leider fiel der Samsung F2380 mit starkem Ghosting und Black Crushing bei mir durch. Andere Monitore mit mindestens FullHD Auflösung waren mit Preisen jenseits der 500 Euro deutlich teurer.
Nach einigen suchen bin ich auf die Serie LH3000 mit IPS-Panel von LG gestoßen. Sowohl Auflösung, Reaktionszeit und Input-Lag
(
http://www.avsforum.com/avs-vb/showthread.php?t=1132241 ), Bildqualität und abschaltbares Overscan sind alle so vorhanden wie ich es mir vorgestellt habe. Also habe ich mir den 32LH3010 bestellt, mit dem Wissen ihn eventuell zurückschicken zu müssen, wenn er nicht meine Anforderungen erfüllt. Aber ich wurde nicht enttäuscht.
Zuerst war das Bild nicht in Ordnung, da Windows 7 mit einer ATI HD4890 zunächst den TV nur mit 30Hz interlaced befeuerte. Das konnte dann aber im Treiber umgestellt werden. Außerdem musste ich im ATI-Treiber Underscan ausschalten.
Die Bildeinstellungsmöglichkeiten sind überwältigend (10-Punkt Weissbalance System, Gamma, Farbe, Farbton, Beleuchtung etc.) und erlauben eine gute Kalibrierung. Natürlich kommt der TV nicht an einen guten EIZO-Monitor heran, der bei kleinerer Größe mehr kostet, aber die Unterschiede sind für das Preis/Leistungsverhältnis minimal. Für Hobbygrafiker und normaler Photobearbeitung ist der TV mehr als nur geeignet.
Auch bei schnellen (Online-)Spielen macht der TFT eine gute Figur und ich habe bisher keine Schlieren oder Lag feststellen können.
Als Fernseher schneidet der LG in einiges Tests nicht so gut wegen seines Schwarzwertes ab und größere Panele (>32") scheinen ab und an unter Clouding zu leiden. Hier gibt es wohl bessere.
Clouding hat mein TFT nicht und als Monitorersatz stört mich der Schwarzwert nicht. Zum einen merkt man dies in der Regel nur bei einem abgedunkelten (Heim-Kino) Raum und zum anderen muß man den TFT als Arbeitsbildschirm deutlich dunkler stellen. Monitore und insbesondere TVs sind hier oft viel zu hell eingestellt. Durch die Änderung wird das Schwarz auch Schwarz und nicht Dunkelgrau und wenn man es über die Hintergundbeleuchtung macht spart es Strom. (Die Einstellungen lassen sich für die Eingänge separat beim LG speichern. Also zB PC über HDMI geringe Hintergundbeleuchtung, digitales TV Programm hell und bunt)
Warum ist ein TV mit IPS-Panel dann günstiger als ein IPS-Monitor ?
Nun da kann ich natürlich nur spekulieren. Aber während bei Röhrenmonitoren diese viel exakter und bei anderen Frequenzen arbeiten musten als Röhren-Fernseher, ist dies bei TFTs auf Grund der Digitalisierung viel weniger der Fall. Im Gegenteil, teilweise werden die gleichen Bauteile genutzt und da wesentlich mehr TVs verkauft werden lassen sich auf Grund der Menge bessere Preise erzielen. Als ich den Monitor vor wenigen Wochen gekauft habe, war es der günstigste FullHD TV. Auch wenn ich das bedenke bin ich von diesem "Monitor" begeistert. Da kann ich nur jedem raten es mal mit TVs auszuprobieren.