Nabend. Ich habe vor kurzem einen Girokonto-Wechsel vollzogen zu Comdirect. War vorher bei einer Sparkasse. Nun, das ganze hat mich ziemlich neugierig gemacht, was Sparpläne angeht. Bei Comdirect hat man ja einiges an Möglichkeiten. Da ich aber keine Ahnung von der Materie habe, wollte ich von euch hören was ihr von ETF-Sparplänen haltet. Ich würde Mal mit 50-100€ monatliche Sparrate anfangen. Macht das Sinn? Oder bin ich bei anderen Sparplänen besser aufgehoben? Bisher habe ich mein 'lockeres Geld' bei 0,01% auf dem Tagesgeldkonto geparkt. Das bringt ja nun nicht immens viel. Ich möchte nicht mein ganzes hab und gut investieren (Risiko besteht doch immer oder?), Aber mir langsam aber sicher eine kleine Basis aufbauen. Was würdet ihr mir empfehlen wenn ich klein anfangen möchte (50-100€ monatliche Investitionen).
Es gibt keinen perfekten Weg, es gibt aber irgendwie eine Art Konsens darüber womit sich viele Anleger anfreunden könnten, bei manchen passt, bei manchen gar nicht:
- Notfallkonto haben und füllen: Hier sollten je nach Meinung 2-3 Netto-Monatsgehälter drinliegen um immer für Probleme des Alltags gerüstet zu sein, z.B. Auto kaputt, Heizung kaputt o.Ä.
-> vorher: gar nix anlegen
- Eigene Zukunft betrachten:
-> ist in den nächsten Jahren eine teure Anschaffung geplant? Auto, Wohnung, Hauskauf? -> dann, gar nichts in Aktien investieren
-> ist in den nächsten Jahren sonstwie geplant an das Geld heranzukommen? 5-10 Jahre darauf verzichten ein Problem? -> wenn ja, dann gar nicht in Aktien investieren
Wenn nichts davon zutrifft, du eine Notreserve hast und du 5-10 Jahre auf dein Geld verzichten kannst, dann würde ich einen langsamen Einstieg in die Aktienwelt-gehen mit den von dir bereits angesprochenen ETF Sparplänen. Unabhängig was du jetzt an Aktien-ETF auswählst musst du dir immer bewusst werden wie groß der "Risiko-Klumpen" überhaupt werden soll. Für einen Anfänger würde ich maximal 50:50 gehen. Sprich, du hast pro Monat 200€ über, dann sollten 100€ in ETF gehen und 100€ auf Giro/Tages/Festgeld. Ich glaube kaum dass die meisten Anfänger Kursrückgänge von 60-70% in einer möglichen Krise auf ihr Gesamtdepot mental verkraften.
Macht es Sinn in ausschüttende ETFs zu investieren oder sind thesaurierende ETFs zu bevorzugen? Es gab ja eine Steuerreformierung für 2018.
Der Steuer-Stundungseffekt ist nach der Reform bei Thesaurieren weitestgehend dahin. Ich würde eigentlich nur noch Ausschütter nehmen, es sei denn das manuelle Reinvestieren ist dir zu zeitraubend. Zumal du damit einfacher den Sparer-Pauschalbetrag von 801€ der dir zusteht, ausnutzen kannst. Bei Thesaurieren stört mich nach der Reform auch, dass ich quasi eine Art Steuer auf reine, nicht realisierte, Buchgewinne zahle.
Welchen Vor- bzw. Nachteil hat physische Replikation gegenüber synthetischer Replikation?
ist weitestgehend egal. Früher waren synthetische günstiger und konnten näher den Index nachbilden, da halt irgendwie künstlich. Neuere ETF wie Vanguard und der Marktdruck haben aber auch physische Replizierer im Preis ziemlich nach unten gedrückt. Ich halte die Diskussion darüber überflüssig, die einen haben andere Produkte drin, die anderen betreiben Wertpapierleihe....irgendwas ist eh immer. Die Regulierungen sind streng, ich würde bei gleichem Preis natürlich physische Replikation wählen, womögich sogar vollständige Abbildung statt Sampling, aber wenn grade ein SWAP ETF konkurrenzlos gut und günstig besparbar ist, könnte man auch den nehmen.
Muss ich das alles überhaupt beachten oder soll ich einfach meine Schnauze halten und investieren
Eile bzw. Hektek ist ja nicht geboten. Du hast leider den üblichen Fehler gemacht ERST DEN BROKER auszuwählen und dann die ETF. Andersherum wäre natürlich schöner. Aber ich würde an deiner Stelle jetzt einfach gucken welche ETF auf den MSCI WORLD oder FTSE Developed World oder All Country World die Comdirect kostenlos im Sparplan hat und diesen einfach besparen. Unter 400€ monatlicher Sparrate würde ich in EINEN ETF gehen und schauen dass ich mindestens auf 5000-6000€ pro ETF Position komme bevor ich nen zweiten ETF dazunehmen, ansonsten sind später bei Umschichtungen die Verkaufsgebühren zu hoch oder man sammelt sich Kleinst-Bestände an die man nie verkauft.