Ganz einfach: wir sind ein Niedriglohnland.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Deutschland hat sich (auch und vor allem dank rot/grün --> was nicht heißt, dass die schwarzen besser sind) innerhalb von 15 Jahren vom Spitzenverdienerland der EU zu einem mit dem geringsten Lohnniveau entwickelt. Mittlerweile fangen unsere Nachbarn an, nach Deutschland outzusourcen - um Kosten zu sparen. Gab eine interessante Rede vom ollen Schröder dazu, wie er es tollerweise hinbekommen hat, "Deutschland wieder wettbewerbsfähig" zu machen.
Wenn man mal in die Medien sieht, und analysiert, wer hier der Meinungsmacher ist, wer eine Lobby hat und wer nicht, wohin sich die Gesellschaft entwickelt...
Auch wenn unter der Agenda 2010 vor allem die Sozialleistungsbezieher und Leute mit niedrigem Bildungsniveau zu leiden haben:
Wie man sehen kann, leidet Deutschland (zusammen mit den nordischen Nachbarn und Österreich) anders als die übrigen EU-Länder nicht unter einem Zusammenbruch der Wirtschaft und Arbeitslosenzahlen von 25% bis zu 50% unter Jugendlichen.
Und auch wenn immer gejammert wird, daß in Deutschland das Armutsrisiko stark zugenommen hätte: NIEMAND in Deutschland leidet wirklich NOT, auch keiner, der vom Amt abhängig ist! Er hat weniger als der Durchschnitt, aber das ist auch schon alles.
Armut ist in Deutschland nur relativ vorhanden, absolut dagegen nicht. Der "Arme" muß nicht frieren, nicht hungern, kann zum Arzt gehen - davon träumen zum Teil selbst in der EU die Bürger!
Dennoch finde ich nicht ok, daß jemand, der Vollzeit arbeitet, am Monatsende trotzdem zum Amt rennen muß, um über die Runden zu kommen. Denn im Endergebnis subventioniert der Staat dann die Arbeitsstelle zugunsten des Arbeitgebers, oft eine Zeitarbeitsfirma. In der Folge gibt es Druck auf die Löhne der jeweiligen Branche auch bei den normalen Angestellten.
Die fetten Jahre sind vorbei. Aber das Hauptproblem ist meiner Meinung nach, daß in Deutschland größtenteils Konsum à la Amerika eingezogen ist. Früher wurde etwas für den Haushalt angeschafft, und dann bis es unbrauchbar war, genutzt. Das kennt jeder von den Großeletern - meine Oma hatte noch eine Küche aus den 50ern, das Wohnzimmer 30 Jahre alt, die Stereoanlage ohne FB, Socken die schonmal gestopft wurden usw. Aber das weitaus meiste davon wurde von zuvor angespartem Geld bezahlt. Wofür kein Geld da war, wurde eben nicht angeschafft.
Heute wird ersetzt, was unmodern ist, ohne daß die Lebensdauer auch nur annähernd erreicht wurde. Vieles wird finanziert, weil kaum noch einer in der Lage ist, und Geld auf die Seite zu legen, sondern den Verlockungen des Konsums erliegt und am besten alles jetzt braucht. 30 Monate-Finanzierungen, jetzt kaufen, in 6 Monaten zahlen, ne Glotze (die nicht mal nötig ist, aber die Röhre ist oldschool) statt für einmal 1000 Euro für 30 Euro im Monat abstottern, ein iPhone mit Vertrag für 50 Euro / Monat. Ein Auto, das eigentlich zu groß / teuer ist, leasen, obwohl es dann auch nur 1-2 h / Tag genutzt wird, und den Rest des Tages rumsteht.
Wer mit seinem Geld nicht zurecht kommt, verdient oftmals nicht zu wenig. Das Problem ist heute eher, daß viele denken, daß das Geld nicht nur für den Lebensunterhalt (=Überleben, wie in vielen anderen Ländern) da ist, sondern auch um einen Lifestyle zu bedienen.
Wer mit seinem Geld nicht zurecht kommt, sollte mal Oma und Opa fragen, wie sie es nach dem Krieg schafften, sich trotzdem ein lebenswertes Leben aufzubauen. Im ersten Schritt gilt es dann wohl, Ansprüche zu relativieren / zu reduzieren. Dann sein Leben zu betrachten und es nicht nur mit dem von anderen zu vergleichen. Geld, das mal über ist, nicht gleich zu verkonsumieren. Anschaffungen nur von angespartem Geld zu tätigen. Angespartes Geld gibt man ungleich schwerer aus als fremdes oder finanziertes.
Ich habe noch nie einen noch so kleinen Ratenkredit aufgenommen. Der einzige Kredit, den ich aufgenommen habe, war der für mein Haus. Bei allem anderen galt: Erst sparen, dann kaufen. Wenn neu zu teuer, dann eben gebraucht. Nichts ersetzen, was seinen Dienst noch tut.
Klingt alles altmodisch, aber ich hatte so nie Engpässe, immer ordentliche Reserven auf der Bank, und trotzdem nie das Gefühl, mehr zu benötigen, als ich mir zugestanden habe.
Merke: Nicht nur der hat viel, der viel verdient - sondern auch der, der viel spart...
Momentan gebe ich inkl. halber Rate für das Haus (Frau die andere Hälfte) inkl. allen Unkosten und Unterhalt und Urlauben etwa 1400 Euro aus.
Mein kleiner Bruder wohnt zuhause, gibt nichts ab, futtert aus dem Kühlschrank - aber schafft es, 1500 Euro Verdienst komplett auf den Kopf zu hauen. Und erstaunlicherweise ohne auch nur im Ansatz im Luxus zu schwelgen - außer man zählt Essen kommen lassen statt mal selber zu kochen, morgens für 10 Euro beim Metzger Brotzeit zu holen, 30-40 Kippen zu rauchen, dazu. Ist mir schleierhaft, aber man kann anscheinend wirklich so viel Geld ausgeben, ohne wirklich etwas davon zu haben...
Noch was für die, die meinen, Deutschlad ginge es schlecht: