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Das Thema Behördenfuhrpark sorgt hierzulande immer wieder für kontroverse Diskussionen. Denn selbst Politiker eher umweltfreundlich ausgerichteter Parteien nutzen statt verbrauchsarmer Fahrzeuge gerne auch schwere Limousinen.
Einen anderen Weg will nun Großbritannien einschlagen. Dort soll das Verkehrsministerium für den Government Car Service - zuständig für den Fuhrpark der Minister - 150 neue Fahrzeuge anschaffen, die in die Rubrik Ultra-Low Emission Vehicle (ULEV) fallen. Zur Verfügung gestellt werden dafür 5 Millionen Britische Pfund, umgerechnet rund 6,3 Millionen Euro. Zwar ist das Lastenheft bislang nicht veröffentlich worden, aus verschiedenen Berichten gehen aber zumindest zwei wichtige Eckdaten hervor: Zum einen werden lediglich Plug-in-Modelle berücksichtigt, zum anderen wird die Reichweite der Fahrzeuge wichtiger als deren Effizienz eingestuft.
Letzteres geht vor allem aus einer Aussage des E-Fahrzugherstellers Tesla hervor. Gegenüber Bloomberg erklärte Unternehmenssprecher Simon Sproule, dass das Model S zur Liste der möglichen Kandidaten gehöre und von allen dort berücksichtigten Modellen die beste Reichweite hätte. „Es ist das einzige [Fahrzeug, Anm. d. Red.], dass mindestens zwei Hin- und Rückfahrten zwischen Downing Street 10 und Chequers ohne Wiederaufladen schafft.“, so Sproule. Gemeint sind damit die Fahrten zwischen dem Amtssitz des Britischen Premierministers in der Londoner Innenstadt sowie dessen Landsitz gut 42 Meilen (67 Kilometer) nordwestlich der Metropole.
Tatsächlich bietet Teslas Model S die derzeit beste Reichweite aller gängigen Elektrofahrzeuge. Nach Maßstäben der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA erreicht die mit einem 85-kWh-Akku ausgestattete Variante mit einer Ladung 265 Meilen oder 426 Kilometer.
Doch in Sachen Effizienz schneidet das Vorzeigemodell weitaus schlechter als ein deutscher Konkurrent ab, weshalb die angeblich bereits erfolgte Wahl des Tesla S fragen aufwirft. Denn während der US-Wagen laut EPA eine Effizienz von 89 MPGe (Miles per gallon gasoline equivalent), also umgerechnet 89 Meilen pro Gallone Treibstoff erreicht, kommt BMWs i3 ohne Reichweitenverlängerer auf deutlich bessere 124 MPGe. Und selbst das mit einem kleinen Verbrennungsmotor zur Erzeugung von elektrischer Energie ausgestattete Modell i3 REX schneidet minimal besser als das Model S ab.
Das Problem: Die bayrischen Fahrzeuge schaffen mit einer Ladung lediglich 81 respektive 150 Meilen laut EPA. Somit wäre lediglich die REX-Version in der Lage die Strecke London - Chequers und zurück ohne Ladevorgang zurückzulegen.
Doch nicht nur die höhere Effizienz sollte eigentlich für den i3 sprechen, sondern auch die Anschaffungskosten. Das zur Verfügung gestellte Budget würde einen Preis von rund 33.000 Britischen Pfund pro Fahrzeug erlauben, der Tesla Model S bringt es jedoch auf gut 47.000 Britische Pfund ohne Mehrwertsteuer. Selbst mit hohen Rabatten wären 150 Fahrzeuge so nicht zu realisieren. Im Vergleich dazu fällt BMWs i3 mit gut 24.000 und 27.000 Britischen Pfund regelrecht günstig aus.
In Verbindung mit der deutlich höheren oder zumindest gleichen Effizienz und der entsprechend geringeren Umweltbelastung dürfte die Wahl des Model S aus Sicht von Umweltschützern und Steuerzahlern die schlechtere sein.
Einzig beim Blick auf Reichweite und den Faktor Praktikabilität schneidet das US-Fahrzeug besser ab. Denn mit seinen mehr als 400 Kilometern wäre der Tesla auch für weitere Strecken nahezu uneingeschränkt nutzbar, i3 und andere Fahrzeuge wie beispielsweise VWs e-Golf, der es ebenfalls auf nur etwa 130 Kilometer pro Ladung bringt, sind in ihrem Einsatzgebiet spürbar eingeschränkt. Aber der Vergleich zeigt auch, dass es trotz ähnlichen Ansatzes - sowohl Model S als auch i3 waren von Anfang an als reine E-Fahrzeuge konzipiert - grundverschiedene Ergebnisse gibt: Aus den USA kommt ein langstreckentaugliches Alltagsfahrzeug, aus Bayern ein Technologieträger für die Stadt.
Ein möglicher Grund hierfür sind die Akkus, die den Fahrzeugpreis stark beeinflussen - BMW hat sich auch deshalb für einen nur gut 21 kWh fassenden Energiespeicher entschieden. Nicht nur für die britische Regierung heißt es deswegen: Hohe Reichweite oder geringer Einstandspreis.