Speicher OC, Intel vs AMD, bzw. wer hält die Speicherversprechen am besten?

Blubbie

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Hallo zusammen,

wie ich im letzten Jahr gelernt habe, heißt es anscheinend nicht dass ein DDR4-3200er Speicher auch diese Geschwindigkeit in jedem System fahren kann.
In diversen Foren und Videos wird immer wieder von unterschiedlichen Boards, BIOS/UEFI Versionen gesprochen. Dass alles ab 2666 MHz als OC zu bezeichnen ist und nicht garantiert werden kann. etc. etc.
Dann auch immer wieder... das Speicher mit den "tollen Samsung-B" Chips besser gehen als andere und und und...

Ich für meinen Teil habe mir damals ein AMD System gebaut mit einem MSI X370 Gaming Plus und als Speicher die G.Skill RipJaws V schwarz DIMM Kit 16GB, DDR4-3200, CL16-16-16-36 (F4-3200C16D-16GVK).
Zuerst lief der Speicher nur mit 2666 MHz. Erst durch ein BIOS/UEFI Update konnte ich ihn mittlerweile stabil (auch in Spielen über längere Zeit) mit 2999 MHz betreiben. Ich habe diverse Einstellungen im Bios versucht, Spannung hoch gepuscht. Wie gesagt.. foren... videos und und und konsumiert. Bei einigen Leuten ging das mit genau dem Speicher und Board ohne Probleme stabil 3200 MHz zu fahren. Andere waren froh überhaupt mal die 2666 Mhz zu sehen.

Es wird auch immer wieder gerne der Vergleich ran gezogen, dass ein VW-Golf mit Ferrari reifen trotzdem keine 300 Km/h fahren kann.

Daher hoffe ich, dass mir hier jemand klare Antworten geben kann.

1. Wenn der Speicher als DDR-4-3200 MHz verkauft wird. Dann muss er doch auch mit 3200Mhz stabil (!) laufen können. 3200Mhz ist ja für den Speicher seine spezifizierte Geschwindigkeit und ein Speicher-OC wäre doch erst ab mehr als 3200 MHz z.b. 3400 Mhz! Mit was für einem System testen denn die Speicherhersteller ihre Speicher?
Es gibt ja schließlich mitlerweile auch DDR4-4000 Mhz Speicher. Aber weder AMD noch Intel unterstützen das offiziell? Wozu dann überhaupt solche Speicher?

2. Dann wären wir schon bei AMD vs Intel. Kann man grundsätzlich sagen, dass AMD oder doch eher Intel die Speicher höher takten kann?
Würde mein G.Skill 3200er in einem Intel System locker und ohne viel konfigurieren mit 3200MHz laufen und bei AMD erreiche ich stabil nur 2999?

3. Das Thema mit den verwendeten Speicherchips von Samsung B-Die ist ja auch so eine Sache. Wieso sind diese denn besser?
Und wieso darf ein Speicherhersteller überhaupt seine Speicher als DDR4-3200er verkaufen wenn die auf AMD Systemen zu 90% nie auf 3200 Mhz laufen werden.

4. Wer ist eigentlich SCHULD? :-) Die beste Frage überhaupt. Wenn der Speicher nicht mit den 3200Mhz läuft. Liegt das am Prozessor? Am Mainboard / Chipsatz? Oder an wem?

Und ja - ich hätte mir natürlich damals gleich die 70 EUR teureren G.Skill FLARE-X 3200er kaufen können (weil die bis über den Klee gelobt werden und sonst wie zertifiziert sind) aber meine günstigeren G.Skill Ribjaws 3200er sind auch nicht die billigsten gewesen. :-(
 
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1. Wenn der Speicher als DDR-4-3200 MHz verkauft wird. Dann muss er doch auch mit 3200Mhz stabil (!) laufen können. 3200Mhz ist ja für den Speicher seine spezifizierte Geschwindigkeit und ein Speicher-OC wäre doch erst ab mehr als 3200 MHz z.b. 3400 Mhz! Mit was für einem System testen denn die Speicherhersteller ihre Speicher?

Dazu einfach mal die QVL von deinem Board durchsehen, ob der RAM da drin steht. Jedes Board hat eine QVL für RAM-Module.
Der RAM wird als 3200 Mhz XMP (Intel) verkauft. Ob das auf AMD Plattform auch läuft ist immer abhängig vom Board und dem IMC in der CPU (Memory Controller).

Es gibt ja schließlich mitlerweile auch DDR4-4000 Mhz Speicher. Aber weder AMD noch Intel unterstützen das offiziell? Wozu dann überhaupt solche Speicher?

Mit Intel-CPUs der S1151 und S1151V2 Plattform hängt es vom Board und vom IMC ab, ob Taktraten von 4000+ laufen. Generell kann man aber sagen, dass die 2x8GB B-Die Kits auf so ziemlich allen Z390 und Z370 Boards stabile 4000 Mhz schaffen. ITX Boards mit 2-Dimm Layout und Boards wie das APEX und GENE sogar meist mit mehr (4500+).

2. Dann wären wir schon bei AMD vs Intel. Kann man grundsätzlich sagen, dass AMD oder doch eher Intel die Speicher höher takten kann?
Würde mein G.Skill 3200er in einem Intel System locker und ohne viel konfigurieren mit 3200MHz laufen und bei AMD erreiche ich stabil nur 2999?

siehe oben. Ja, mit Intel Boards lässt sich generell besser RAM übertakten. Aber auch nur auf der S1151 und S1151v2 Plattform. X99 z.B. ist da ähnlich "schlecht" wie AMD Ryzen und TR was RAM OC angeht.
Dein 3200er Kit sollte auf fast allen Intel Boards der Z370 und Z390 Serie mit 3200 Plug an Play laufen, ja.

3. Das Thema mit den verwendeten Speicherchips von Samsung B-Die ist ja auch so eine Sache. Wieso sind diese denn besser?
Und wieso darf ein Speicherhersteller überhaupt seine Speicher als DDR4-3200er verkaufen wenn die auf AMD Systemen zu 90% nie auf 3200 Mhz laufen werden.

Siehe oben: XMP ist eine Intel Spezifikation und lediglich auf den Memory-Controller von Intel CPU ausgelegt.
B-Dies sind aufgrund der Fertigung einfach besser zu übertakten als z.B. E-Dies, D-Dies oder generell alle Hynix (AFR und MFR und CJR) Chips.
Ein Liste, auf welchen Modulen diese Chips drauf sind gibt es hier im Forum. klick

4. Wer ist eigentlich SCHULD? :-) Die beste Frage überhaupt. Wenn der Speicher nicht mit den 3200Mhz läuft. Liegt das am Prozessor? Am Mainboard / Chipsatz? Oder an wem?

Das liegt ausschließlich an AMD und der Plattform. AM4 ist eben die erste Plattform wo DDR4 mit AMD-Prozessor möglich ist. Da war Intel mit der X99 Plattform, wie oben geschrieben, auch nicht besser.
Es hat sich ja schon seit dem 1st Gen Ryzen Release einiges Getan in Sachen RAM-OC auf AM4. Anfangs konnte man Froh sein wenn man 2933 Mhz hinbekommen hat. Durch Bios Updates etc. kann man heute mit dem richten Board und dem richtigen IMC durchaus alltagstauglich 3600 Mhz erreichen und mehr.

Es ist aber auch immer Glückssache was den IMC angeht. Der IMC ist der in die CPU integrierte Memory Controller. Quasi die Anbidung vom RAM an die CPU. Dieser ist maßgeblich für den maximalen RAM-Takt verantwortlich.
Dabei ist es wie mit CPU-OC auch: man kann Glück oder Pech haben. Manche schaffen 3200, manche 3400 und manche 3800. Selbst 4000 gibts mittlerweile auch auf AM4.
Für solche Taktraten ist aber auch ein entsprechendes Board notwendig.
Bei AMD ist das ASUS Crosshair 7 Hero z.B. sehr gut geeignet wenn man 2x8GB B-Die Module mit 1DPC betreiben möchte. Das Board hat die RAM-Slots per Daisy-Chain an die CPU angebunden was beim Betrieb von nur 2 Modulen große Vorteile hat. Das Corsshair 6 Hero bindet die Ram-Bänke per T-Topologie an, weshalb auf diesem Board nicht so hoher Takt bei 2x8GB Modulen möglich ist, dafür aber ein höherer Takt im Vergleich zum CH7H wenn man 4x8GB Module betreiben möchte.
 
Um es mal von Grund auf zu erklären:

Niemand baut (aktuell) 3200er RAM Chips. Die Chiphersteller fertigen immer nur basierend auf den JEDEC Standard Speedbins, da ist das schnellste in Massenproduktion aktuell 2933 CL21!
Warum? Weil das der Massenmarkt ist. Ein großer Chiphersteller wie Samsung interessiert sich nicht für ein paar tausend Module die übers Jahr im deutschen Einzelhandel verkauft werden. Für den sind die 50.000 Module relevant, die Lenovo jeden Tag kauft.
Die beliebten Samung 8Gbit B Dies sind eigentlich DDR4-2400 CL17 Chips. Sie lassen sich einfach nur gut übertakten.
Modulhersteller kaufen diese Chips und selektieren sie. Für das fertig selektierte Modul gibt es dann eine Garantie dass es eben auch 3600 CL16 o.ä. schafft.

Der Modulhersteller kann ja nichts dafür wenn du dir mit anderen Komponenten eine Bremse ins System packst.

Wer ist eigentlich SCHULD ... Wenn der Speicher nicht mit den 3200Mhz läuft. Liegt das am Prozessor?
Grundsätzlich liegt Problem das erstmal am User weil er erwartet dass die CPU mal fix 50% mehr RAM Takt ab können soll als der Hersteller garantiert.

I.d.R. ist immer die CPU die Bremse, denn sie hat in der Praxis den niedrigsten garantierten RAM Takt.

wer hält die Speicherversprechen am besten?
Alle halten IHRE EIGENEN Versprechen. Nur der User kapiert den Zusammenhang nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Prinzip haben die beiden es schon ganz richtig erklärt. Noch ein paar Ergänzungen dazu von mir:

Intel Extreme Memory Profile (XMP) sind ein Intel Standard für Intel Plattformen. Die AMD und Intel Speichercontroller sind aber von Grund auf verschieden und haben ihre ganz eigenen Bedürfnisse wie Timings/Einstellungen. Das die AMD Mainboards überhaupt XMP unterstützen ist den von den Mainboard-Herstellern implementierten Workarounds zu verdanken. Diese erlauben es überhaupt erst das XMP zu verwenden und versuchen die Intel Timings für die AMD Plattformen zu übersetzen. Der Erfolg kann von Kit zu Kit variieren. Nicht jedes Kit das für bestimmte Intel Plattformen z.B. auf DDR4-3200 spezifiziert ist, erreicht diesen Takt mit den XMP-Workarounds auch auf AMD Mainboards (oder überhaupt). Deshalb es sinnvoll ist sich an die Mainboard/Speicher QVL zu halten, wenn man den RAM auf seinem AMD System nicht manuell konfigurieren will.

Niemand baut (aktuell) 3200er RAM Chips.
Es gibt zwar sehr wohl einen nativen DDR4-3200 Speed Bin bei z.B. Micron (D9WFL) oder Samsung (-BIWE), allerdings ist dieses von der JEDEC im DDR4 Standard vorgegebene Profil in Praxis auf Grund der schlechten Timings (CL22/CL24) nicht sehr nützlich.

Die beliebten Samung 8Gbit B Dies sind eigentlich DDR4-2400 CL17 Chips. Sie lassen sich einfach nur gut übertakten.
Es gibt Samsung 8Gbit B-Die in verschiedenen JEDEC Speed Bins, von DDR4-2133 (-BCPB) bis DDR4-2666 (-BCTD) und auch als DDR4-3200 (-BIWE) für industrielle Anwendungen. Wie bei den meisten anderen ICs auch, hängt das Übertaktungspotenzial für Retail Speed Bins wie DDR4-3200 CL15 oder DDR4-3600 CL18 aber nur von den Skalierungseigenschaften der jeweiligen ICs selbst ab. Für viele ICs sind die verschiedenen JEDEC Speed Bins auf Grund ihrer schwachen Timings alle relativ leicht zu erreichen und sagen daher nur wenig über die Qualität der Chips selbst aus.

I.d.R. ist immer die CPU die Bremse, denn sie hat in der Praxis den niedrigsten garantierten RAM Takt.
Das würde ich so nicht pauschalisieren. Einen Coffee Lake Speichercontroller kann man wohl nur mit mit ein zwei IC Typen und Modulen aus sehr hohen Retails Bins an seine Grenzen bringen. Bei vielen älteren/günstigen AM4 Mainboards gibt eher das Mainboard als der IMC die maximale Speicherfrequenz vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
@All - boah ich bin echt überwältigt für die detailierten und guten Antworten! Danke! Hatte schon angst dass ich hier in Grund und Boden geflamed werde, dass ich sowas nicht alles selbst weiß :-)
Hardwareluxx Community =>>> :love: :)

Nur noch zur Info:
Ich hatte mir damals (Ende 2017) mein erstes Ryzen (1600x) System gebaut. Und hatte damals tatsächlich auch auf der MSI Seite nach den kompatiblen Speichern geschaut. Genau diesen den ich gekauft habe hatte ich nicht gefunden. Aber eben diverse andere von G.Skill die für 3200 mit dem MSI X370 Gaming Plus spezifiziert sind. Daher dachte ich "passt schon, wird bestimmt auch gehen" zumal der Speicher bei den Bewertungen auf Mindfactory halt auch viele User-Bewertungen hatte, dass 3200Mhz kein Problem ist. Da habe ich gar nicht groß drauf geachtet ob das ein AMD oder Intel User war :-(

Naja ich hoffe doch das die nächste Mainboardgeneration mit dem Ryzen 3xxx der im Sommer(?) kommen soll doch endlich mal die Kurve kriegt und man dann aus dem "vollen" schöpfen kann bzw. die RAM-OC Kompatibilität besser wird.
Da die Speicherpreise ja doch etwas nachgelassen haben würde ich mir dann vielleicht sogar meinen G.Skill Ripjaws DDR4-3200er 2x8GB (16GB) Kit gegen ein schnelleres (3600? oder gar 4000?) Kit tauschen" und dann aber vorher sehr sehr ausführlich die Kompatibilitätsliste studieren.
 
Optimiere einfach die Timings und Subtimings der aktuell benutzen Module, das bringt - wenn es klappt - mehr als neuen RAM mit ein paar MHz mehr Takt zu kaufen.
 
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