Re: Bandscheibenvorfall beim Hund
(Autor: J o һ n n ү, Antwort nach 10 h, 13 Min)
Hallo Gisela,
Bandscheibenvorfälle beim Hund unterteilt man in drei Kategorien.
a) Schmerzhaftes Vorstadium:
Die Bauch- und Rückenmuskulatur ist verspannt und stark schmerzhaft. Der Hund kann sich nicht durchschütteln, schreit beim Hochheben, läuft mit "Katzenbuckel" und tippelt wie auf heißen Herdplatten beim Laufen. Der Stell- und Kneifreflex an Hintergliedmaßen ist nicht verzögert, positiver Paniculusreflex (Hund stöhnt und krampft bei leichter Hautberührung im Wirbelsäulenbereich).
b) Teillähmung (Parese)
Der Hund kommt selbstständig hinten nicht mehr hoch. Er kann sich beim Laufen kaum auf den Beinen halten und kippt seitlich um. Stell- und Kneifreflex sind verzögert, aber vorhanden. Der Hund verliert evtl. kleine Mengen Kot und Urin. Schmerzhaft beim Anfassen.
c) Volllähmung (Paralyse)
Der Hund ist hinten vollständig gelähmt, keine Reflexe an Hintergliedmaßen, kein Analreflex, "Lämmerschwanz". Er hat eine pralle Blase oder lässt Kot und Urin einfach laufen. Relativ wenig schmerzhaft.
Bei Stadium a) und b) hat man gute bis sehr gute Aussichten die Beschwerden mit einer konservativen Behandlung in den Griff zu bekommen. Gerade wenn dein Hund erst mit über 10 Jahren erstmals Probleme hat, rate ich dir zur medikamentösen Behandlung, die Option auf einen chirurgischen Eingriff läuft einem deshalb nicht davon.
Eine bewährte Methode wäre:
Bis zum Abklingen der stärksten Beschwerden täglich Injektionen mit:
Novalgin, Voren Depot, Vitamin B-Komplex und Pasconeural. Nach Besserung können die Abstände vergrößert werden (alle 2-3 Tage).
Leichte Beschwerden können z.B. mit Phenylbutazon oral nachbehandelt werden. In hartnäckigen Fällen kann sich so eine Behandlung auch mal über 14 Tage hinziehen, meist reichen aber ca. drei Tage mit Injektionen aus.
Als physiologische Zusatztherapie empfehlen sich Rotlichtbestrahlungen mehrmals täglich. Es hat sich auch bewährt dem Futter etwas Sahne oder Öl beizumengen um den Kot geschmeidig zu halten, da die Hunde oftmals Stuhlabsatzprobleme wegen der Rückenschmerzen haben.
Zur Prophylaxe Gewichtsreduktion und viel Schwimmen.
"Bandscheibenhunde" haben meist immer wieder mal Probleme, aber solange man die Beschwerden immer wieder gut in den Griff bekommt können Hund und Besitzer normalerweise gut damit leben.
Falls trotz Behandlung eine Verschlechterung eintritt oder die Lähmung fortschreitet, kommt leider nur eine OP oder evtl. Euthanasie in Frage.
Beim Stadium c) hat nur ein sofortiger chirurgischer Eingriff Aussicht auf Erfolg. Üblicherweise wird durch eine Myelographie (Kontrastmittelröntgen) der geschädigte Bereich bestimmt und chirurgisch Entlastung geschaffen. Die Aussicht auf vollständige Genesung ist sehr gut.
Im süddeutschen Raum praktiziert der Tierarzt, der bundesweit wahrscheinlich die meisten Wirbelsäulenoperationen gemacht hat. Ich kenne keinen Hund, den er an den Bandscheiben operiert hat, der nicht gut läuft. Falls Interesse näheres per mail.
Alles Gute,
Johnny